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Gut gespielt und doch verloren. Teuer haben sich die Potsdamerinnen in der Viertelfinalserie gegen den deutschen Rekordmeister verkauft. Sehr auffällig agierte dabei – wie so oft in diesem Spieljahr – Saskia Hippe (hier beim Angriffsschlag). Ob die Top-Scorerin nächste Saison noch für den SCP spielt, ist fraglich.

©  G. Pohl

Volleyball beim SC Potsdam: Erhobenen Hauptes am Saisonziel vorbei

Auch im vierten Jahr nacheinander ist für den Frauenvolleyball-Bundesligisten SC Potsdam das Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft Endstation. Seinen eigenen Ambitionen wird er damit nicht gerecht.

Von Tobias Gutsche

Der letzte Applaus des Abends galt einzig allein ihm – Alberto Salomoni. Der Italiener, der als Cheftrainer den Frauen-Bundesligisten SC Potsdam in den vergangenen fünf Jahren zu einer guten Adresse im deutschen Volleyball entwickelt hat, stand am Samstag sichtlich gerührt inmitten der MBS-Arena, als Fans, Spielerinnen und Funktionäre des Potsdamer Clubs ihm anerkennenden Beifall zum Abschied spendeten. Wenige Minuten zuvor war der Schlusspunkt der Salomoni-Ära durch das SCP-Viertelfinalaus gegen den Schweriner SC gesetzt worden.

Nach der Meisterschaftspartie gab es dann viele Schulterklopfer, Umarmungen und liebe Worte für den Coach, der mit jeder Faser seines Körpers den Volleyballsport lebt und nun auf eigenen Wunsch hin sein Amt abgibt. Zudem wurde er mit einem herzlichen Einspieler geehrt, der auf der Videoleinwand flimmerte und den 49-Jährigen unter anderem dabei zeigte, wie er voller Hingabe den italienischen Pop-Song „Laura non c'è“ beim Karaokesingen im Kreise seines Teams zum Besten gibt. Spaß, Akribie und Leidenschaft: Dafür stand Salomoni beim SC Potsdam. „Wir sind Alberto sehr dankbar für seine Arbeit. Er hat uns weit vorangebracht“, sagte SCP-Sportdirektor Toni Rieger.

SCP-Sportdirektor Toni Rieger: Saison 2015/16 ein "Misserfolg"

Doch mit der Sentimentalität mischte sich an diesem Abend auch noch eine andere Gefühlslage: Enttäuschung. Das 2:3 (25:21, 22:25, 24:26, 25:19, 12:15) gegen Schwerin war schließlich die zweite Potsdamer Niederlage in der Play-off-Serie, was für den SCP gleichsam das Ende des Spieljahres bedeutete. Vor 1014 Zuschauern – nur vierthöchster Wert der Saison, was etwas dürftig für eine solch wichtige Partie erscheint – präsentierte sich die Heimmannschaft stark. Sie demonstrierte dabei, dass große Qualität in ihr steckt. Letztlich genügte das aber nur, um würdevoll auszuscheiden und erhobenen Hauptes das Saisonziel zu verpassen.

Nach zuvor drei Jahren, in denen Potsdam jeweils bereits im Viertelfinale der deutschen Meisterschaft gescheitert war, sollte diesmal eigentlich der Sprung in die Runde der letzten Vier gepackt werden. „Das haben wir nicht erreicht. Und deshalb müssen wir unzufrieden sein“, resümierte Kapitänin Regina Mapeli Burchardt. Toni Riegers Fazit fiel härter aus: „Wir sind nicht ins Halbfinale gekommen und haben die Hauptrunde schlechter abgeschlossen als in den beiden vorhergehenden Jahren. Unter dem Strich ist die Saison also für uns ein Misserfolg. Das ist Scheiße.“

Deutsche Nationalspielerinnen Hippe und Silge sollen möglichst in Portsdam gehalten werden

Sehr offensiv hatte der SCP im zurückliegenden Sommer seine gesteigerten Ambitionen formuliert und im Bestreben um eine Top-4-Platzierung vieles verändert. Rieger wollte am Samstag zwar keine genauen Zahlen angeben, doch er bestätigte, dass der Etat im Vergleich zu den Vorjahren deutlich angehoben wurde. Investiert wurde vor allem in einen fast rundum erneuerten Kader. Lediglich Lisa Rühl, Yvonne Montano, Nadja Schaus und Lisa Gründing blieben aus dem Aufgebot der Saison 2014/15 übrig, hinzu kamen acht neue Akteurinnen. „Im Nachhinein“, sagte der Sportdirektor, „müssen wir eingestehen, dass wir von einigen Spielerinnen mehr erwartet hatten. Namen nenne ich jetzt aber nicht.“ Kritisch sieht er insbesondere die Unbeständigkeit: „Wir hatten extreme Leistungsschwankungen. Mit den zu vielen schlechten Spielen war in der Hauptrunde nicht mehr möglich.“

Platz sieben – in den Saisons zuvor waren es die Ränge fünf und sechs – schlug da zu Buche, wodurch der mühselige Gang in die Pre-Play-offs angetreten werden musste. Aufgrund der Teilnahme an dieser zusätzlichen Zwischenrunde hat der SC Potsdam auch ein wenig Zeit bei der Planung für die kommende Saison eingebüßt, wie Toni Rieger erklärte: „Eigentlich wollten wir zwischen Ende der Hauptrunde und Beginn des Viertelfinals Gespräche mit Spielerinnen führen. Das mussten wir dann aber verschieben und werden es nun in Ruhe nachholen.“ Wunsch sei es, für das nächste Jahr „sieben, acht Spielerinnen zu halten“. Darunter möglichst die deutschen Nationalakteurinnen Saskia Hippe und Wiebke Silge. „Meine Zukunft ist noch in alle Richtungen offen“, sagte Top-Scorerin Hippe.

Nachfolge auf der Cheftrainerposition ist noch nicht spruchreif

Wer in der Saison 2016/17 für den SCP am Netz stehen wird, hängt natürlich vor allem auch damit zusammen, wer Alberto Salomonis Posten als Cheftrainer übernimmt. Bei der Suche nach einem neuen Coach sei der Verein bereits „ein ganzes Stück weitergekommen“, meinte Toni Rieger, wiegelte jedoch bei Nachfragen zum Salomoni-Nachfolger ab: „Es ist noch nichts spruchreif. Also sagen wir auch nichts weiter dazu. Wir hoffen aber, bald jemanden präsentieren zu können, der vielleicht wie Alberto hier eine Ära prägen kann.“ 

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