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Wladimir Putin und Thomas Bach verbindet eine langjährige Beziehung.

© imago/ITAR-TASS

Verstörende Haltung: Russland gehört sanktioniert – nicht bemitleidet!

Der Sport tut sich schwer mit Solidaritätsbekundungen zur Ukraine. Und Thomas Bach hat Mitleid mit russischen Athleten. Das muss sich ändern.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Die Angelegenheit ist gar nicht so schwer. Sollte man denken. „Wie kann es sein, dass ein Land an sportlichen Wettkämpfen teilnimmt, obwohl es ein anderes Land überfällt und dessen Trainingszentren in die Luft jagt?“, fragte jüngst Max Cobb, Generalsekretär des Biathlon-Weltverbandes. Es war rhetorisch gemeint. Nach gesundem Menschenverstand darf so etwas nicht sein.

Sportpolitik aber hat selten etwas mit gesundem Menschenverstand zu tun. Das wird in diesen Tagen und Wochen wieder augenscheinlich. Während Russland aus Verzweiflung einen immer brutaleren Angriffskrieg in der Ukraine führt, tut sich der Sport schwer mit klaren Solidaritätsbekundungen zur überfallenen Ukraine. Schlimmer noch: Auf der Ebene des Sportdachverbandes, des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), wird vor allem das Bild der notleidenden Sportnation Russland gezeichnet.

Wie kann es sein, dass ein Land an sportlichen Wettkämpfen teilnimmt, obwohl es ein anderes Land überfällt?

Max Cobb

Zwar bekräftigte der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach zuletzt die bisherigen Sanktionen gegen russische und belarussische Athletinnen und Athleten. Vor allem aber machte Bach deutlich, wie schwer ihm das fällt. Man dürfe nicht alle Russen über einen Kamm scheren, sagte er vor wenigen Tagen in Seoul. Und überhaupt sei es ja nicht das russische Volk gewesen, das den Krieg gegen die Ukraine vom Zaun gebrochen habe. Sondern die russische Regierung.

Persönliche Überzeugung oder strategische Gründe?

Von den Delegationen in Seoul gab es dafür viel Applaus. Obwohl die meisten Sportverbände strikt gegen eine Rehabilitation Russlands sind, sendet die Spitze nach und nach verstörende Signale aus. Diese finden durchaus Anklang. Einzelne Verbände (Judo, Boxen) haben russische und belarussische Sportler inzwischen wieder zugelassen. Und man muss bei Bach nicht zwischen den Zeilen lesen, um zu der Einschätzung zu kommen, dass er die Maßnahmen gegen die Sportnation Russland eher widerwillig mitträgt.

Die Frage ist, tut er es aus Überzeugung, aus seiner Fürsorge für die Sportler heraus oder aus strategischen Gründen? Für Letzteres spricht die enge Verflechtung des Weltsports mit Russland.

So oder so: Der Sport steht nicht über dem Weltgeschehen, er ist nicht unpolitisch und sollte auch keine Normalität vorgaukeln, wo es keine gibt. Sprich: Russland gehört verurteilt und sanktioniert – und keinesfalls bemitleidet.

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