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Sport: Unten angekommen

Es gibt bessere Möglichkeiten, den Mittwochabend zu verbringen als vor dem Radiogerät. Dieter Hauert tat dies trotzdem, als Vereinspräsident von Alba Berlin interessierte er sich natürlich für die Live-Übertragung des Euroleague-Spiels seines Vereins bei Benetton Treviso.

Es gibt bessere Möglichkeiten, den Mittwochabend zu verbringen als vor dem Radiogerät. Dieter Hauert tat dies trotzdem, als Vereinspräsident von Alba Berlin interessierte er sich natürlich für die Live-Übertragung des Euroleague-Spiels seines Vereins bei Benetton Treviso. Doch was er gegen 21.30 Uhr mitanhören musste, weckte keine guten Gefühle. "Ich war angesauert", berichtet Hauert von seiner Abendgestaltung, "ich habe keinen Teamgeist gesehen." Was freilich vor dem Radiogerät nur schwer möglich ist. Doch selbst wenn Dieter Hauert persönlich im Palaverde zu Treviso anwesend gewesen wäre - er hätte Albas Teamgeist nicht entdecken können.

"Wir durchschreiten gerade ein Tal der Tränen", sagt der Vereinspräsident. Das 71:100 bei Benetton Treviso besiegelte das Scheitern von Alba Berlin in der Vorrunde der Euroleague. Erst drei Siege verzeichnete Alba in der neuformierten Liga, es droht das schlechteste internationale Abschneiden seit 1993, als der Klub noch am Korac-Cup teilnahm. Während die Frankfurt Skyliners in der Gruppe B aussichtsreich im Rennen liegen, muss Alba sich vorsehen, dass man in den ausstehenden Euroleague-Spielen gegen Wroclaw, Malaga und Charleroi nicht noch vom sechsten Platz abrutscht. Und in der Bundesliga findet sich der fünfmalige Deutsche Meister der vergangenen Jahre als Drittplatzierter nur in der Verfolgerrolle. Wie schwach ist Alba Berlin?

"Wir sind im Augenblick nicht so gut, um im Topgeschäft Euroleague mithalten zu können", sagt Hauert. Das erste Saisonziel, die Zwischenrunde der Euroleague, hat Alba bereits verfehlt. Ein finanzieller Verlust entsteht durch das frühe Aus allerdings nicht. "In der Zwischenrunde hätten sich Zuschauer-Einnahmen aus Heimspielen und Unkosten durch Auswärtsspiele ausgeglichen", sagt Manager Carsten Kerner. Pokalsieg und der sechste nationale Meistertitel könnten das Manko des frühen Euroleague-Endes wettmachen, doch im Moment sieht es nicht so aus, als könnte das gelingen. Hauert sagt bereits: "Ich hätte keine Sorgen, wenn wir einmal nicht Meister werden." Sein Ziel sei vielmehr langfristig angelegt. "In 20 Jahren sollte Alba zehnmal Meister werden", sagt Hauert. Das solle aber nicht heißen, dass er die Titelverteidigung in der Bundesliga, in der Alba am Samstag (15.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle) gegen Würzburg antritt, abgeschrieben hätte.

Das fehlende Engagement in der zweiten Halbzeit von Treviso, die 31:52 verloren ging, gibt dem Alba-Chef jedoch zu denken. "Ich werden mit dem Coach besprechen, ob der Vorstand Einfluss nehmen kann", sagt Hauert. Von Geldstrafen wollte er jedoch nicht reden. Das Fehlen des verletzten Mannschaftskapitäns Henrik Rödl ließ Hauert nicht als Entschuldigung gelten. Gab es zu Saisonbeginn noch mehrere Gründe, die man für das schwache Abschneiden anführen konnte, so gelte das spätestens seit der ersten Nationalmannschaftspause im November nicht mehr. "Es gibt keine Ausreden mehr", sagt Hauert.

Womöglich stellt sich als Nachteil heraus, was alle vor dieser Saison als Vorteil angesehen hatten. Es gab - abgesehen von George Zidek, der außerplanmäßig zu Saisonbeginn verpflichtet wurde - keinen echten neuen Spieler. Der einzige Zugang, Mithat Demirel, kannte fast alle Mitspieler aus den Jahren 1997 bis 1999, als er bereits für TuS Lichterfelde und Alba Berlin spielte. Es gibt keine Bewegung im Kader. Die jungen Spieler wie Nationalspieler Stefano Garris oder Tommy Thorwarth bleiben auf ihrer Rolle als Einwechselspieler festgelegt und kommen nicht an den Etablierteren wie Henrik Rödl, Jörg Lütcke oder Marko Pesic vorbei. Demirel findet auf dem Spielfeld noch gar nicht zum Team. Es fehlen neue Impulse, die Mannschaft wirkt satt. Auch Hauert glaubt inzwischen: "Es könnte sein, dass die Mannschaft zu lange zusammen ist."

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