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Torsten Frings gab alles, es reichte immerhin für ein bisschen.

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Update

Darmstadt 98 - Borussia Mönchengladbach 0:0: Torsten Frings holt einen Punkt beim Trainerdebüt

Früher kämpfte er im Mittelfeld, jetzt an der Seitenlinie. Torsten Frings wird für sein Engagement mit einem Achtungserfolg gegen Gladbach belohnt.

Schon als Spieler ist Torsten Frings kein Weg zu weit gewesen. Daran hat sich offenbar auch in seinem neuen Job nichts geändert. Nicht mal 40 Sekunden waren bei seinem Trainerdebüt vergangen, als Frings sich von seinem Platz erhob und sich an die Kreidelinie seiner Coaching-Zone begab.

So ging das die ganze Zeit: Aufstehen, hinsetzen, aufstehen. Frings gab seinen Spielern Tipps, wies ihnen die richtigen Wege und lebte mal wieder das Helfersyndrom aus, das ihn auch als Kämpfer und Renner im defensiven Mittelfeld ausgezeichnet hat. Genau deshalb hat Darmstadt 98, der Tabellenletzte der Fußball-Bundesliga, den 40 Jahre alten Berufsanfänger verpflichtet. Er soll seine Art auf eine Mannschaft übertragen, gewissermaßen den Punkrock in das Stadion am Böllenfalltor zurückbringen. Zu seinem Debüt konnte er zumindest einen Achtungserfolg feiern: Nach neun Pflichtspielniederlagen hintereinander erkämpften sich die Darmstädter ein 0:0 gegen Borussia Mönchengladbach.

„Er ist voll mitgegangen, hat sich, so gut es geht, reingehauen“, sagte Darmstadts Mittelfeldspieler Peter Niemeyer über seinen ehemaligen Bremer Kollegen und neuen Vorgesetzten Frings. „Man hat auf dem Platz gesehen, dass wir bis in die Haarspitzen motiviert waren.“ Die Situation der Darmstädter im Abstiegskampf wird schon jetzt, nach der Hinrunde, allgemein als aussichtslos erachtet, von Frings aber erhoffen sie sich noch einmal einen Motivationsschub. „Er hat noch mal unser Feuer entfacht“, sagte Offensivspieler Marcel Heller. „Wir wollen uns nicht abschießen lassen, sondern noch mal alles versuchen.“ Der frühere Herthaner Niemeyer wertete das Unentschieden gegen die Gladbacher als „Punkt für die Moral“ – weil Darmstadt wieder Darmstadt war: „Wir waren füreinander da, haben füreinander gekämpft.“

Für die Gladbacher war es erst der zweite Auswärtspunkt in dieser Saison

Genauso hatte sich das auch Frings vorgestellt. „Die Mannschaft glaubt wieder dran. Das ist die Nachricht von heute“, sagte Darmstadts Trainer, der es bei seinem Debüt mit dem Kollegen mit der größten Erfahrung zu tun bekommen hatte. Für Dieter Hecking war es das 333. Bundesligaspiel als Cheftrainer und ebenfalls das erste für seinen neuen Klub. Auch die Gladbacher sind wie Darmstadt in der Hinrunde weit hinter ihren – ungleich höheren – Erwartungen zurückgeblieben; auch sie werteten das Unentschieden später wie Sportdirektor Max Eberl als „klaren Schritt nach vorne“.

Vor allem in der Anfangsphase machten es die Gäste, die im Jahr 2016 nur ein Auswärtsspiel gewonnen hatten, recht anständig. Jonas Hofmann, der überraschend in der Startelf stand, scheiterte in der siebten Minute aus spitzem Winkel an Michael Esser; kurz darauf bewahrte Darmstadts Torhüter seine Mannschaft vor dem sicheren Rückstand, als er einen Schuss von Raffael aus vier Metern parierte.

In der Folge aber sah das Spiel so aus, wie man sich das Spiel zweier verunsicherter Mannschaften vorstellt. Beide waren darum bemüht, hinten sicher zu stehen und wenige Fehler zu machen. Die Mönchengladbacher hatten zwei Drittel Ballbesitz, spielten aber oft den entscheidenden Tick zu ungenau, um die winzige Lücke in der massiven Darmstädter Defensive zu finden. Dafür standen sie in der Defensive meistens sicher, ließen gegen die Darmstädter nur wenig zu. Trotzdem sagte Trainer Hecking: „Wir wissen, dass wir erst mal wieder Vertrauen aufbauen müssen.“

Das müssen auch die Darmstädter, die zwar nach acht vergeblichen Versuchen wieder einen Punkt holten, nun aber schon seit fünf Spielen kein Tor erzielt haben. Gegen die Gladbacher dauerte es eine halbe Stunde, ehe die Heimmannschaft, bei der Neuzugang Sidney Sam nur auf der Bank saß, ihren ersten stringenten Angriff zu Wege brachte. Der schnelle Heller setzte sich auf der rechten Seite durch, passte in die Mitte, wo Verteidiger Tony Jantschke gerade noch vor Jan Rosenthal klärte.

Aber auch die Mönchengladbacher taten sich in der Offensive schwer. Mitte der zweiten Hälfte ging es ausnahmsweise einmal schnell: Thorgan Hazard stürmte mit Tempo in den Strafraum und traf aus acht Metern den Pfosten. Unmittelbar darauf verfehlte Borussias Innenverteidiger Jannik Vestergaard nach einer Ecke mit einem Kopfball nur knapp das Tor. Auf der anderen Seite scheiterte Darmstadts Kapitän Aytac Sulu kurz vor Schluss, ebenfalls nach einer Ecke, per Kopf an Torhüter Yann Sommer. So endete ein eher mäßiges Bundesligaspiel auch für die Gäste mit einem kleinen Erfolg. Gleich beim Debüt ihres neuen Trainers verdoppelten die Gladbacher die Zahl ihrer Auswärtspunkte dieser Saison: von eins auf zwei.

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