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Elf Siege aus elf Spielen. Kein Konkurrent zweifelte daran, dass Viktoria 89 rechtmäßig aufsteigt.

© imago/Matthias Koch

Saisonabbruch in Regionalliga: Viktoria 1889 wird der dritte Berliner Profiklub

Der Aufstieg in Liga drei zwingt den Verein zum Umzug. Weil niemand absteigt, könnte es bald eng werden in der Regionalligastaffel Nordost.

Der FC Viktoria 1889 Berlin kann seine Planungen für die Dritte Liga vorantreiben. Auf einer Videokonferenz zwischen dem Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) und Vertretern der Viertligisten hatten sich alle Vereine für einen Saisonabbruch ausgesprochen. Es gilt als sicher, dass das NOFV-Präsidium auf seiner Sitzung am 16. April das vorzeitige Ende beschließt.

Einstimmig hatten die Regionalligaklubs dafür plädiert, Viktoria als ungeschlagenen Tabellenführer zum Aufsteiger zu erklären. Ebenso sprachen sich die Vereinsvertreter dafür aus, dass es keine Absteiger geben soll. Nach fünf Monaten Spielpause gebe ein Saisonabbruch den Vereinen etwas Planungssicherheit, hieß es unisono.

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Vor allem für die sieben Berliner Regionalligaklubs gab es zuletzt keinerlei Perspektive für einen Re-Start, nachdem der Senat wiederholt betont hatte, keine Fußballspiele jenseits des Profisports zu erlauben. Benjamin Weber, Leiter der Fußballakademie von Hertha BSC, bedauert wie alle anderen Vereinsvertreter den zu erwartenden Abbruch: „Für unsere Talente ist jedes Spiel ein Stückweit Ausbildung“, sagt er für Herthas U23.
Auch wenn es keine sportliche Entscheidung ist, kann sich Viktoria über das vorzeitige Saisonende freuen. Als direkter Aufsteiger werden die Hellblauen in der kommenden Saison in der Dritten Liga spielen. Für den NOFV und die Liga-Konkurrenz gab es angesichts der Bilanz von elf Siegen in elf Spielen der Lichterfelder keinen Zweifel, dass der Klub kommende Saison neben Union und Hertha zum dritten Profiklub aufsteigt.

Stadion gesucht

Ein paar Hausaufgaben hat der Verein allerdings noch zu erledigen. Vor allem plagt die Verantwortlichen die Sorge, bislang keine drittligataugliche Spielstätte vorweisen zu können. Sportdirektor Rocco Teichmann verweist auf Gespräche mit dem Berliner Senat und auch Vereinen im Brandenburger Umland über Möglichkeiten, deren Stadion für die Drittliga-Heimspiele zu nutzen.

Eine Option hat sich inzwischen zerschlagen: Das Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion wird nicht verfügbar sein. Neben dem Regionalligisten SV Babelsberg 03 nutzt bereits der 1. FFC Turbine Potsdam das KarLi für seine Heimspiele in der Frauen-Fußballbundesliga. Zum anderen sollen ab der kommenden Saison auch die Heimspiele der Potsdam Royals in der German Football League am Babelsberger Park ausgetragen werden.

Die American Footballer sind seit Langem auf der Suche nach einer Spielstätte. In Gesprächen zwischen der Stadt und dem SV Babelsberg 03 als Stadionbetreiber zeichnet sich eine Lösung ab, dass die Royals ihre Spiele im Karli bestreiten können. Damit wäre die Belastungsgrenze der Spielstätte ausgereizt. Während der NOFV dem Votum der Vereine, Viktoria Berlin zum diesjährigen Staffelsieger zu erklären, folgen wird, hat der Verband bei der Frage nach Absteigern jedoch Bedenken. Sollte es, wie von den Regionalligaklubs empfohlen, keine Absteiger geben und etwa der 1. FC Magdeburg den Klassenerhalt in der Dritten Liga nicht schaffen, würden erneut 20 Vereine in der kommenden Saison in der Nordoststaffel spielen.

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Hinzu kämen noch die beiden Oberliga-Aufsteiger – und vor der Herausforderung einer solchen Marathon-Saison habe der NOFV großen Respekt. Daher beschäftigt sich der Verband auch mit der Option, dass es in diesem Jahr keine Aufsteiger aus der Oberliga gibt – auch dort droht ein Saisonabbruch. Mehrheitlich plädierten am vergangenen Mittwoch die Regionalligisten für dieses Szenario.

Alle Regionalligaspiele frei empfangbar

Bei allen aktuellen Schwierigkeiten wird der Regionalliga-Fußball im Nordosten ab der kommenden Saison umfänglicher präsentiert. Der NOFV hat am vergangenen Montag mit der neu gegründeten TV-Produktionsfirma Ostsport TV einen Vertrag abgeschlossen und sich die Übertragungsrechte für vier Spielzeiten gesichert. Der MDR als bisherige TV-Partner wollte seinen auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängern.

Hinter Ostsport TV steht neben einem Berliner Rechtsanwalt als Gründer unter anderem der langjährige ZDF- und Sky-Moderator Heiko Mallwitz, der als Mediendirektor für den Sender tätig ist. Mallwitz kündigte an, dass künftig alle Spiele eines Regionalliga-Spieltages übertragen und frei empfangbar sein werden – entweder als Live-Spiel oder als Zusammenfassung. „Wir wollen an jedem Tag, an dem die Regionalliga spielt, ein Live-Spiel übertragen oder live für den MDR oder RBB produzieren“, sagte er. Laut NOFV-Präsident Hermann Winkler werden die Vereine finanziell beteiligt, unklar ist noch, in welcher Höhe.

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