zum Hauptinhalt
Für viele ein Master of Desaster. IOC-Präsident Thomas Bach.

© IMAGO/NurPhoto/IMAGO/Niharika Kulkarni

Russland und Belarus bei Olympia: Eine Entscheidung, die keinem weiterhilft

Die Zulassung von einigen wenigen Athleten aus beiden Ländern als sogenannte neutrale Athleten bei Olympia in Paris ist eine seltsame Entscheidung des IOC. Ärger ist vorprogrammiert.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Es ist eine Entscheidung, mit der sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) außerhalb Russlands, von Belarus und dem Kreis von Sympathisanten dieser beiden Staaten keine Freunde gemacht hat. Die Zulassung von Athleten aus beiden Ländern als sogenannte neutrale Athleten bei den Olympischen Spielen von Paris erscheint zumindest ein kleiner Erfolg für Präsident Wladimir Putin zu sein. Denn so ist Russland, wenn auch ohne Flagge und Hymne, trotz des Krieges gegen die Ukraine durch die Hintertür bei Olympia dabei.

Doch der Gang zu dieser Hintertür ist schmal. Sehr schmal. Unter den 4600 Sportlerinnen und Sportlern, die sich bislang für Paris 2024 qualifiziert haben, sind nur elf neutrale Sportlerinnen und Sportler, acht aus Russland und drei aus Belarus. Aus der Ukraine werden dagegen 60 Menschen teilnehmen.

Und die wenigen „Neutralen“ werden unter besonderer Beobachtung stehen, sie dürfen ja schließlich den russischen Krieg nicht in irgendeiner Weise unterstützten oder einen Bezug zur russischen Regierung und zum russischen Militär haben. Wer und wie das genau kontrolliert werden soll und kann – das IOC wird diese Frage beantworten müssen.


Damals ging es um Dopingsperren, nicht um einen Angriffskrieg

Das klingt erst einmal ganz nüchtern betrachtet in Ordnung. Teams sind nicht zugelassen, das war ja ohnehin schon wackelig bei den Spielen von Pyeongchang und Tokio, als dort russische Mannschaften unter olympischer Flagge starten durften. Doch damals ging es noch um Dopingsperren und nicht um einen Angriffskrieg.

Es geht nun also um Einzelne. Um Athleten, für die die Unschuldsvermutung gilt. Und warum die abstrafen, die nichts mit den Untaten ihrer Regierungen zu tun haben? Auf den zweiten Blick allerdings sind auch diese Athletinnen und Athleten Botschafterinnen oder Botschafter ihrer Länder Russland oder Belarus, zumal sie dann auch aus den jeweiligen Sportsystemen kommen.

Dass nun Ärger vorprogrammiert ist, wenn diese Athletinnen und Athleten gegen Ukrainerinnen oder Ukrainer antreten, ist klar. Die Entscheidung des IOC bleibt eine zweifelhafte. Und es ist eine Entscheidung, die keinem weiterhilft.  

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false