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Die kennen sich: Ralf Rangnick (r.) und Julian Nagelsmann geben (l.) treffen nun als Nationaltrainer aufeinander.

© dpa/Jan Woitas

Gegen die Heimat und den alten Freund: Ralf Rangnick will Deutschland schlagen

Einst holte Österreichs Nationaltrainer Julian Nagelsmann nach Leipzig. Am Dienstag stehen sich beide in Wien nun mit ihren Teams gegenüber.

Von
  • Alexander Strecha
  • Andreas Heidenreich

Ralf Rangnick saß Montagmittag auf dem Podium im Medienraum des Wiener Ernst-Happel-Stadions und sorgte gleich für den ersten Lacher. Auf die Frage, wie oft er zuletzt zur Bedeutung des Spiels Österreich gegen Deutschland (Dienstag, 20.45 Uhr/live im ZDF) gefragt worden war, antwortete er kurz und bündig: „Oft.“ Funkstille, keine weitere Erklärung des deutschen Teamchefs der österreichischen Fußball-Auswahl. Erst auf Nachfrage räumte er ein, dass dieses Duell auch für ihn persönlich interessant und spannend, freilich ein besonderes Spiel sei.

Gekonnt moderierte der 65-Jährige die Fragen der deutschen Medien, ließ sie teilweise sogar ins Leere laufen. Wie denn die Gespräche mit dem DFB gewesen seien nach dem Rauswurf von Hansi Flick? Rangnick grätsche das Thema weg: „Es hat zu keinem Zeitpunkt Gespräche gegeben. Ich habe mich damals für Österreich entschieden, und seitdem geht alles in die richtige Richtung.“

Auch ließ er sich nicht auf das Spielchen ein, wer denn am Dienstagabend im Wiener Prater nun in die Favoritenrolle schlüpfe oder ob Österreich derzeit über Deutschland zu stellen sei. Neben ihm saß ÖFB-Kapitän David Alaba, schmunzelte und hütete sich vor einer Aussage, die gegen ihn verwendet werden könnte.

Und so umschiffte der Profi von Real Madrid das Kräfteverhältnis verbal routiniert und gekonnt: „Wir brauchen uns vor keinem Gegner zu verstecken. Deutschland hat Einzelspieler mit Weltklasse und absolut das Potenzial bei der EM erfolgreichen Fußball zu spielen. Auch wenn die Ergebnisse nicht so gut waren.“ Kein Wort, dass Österreich daheim in Wien vor Heimpublikum womöglich erstmals Favorit sei. Welch Schlagzeile hätte das ergeben?!

Es gibt viele persönliche Kontakte zwischen Spielern und Trainern beider Nationen

Der Doppelpass zwischen Alaba und Rangnick funktionierte. Der Teamchef verwies darauf, dass man in den vergangenen 18 Monaten bewiesen hätte mit starken Nationen mitzuhalten und auf Augenhöhe zu agieren. Wie gegen Frankreich, Kroatien oder exakt vor einem Jahr in Wien, als man Europameister Italien in einem Test schlug. Auch diesmal möchte der EM-Starter das Länderspieljahr positiv abschließen. 

Die Besonderheit an diesem Aufeinandertreffen sind auch die vielen persönlichen Kontakte zwischen Spielern und Trainern beider Nationen. So hatte Rangnick Deutschlands Bundestrainer Julian Nagelsmann einst nach Leipzig geholt, weil er von dessen Spielidee überzeugt war. Man kennt sich. „Ich hatte danach immer wieder Kontakt zu Julian, allerdings nicht mehr, seit er Bundestrainer geworden ist.“ Auch am Dienstag wird rund ums Spiel wenig Zeit für einen Tratsch bleiben.

„Es hat zu keinem Zeitpunkt Gespräche mit dem DFB gegeben. Ich habe mich damals für Österreich entschieden, und seitdem geht alles in die richtige Richtung.

Ralf Rangnick

David Alaba freut sich auf ein Wiedersehen mit Antonio Rüdiger, mit dem er Schulter an Schulter für Real Madrid verteidigt. „Natürlich hatte ich mit ihm in den letzten Tagen Kontakt, und auch zu anderen Spieler von Bayern München.“

David Alaba lobt Antonio Rüdiger, mit dem erst bei Real Madrid verteidigt

Rüdiger sieht er bei den Deutschen als Abwehrchef, wobei Alaba selbst diese Rolle bei Real Madrid einnimmt. „Er besticht mit seiner Art, seiner Präsenz und Aggressivität. Er liest ein Spiel gut und hat eine gute Spieleröffnung.“ Kein negatives Wort kommt Alaba zum Teamkollegen und Gegner am Dienstag über die Lippen.

Ralf Rangnick geht es um die Entwicklung der Mannschaft, ein Spiel gegen Deutschland gibt diesbezüglich weitere Aufschlüsse vor der Auslosung der Europameisterschaft am 2. Dezember in Hamburg. Dabei wird Österreich aus Topf 2 gezogen. „Wenn ich mir manche Nationen in Top 3 ansehe, dann weiß ich nicht, ob das ein Vorteil ist“, zeigt Rangnick wenig Euphorie. „Wir haben bis zur Euro noch fünf Tests, der gegen Deutschland ist der erste.“ Und womöglich der brisanteste.

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