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Rafinha nimmt durchaus mal andere Profis auf den Arm.

© AFP

Rafinha bei Bayern: Sauhund auf der Außenbahn

Beim FC Bayern passte der lebensfrohe Rafinha einst nicht ins Konzept, doch der altersmilde Jupp Heynckes lässt sich nicht davon abschrecken.

Wahrscheinlich ist es für alle Seiten gut, dass es erst jetzt geklappt hat und nicht vor zwei Jahren. Schon damals waren die Vorstände des FC Bayern schwer interessiert an Rafinha, damals noch beim FC Schalke 04. Der Brasilianer war auserkoren, die ewige Suche nach einem Rechtsverteidiger zu einem guten Ende zu führen. Doch einer hatte etwas dagegen: Louis van Gaal. Er plante rechts mit Philipp Lahm und wollte außerdem nicht noch einen Spieler von so übersichtlicher Körpergröße in seiner Stammabwehr, Rafinha ist 1,72 Meter groß. Aber Rafinha und der Disziplinfanatiker Louis van Gaal, das hätte wohl auch nicht gepasst. Schließlich hat der brasilianische Fußballer in seinen fünf Jahren bei Schalke zahllose Zeugnisse seiner Lebensfreude geliefert: nächtliche Partys, bis die Nachbarn die Polizei riefen, eigenmächtig verlängerte Urlaube, geschwänzte Trainingseinheiten („musste meine Frau zum Flughafen bringen“).

Der altersmilde Pädagoge Jupp Heynckes ließ sich davon nicht schrecken. Von Beginn an drängte er darauf, Rafinha aus dem Exil beim FC Genua zurück in die Bundesliga zu holen. Und weil der dortige Präsident angeblich noch dankbar war, dass die Bayern ihm einst Luca Toni ablösefrei überlassen hatten, betrug die Ablöse für den 25-Jährigen auch nur 5,3 Millionen Euro, ein Jahr zuvor hatte Schalke den Italienern noch acht Millionen abgeknöpft.

Ein interessanter Nebenaspekt dieses Transfers ist, dass die Bayern nun – nach Luiz Gustavo – den zweiten Spieler der einst an der Säbener Straße unerwünschten Berateragentur Rogon des Mario-Basler-Schwagers Roger Wittmann im Kader haben.

Am Montag im Pokal bei Eintracht Braunschweig hat Rafinha sein erstes Pflichtspiel für den FC Bayern absolviert. Nach den gut 120 Minuten, die er in der vergangenen Woche in den zwei Vorbereitungsspielen gegen den AC Mailand und den FC Barcelona auf dem Feld stand, schien es, als habe Heynckes richtig gelegen. Denn Rafinha ist ein Spezialist für die Arbeit auf der rechten Außenbahn: schnell und ausdauernd, bissig im Zweikampf hinten und mit Drang nach vorn. Rafinha kann tückische Flanken schlagen, die zu gefährlichen Torschüssen werden können (gegen Mailand einmal an die Latte). Er könnte eine ideale Ergänzung zu seinem Vordermann Arjen Robben sein, der seinen Kapselriss im Knöchel noch nicht ganz ausgeheilt hat. Seit dem Karriereknick von Willy Sagnol hatten die Bayern kein so überzeugendes Pendant mehr zu Philipp Lahm. Und das ist vier bis fünf Jahre her.

Mit den Kosenamen „Giftnudel“ und „Sauhund“ hieß Heynckes diesen Zugang in München willkommen. „Ich bin klein und aggressiv auf dem Platz, da mache ich alles für den Sieg meiner Mannschaft“, erklärt Rafinha seine Spielweise. Bei Schalke brachte er es so auf 41Gelbe Karten in fünf Jahren (aber nur einen Platzverweis, anno 2005). In München hoffen sie, dass die Spielweise der gesamten Mannschaft durch Rafinha wieder unbeugsamer, sprich: vanbommeliger wird. Rafinha seinerseits sieht nun seine Karriere an dem Punkt angekommen, „endlich Titel zu gewinnen“. Auch seinen Länderspielzähler würde er gern wieder in Schwung bringen, der steht bisher bei: eins.

Und wie will er es mit dem auch für Fußballer verlockenden Freizeitangebot Münchens halten? Rafinha hat sich in der Sommerpause von Giovane Elber, der auch aus Londrina im Süden Brasiliens kommt, beraten lassen, „wie ich mich in München verhalten muss“, erzählt er. Außerdem versichert dieser Marcio Rafael Ferreira de Souza treuherzig: „Das Bild, das die Leute von mir haben, stimmt nicht.“ Er möge halt Musik, am besten laut. Aber das sei es eigentlich auch schon. Als die Bayern kürzlich zum Familienbrunch ins Stammrestaurant des Vereins luden, brachte Rafinha Freundin Carolina mit und trug das gemeinsame zweijährige Töchterchen auf dem Arm. Das kam gut an im Verein.

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