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Jordan Siebatcheu Pefok fehlte in der Generalprobe die Entschlossenheit vor dem Tor.

© IMAGO/Behrendt

Trotz erfolgreicher Testspiele: Die vielen Baustellen beim 1. FC Union

Eine Woche vor Punktspielstart zieht Unions Trainer Urs Fischer eine gemischte Bilanz, denn vor den erkältungsbedingt dezimierten Berlinern liegt noch viel Arbeit.

Sechs Spiele, sechs Siege – betrachtet man die Ergebnisse, so hätte die Wintervorbereitung des 1. FC Union nicht besser laufen können. Das 3:1 in der Generalprobe gegen den slowakischen Erstligisten MSK Zilina am Samstag offenbarte allerdings, dass es bei den Berlinern bis zum Wiederbeginn der Bundesliga in einer Woche noch einige Baustellen gibt. „Natürlich ist es gut, wenn man gewinnt, und man nimmt eine gewisse Zuversicht mit, aber von Resultaten in der Vorbereitung sollte man sich nicht täuschen lassen“, sagte Unions Trainer Urs Fischer.

Die Voraussetzungen vor dem letzten Testspiel hätten deutlich besser sein können. Nach der Rückkehr aus dem Trainingslager unter der spanischen Sonne am Mittwoch, einem freien Tag und der ersten Einheit im regnerischen Köpenick am Freitag meldeten sich gleich mehrere Spieler erkältungsbedingt ab. „Im Moment geht die Grippe um und bei uns hat es den einen oder anderen erwischt“, sagt Fischer.

Mit Rani Khedira und Sheraldo Becker fehlten gegen Zilina zwei absolute Stützen des Teams. Dass der Mittelfeldorganisator und Unions bester Torschütze zu den wenigen Spielern gehören, die nicht einmal ansatzweise gleichwertig ersetzt werden können, wurde am Samstag deutlich.

Außerdem musste Fischer auf die erkälteten Spieler Jamie Leweling und Sven Michel sowie den angeschlagenen Paul Seguin verzichten. „Das ist unglücklich vor dem letzten Test, aber ich hoffe, dass sie Dienstag alle wieder ins Training einsteigen können“, sagte der Coach. Bei den Mittelfeldspielern Morten Thorsby und Andras Schäfer wird es wohl noch etwas länger dauern, bis sie wieder voll einsteigen können.

Jerome Roussillon kam gegen Zilina ebenfalls noch nicht zum Einsatz. Am Freitag hatte der Neuzugang vom VfL Wolfsburg erstmals in Köpenick trainiert, körperlich ist er aber noch nicht in der Verfassung, um der Mannschaft sofort zu helfen. In seinen letzten Wochen bei den Niedersachsen belasteten ihn Knieprobleme und so weist er einen deutlichen Trainingsrückstand auf.

Dennoch ist Fischer mit der Verpflichtung des erfahrenen Linksverteidigers sehr zufrieden. „Wir starten mit zehn Spielen in fünf Wochen. Die Anforderungen sind groß und dafür braucht man einen breiten Kader“, sagte er. Mit Tymoteusz Puchacz hat Union Ende Dezember einen Linksverteidiger bis zum Saisonende verliehen, diese Lücke wurde nun geschlossen.

Wie weit die Berliner in ihrer Vorbereitung sind, lässt sich nach zwei Monaten Pause schwer sagen. In den sechs Testspielen waren gute Ansätze zu sehen, aber auch noch viel Verbesserungspotenzial. Im Trainingslager hatten die Berliner viel an der taktischen Flexibilität gearbeitet und insbesondere an der Viererabwehrkette.

Am Samstag vertraute Fischer aber dem altbewährten 3-5-2, das auch in einer Woche gegen Hoffenheim zum Einsatz kommen dürfte. Gegen Zilina, den Sechsten der slowakischen Liga, der erst seit einer Woche im Training ist, ließ sich eigentlich nur die erste Hälfte bewerten, danach brachten zahlreiche Wechsel den Spielfluss zum Erliegen.

Defensiv fehlte Union über weite Strecken die Stabilität, die das Team während der Hinrunde ausgezeichnet hatte. Das hatte zum Teil mit dem Ausfall von Khedira zu tun, aber vor allem mit fehlender Intensität. Nach Ballverlusten schalteten die Berliner nicht schnell genug um und ermöglichten Zilina einige aussichtsreiche Angriffe. „Die erste Hälfte hat mir defensiv nicht gefallen“, sagte Fischer. „Das war nicht konsequent genug, da haben wir zu viel zugelassen.“

Doch auch im eigenen Ballbesitz ließ Union oft die nötige Konzentration vermissen. Gerade in der zweiten Hälfte, als beim Gegner die Kräfte merklich nachließen, boten sich den Berlinern Konterchancen, die durch mangelnde Präzision oder schlechtes Timing zunichtegemacht wurden. „Es gab viele Räume, die können wir besser ausnutzen“, sagte Julian Ryerson. Die erfolgreichen Testspiele will der Norweger nicht überbewerten und warnt: „Es gibt viele Dinge, an denen wir arbeiten müssen, und Pflichtspiele sind etwas ganz anderes.“

Das sieht auch sein Trainer ähnlich. Fischer meint seine Mannschaft fast sechs Wochen nach dem Trainingsauftakt Anfang Dezember zwar auf einem guten Weg, nach der ungewohnt langen Winterpause ist die Ungewissheit aber deutlich größer als in anderen Jahren. „Wo wir stehen, werden wir am Sonnabend gegen Hoffenheim sehen. Ich habe aber das Gefühl, da fehlt schon noch einiges.“

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