Potsdamer Kanuten bei Deutschen Meisterschaften: Vom Maracanã an den Beetzsee

Potsdam/Rio de Janeiro/Brandenburg - Wer glaubt, dass sich erfolgreiche Olympiateilnehmer nach Medaillen- und Titelgewinnen bei diesem sportlichen Großereignis entspannt zurücklehnen und dem Nichtstun frönen, muss sich zumindest im Falle der Potsdamer Renn-Kanuten eines Besseren belehren lassen. Von Erholung, Regeneration und Urlaub kann zumindest in den kommenden zwei Wochen noch keine Rede sein. Nach der Willkommensfeier in Frankfurt/Main für die gesamte deutsche Olympiamannschaft am gestrigen Dienstag heißt der nächste Zielort für die überaus erfolgreiche Potsdamer Kanu-Flotte um Doppel-Olympiasieger Sebastian Brendel: Brandenburg an der Havel.

Auf der Regattastrecke Beetzsee finden vom heutigen Mittwoch bis Sonntag die 95. Deutschen Kanu-Rennsport-Meisterschaften statt. Für die Olympioniken stellt die Veranstaltung eine Kombination aus sportlichem Anspruch und repräsentativen Charakter dar. So gilt als Höhepunkt der fünftägigen Veranstaltung ohne Frage der offizielle Empfang des Kanu-Olympiateams am Freitag ab 19 Uhr. Die Mitglieder der erfolgreichsten Mannschaft der olympischen Kanu-Rennsport-Wettkämpfe werden von ihrem Bundesverband(DKV) sowie der Gastgeberstadt und dem Land Brandenburg geehrt und dürfen sich ins Goldene Buch der Stadt Brandenburg an der Havel eintragen. Abgerundet wird der offizielle Teil mit der symbolischen Übergabe einer olympischen Flamme an die Mitglieder des Parakanu-Teams, das nach den Meisterschaften die Reise zu den Paralympics nach Rio antritt.

Sebastian Brendel und Jan Vandrey gehen wie im Goldrennen an den Start

Alle Potsdamer Medaillengewinner stehen gleich mit mehreren Einsätzen in den Meldelisten der vom Regattateam Brandenburg Beetzsee e.V. ausgerichteten Veranstaltung. Sebastian Brendel bestreitet im Einer- und Zweier-Canadier die 1000-Meter-Strecke. Wie im Goldrennen von Rio de Janeiro kniet Jan Vandrey im Zweier mit im Boot. Dieser nimmt außerdem die 200 Meter im Einer und Zweier in Angriff. Im Achter des KC Potsdam über 200 Meter sind beide genauso vorgesehen wie die weiteren Canadier-Asse Stefan Kiraj und Ronald Verch, die ebenfalls ein umfangreiches Programm fahren werden. Die in Rio mit zwei Silbermedaillen dekorierte Franziska Weber ist wie auch Conny Waßmuth jeweils für den Kajak-Zweier und Vierer über 200 und 500 Meter gemeldet. Ronald Rauhe startet im Einer-, Zweier- und Vierer-Kajak über jeweils 200 Meter.

Auch wenn ein Spannungsabfall nach dem Saisonhöhepunkt nicht von der Hand zu weisen ist, gibt KCP-Cheftrainer Ralph Welke kurz nach seiner Rückkehr aus Brasilien die Marschroute der kommenden Tage vor: „Alle werden noch mal antreten und ihr Bestes geben“. Geregelt trainiert werde zwar nicht mehr, so Welke, doch im Wettkampf dürfe ruhig nochmal Gas gegeben werden. Als Medaillengewinner gebe es „ja irgendwo auch eine Verpflichtung“, sich den jugendlichen Nachwuchskanuten aus ganz Deutschland nicht nur auf der Bühne, sondern auch auf dem Wasser in Aktion zu präsentieren.

Während die Athleten der Leistungsklasse ihre Saison trotz des noch vorhandenen sportlichen Anspruchs also eher ausklingen lassen, sind die Meisterschaften für die Nachwuchskräfte als Saisonhöhepunkt einzustufen. Denn auch in den Klassen der Schüler A (13-14 Jahre), Jugend (15-16 Jahre) und Junioren (17-18 Jahre) wird im Brandenburger Gewässer um Gold, Silber und Bronze gepaddelt. Für die besten Kanuten der Jahrgänge 1999 bis 2001 geht es zusätzlich um die Qualifikation für die „Olympic Hopes Regatta“ , die vom 23. bis 25 September im ungarischen Szeged ausgetragen wird.

KC Potsdam wird wahrscheinlich wieder ganz oben stehen

Zum Ende der Veranstaltung werden die Verantwortlichen des KC Potsdam im OSC Potsdam sicher auch einen kurzen Blick auf den Medaillenspiegel riskieren. Im vergangenen Jahr waren die Athleten vom Luftschiffhafen mit 20 Gold-, 14 Silber-, und 13 Bronzemedaillen die deutlich stärkste Mannschaft der deutschen Meisterschaften. Mit einer unverändert hohen Leistungsdichte und den olympischen Erfolgen im Rücken wäre es doch einigermaßen überraschend, wenn der KC Potsdam, der mit 54 Athleten am Start ist, in dieser Wertung am Sonntag nicht wieder ganz oben stehen würde.

Von Mittwoch bis Freitagvormittag finden die zahlreichen Vorläufe statt, die ersten Endläufe sind am Freitag ab 14.30 Uhr zu erwarten. Der Samstag ist ab 10 Uhr für Endläufe vorgesehen.

Yannik Lebherz