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Gebt nochmal Gas, Jungs. Füchse-Trainer Sigurdsson macht wieder Druck. Foto: dpa

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Sport: Positiver Stress

Weil die Rhein-Neckar Löwen verlieren, stehen die Füchse plötzlich kurz vor der Champions League

Berlin - Beim Essen mit seinem Jugendteam schaute Bob Hanning ab und zu auf den Handball-Liveticker und traute seinen Augen kaum. „Es wurde relativ schnell deutlich, dass es eine Überraschung geben könnte“, sagt der Geschäftsführer des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin. Es gab dann am Dienstagabend wirklich eine Überraschung: Der VfL Gummersbach bezwang die favorisierten Rhein-Neckar Löwen 36:28. „Nach ihren Europacup-Sieges-Feierlichkeiten und auch wegen der drohenden Insolvenz hätte ich den Gummersbachern diese Leistung nicht zugetraut“, sagt Hanning. Doch die Gummersbacher taten den Füchsen den Gefallen, das Final-Four-Team aus Mannheim von einem Champions- League-Platz zu stürzen. Damit hat die Mannschaft von Trainer Dagur Sigurdsson plötzlich sogar die Chance, sich als Tabellendritter und zwei Punkten vor den Mannheimern liegend, direkt für die Champions League zu qualifizieren.

Drei Punkte aus dem Heimspiel am Sonntag gegen die HSG Wetzlar (16 Uhr) und beim Auswärtsspiel gegen den SC Magdeburg brauchen die Füchse noch, dann haben sie dieses Ziel erreicht. Bisher rechneten sie als Bundesliga-Vierter mit einem Platz im Qualifikationsturnier, weil sie gegenüber Kiel und die Rhein-Neckar Löwen das schlechtere Torverhältnis haben. Aber nun eröffnet sich ihnen eine völlig neue Perspektive. Die Spieler hatten auf einen ruhigen Saisonabschluss spekuliert, doch nun wird ihnen noch zweimal alles abverlangt.

„Wie das allerdings ohne Sven-Sören Christophersen klappen soll, weiß ich nicht so recht“, sagt Hanning, bemüht, den Druck gleich wieder vom Team zu nehmen. Der Nationalspieler wird wegen eines Muskelfaserrisses wohl fehlen. Damit wären die Füchse in dem von Magdeburg zum Spiel des Jahres erhobenen Spiel deutlich geschwächt. „Für den SCM ist dieses Duell mittlerweile wichtiger als ein Spiel gegen den THW Kiel“, sagt Hanning.

40 000 Euro werden in dieser Saison allein schon für einen Gruppenplatz in der Champions League ausgeschüttet, aber die Füchse seien von diesem Geld nicht abhängig, sagt Hanning. Und selbst wenn sie den direkten Einzug in die Champions League verpassten, hätten die Füchse die Chance, über das Qualifikationsturnier in den lukrativen Wettbewerb einzuziehen.

„Ich finde es schon sensationell, dass wir überhaupt über diese Konstellationen nachdenken können“, sagt Hanning. Er erinnert daran, dass „das Projekt Füchse Berlin in nur fünfeinhalb Jahren so leistungsstark geworden“ ist. Die Füchse hätten in der Bundesliga nicht nur eine Stufe übersprungen. Den Mitarbeitern der Geschäftsstelle hat er bereits ein 13. Gehalt versprochen, „weil sie immer für den Verein und niemals in erster Linie vom Verein leben“.

Zwangsläufig zieht Hanning einen Vergleich zum VfL Gummersbach, der seine Finanznot selbst verschuldet habe. „Ich kann mir nun mal nichts leisten, was ich mir nicht leisten kann“, sagt er philosophisch. „Dennoch muss alles getan werden, dass Gummersbach mit seiner Tradition und der hervorragenden Jugendarbeit der Bundesliga erhalten bleibt.“ Zumindest am Dienstag hatte der VfL für die Füchse eine besondere Bedeutung.

Was der Sieg gegen die Rhein-Neckar-Löwen wert ist, müssen nun die Füchse selbst beantworten.

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