zum Hauptinhalt
Sebastian Middeke kommt vom SV Meppen und ist neuer Trainer bei Turbine Potsdam.

© imago images / Felix Schlikis

Saisonauftakt bei Werder Bremen: Turbine Potsdam muss den Umbruch meistern

Nach einer turbulenten Transferphase im Sommer tritt Turbine quasi mit einem völlig neuen Kader in der Fußball-Bundesliga an. Das Duell mit Bremen ist direkt ein Härtetest.

Als für Turbine Potsdam im vergangenen Mai in München alles vorbei war, wurde aus einer guten Saison zumindest auf dem Papier eine enttäuschende. Am Ende fehlten den Potsdamerinnen drei Punkte zum dritten Rang in der Fußball-Bundesliga und damit für das Erreichen der Champions-League-Plätze. Stattdessen zog Eintracht Frankfurt an den Potsdamerinnen vorbei und sicherte sich am letzten Spieltag der abgelaufenen Saison den dritten Platz.

Danach veränderte sich bei Turbine so ziemlich alles. Trainer Sofian Chahed trat nur wenige Monate nach seiner Vertragsverlängerung zurück, daraufhin verließ auch der langjährige Präsident Rolf Kutzmutz den Klub. Als sei das allein nicht schon eine große Herausforderung für einen solch kleinen Klub, verließen nach und nach Leistungsträgerinnen Turbine. Am Ende wechselten 14 Spielerinnen zu anderen Vereinen, darunter die beiden Stürmerinnen Selina Cerci (1. FC Köln) und Melissa Kössler (TSG Hoffenheim), Abwehrchefin Merle Barth (Atlético Madrid) und Kapitänin Sara Agrez (VfL Wolfsburg).

Zurück blieben nur zehn Spielerinnen des Kaders der vergangenen Saison. Dem gegenüber stehen 15 Zugänge und die Frage, wie man es schafft, in kürzester Zeit aus dieser zusammengewürfelten Truppe ein konkurrenzfähiges Bundesligateam zu formen. Turbines neuer Trainer, Sebastian Middeke, wagt den Versuch und zeigt sich kämpferisch vor dem Saisonauftakt bei Werder Bremen (16 Uhr, Magentasport). „Eins kann ich den Fans versprechen, wir werden jedes Spiel versuchen, leidenschaftlichen Fußball zu spielen“, so der 38-Jährige, der zuletzt die U17-Juniorinnen des SV Meppen in der Bundesliga Nord/Nordost trainierte.

Mit jungen Spielerinnen kennt er sich also aus, das könnte helfen im aktuellen Kader von Turbine. Denn bei den Zugängen handelt es sich vor allem um junge Talente, wie Laura Radke, Pauline Deutsch oder Noa Selimhodzic, die eine Investition in die Zukunft sein sollen. Nur wenige der neuen Spielerinnen können bereits Bundesligaerfahrung vorweisen.

Trotzdem sticht ein Name heraus: Jennifer Cramer. Die Europameisterin von 2013 spielte bis 2018 bei Potsdam und entschied sich dann für einen Wechsel nach Italien. Nun ist sie zurückgekehrt und dürfte dank ihrer Erfahrung eine wichtige Rolle in der Defensive der Brandenburgerinnen übernehmen. Zusätzlich hat sich Turbine mit drei weiteren Spielerinnen verstärkt, die schon einige Minuten in der ersten Liga sammeln konnten. Amber Barrett wechselte aus Köln nach Potsdam, von Absteiger SC Sand kamen Adrienne Jordan und Noemi Gentile. Letztere wurde prompt zur Kapitänin ernannt.

Turbine hat nicht viel Zeit, sich zu finden

Middeke steht also vor keiner leichten Aufgabe in der kommenden Saison und gibt sich entsprechend zurückhaltend, was eine klare Zielformulierung angeht. „Wenn zahlreiche Stammspielerinnen den Verein verlassen, dann kann man sich gut vorstellen, dass es eine sehr harte und schwere Saison für uns werden wird“, sagt Middeke. Sein oberstes Ziel sei es, die neuen Spielerinnen möglichst schnell zu integrieren und dann weiterzuentwickeln.

Am Sonntag wird sich im Duell mit Bremen zeigen, wie weit einzelne Spielerinnen dann schon sind. Werder spielt das dritte Jahr in Folge in der Bundesliga und dürfte auch in dieser Saison hauptsächlich den Klassenerhalt anstreben. Trotzdem ist die Rollenverteilung auf dem Platz nicht so eindeutig wie noch in der vergangenen Spielzeit.

Werder-Coach Thomas Horsch musste kaum Abgänge kompensieren und die Mannschaft hat sich vielmehr verstärken können mit gezielten Transfers. In der Vorsaison haperte es bei den Bremerinnen im Sturm. Die niedrigste Torausbeute der Liga dürfte den Potsdamerinnen Hoffnung machen, Gegentreffer zu vermeiden und sich dafür auf die Offensive konzentrieren zu können, wo eine große Lücke entstanden ist durch die Abgänge von Cerci und Kössler.

Mit Blick auf die ersten drei Spiele, bleibt Turbine nicht viel Zeit, um sich zu finden. Nach dem Spiel in Bremen empfangen die Potsdamerinnen zum Heimspielauftakt Aufsteiger MSV Duisburg. Eine Woche später geht es nach Köln. Diese drei Duelle werden richtungsweisend sein, wie weit es in dieser Saison gehen kann und ob womöglich im Laufe der Saison letztlich doch der Klassenerhalt das oberste Ziel sein wird.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false