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Sport: „Neue Champions League ab 2009“

Michel Platini über seine Pläne als Uefa-Präsident

Herr Platini, Sie sind zum neuen Präsidenten der Uefa gewählt worden. Wie wollen Sie den europäischen Fußball verändern?

Ich habe eine neue Philosophie, die ich einbringen will. Fußball ist nicht nur ein Business, sondern es ist ein Schatz, den man schützen muss. Das Spiel sollte im Vordergrund stehen, nicht das Geschäft.

Viele kleine Verbände haben Sie gewählt. Die haben nun große Erwartungen. Wie wollen Sie diese erfüllen?

Es ist an der Zeit, dass sich die gesamte Fußballfamilie an einen Tisch setzt und über die Zukunft unseres Sports redet. Spieler und Klubs, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, alle müssen zusammenkommen. Auch die Verbände gehören zur Fußballfamilie. Wenn es Probleme gibt, sollten sie in der Familie geklärt werden. Es ist nicht gut, dass man bei Streitigkeiten immer öfter vor einen Richter zieht.

Streit könnte es zwischen großen und kleinen Fußballländern schon bald über eine Aufstockung der Europameisterschaft geben. Befürworten Sie eine Erweiterung von 16 auf 24 Mannschaften?

Man kann sich 24 Mannschaften vorstellen, aber auch 20. Wichtig ist, dass wir das Qualifikationssystem nicht in Mitleidenschaft ziehen, die Einnahmen aus diesen Spielen sind vielen Länder wichtig. Wir haben eine Studie in Auftrag gegeben. Warten wir doch die Ergebnisse ab.

Wann wird die von Ihnen angekündigte Veränderung der Champions League zugunsten kleiner Länder kommen?

Einen neuen Modus für die Champions League planen wir ab 2009. Dann soll es mehr Ausgeglichenheit geben. Das ist ein großes Projekt von mir, erste Entscheidungen werden im April getroffen.

DFB-Präsident Theo Zwanziger hat gesagt, man habe am Jubel nach Ihrer Wahl gesehen, dass vor allem Länder für Sie votiert haben, die nicht einmal 100 Einwohner haben.

Demokratie funktioniert so: Ich habe 27 von 50 gültigen Stimmen, also bin ich gewählt. Außerdem glaube ich, dass mich auch große Fußballländer gewählt haben. Die Stimmen kamen von überall. Für seine Äußerungen muss Herr Zwanziger die Verantwortung übernehmen.

Was glauben Sie, warum Sie Amtsinhaber Lennart Johansson geschlagen haben?

Das hat verschiedene Gründe. Ich bin weniger politisch als Lennart. Ich bin vielmehr eine Person, die aus dem Fußball kommt und der das Spiel sehr wichtig ist. Der Fußball muss seine echten Werte wiederentdecken: seine Schönheit, seine Einfachheit. Da geht es nicht um Politik.

Die Wahl war knapp. Wie wollen Sie die Uefa jetzt zusammenführen?

Ich bin ein Präsident für jeden, werde alle an einen Tisch bringen. Ja, es war knapp, aber ich wusste, dass ich mich auf 26 sichere Ja-Stimmen stützen kann. Es ist sogar eine mehr geworden. Es war ein langer Kampf, es ging mir wie als Spieler: Mal verliert man den Ball, mal gelangt man wieder in Ballbesitz. Allerdings haben wir früher elf gegen elf gespielt. Diesmal waren viel mehr Leute dabei.

Hat die Parteinahme von Fifa-Präsident Joseph Blatter für Sie am Ende den Ausschlag gegeben?

Ich war sehr glücklich über seine Worte. Ich habe ihn 1998 unterstützt, als er Fifa-Präsident wurde. Herr Blatter ist ein freier Mann, er darf seine Sympathie ausdrücken. Alle im Saal wussten doch, dass mir Herr Blatter freundschaftlich verbunden ist. Und ich ihm.

Wann ziehen Sie nach Nyon um, den Sitz der Uefa-Zentrale?

Das weiß ich nicht. Schon bald.

Und wann werden Sie Ihren ersten Auftritt als Uefa-Präsident absolvieren?

Mal sehen. Das ist ja alles neu für mich. In meinem Kalender steht nach dem Wahltag noch kein Termin – alles leer. Aber das wird sich schnell ändern.

Aufgezeichnet von Robert Ide.

Michel Platini, 51, gewann am Freitag in Düsseldorf die Kampfabstimmung um den Uefa-Vorsitz gegen Amtsinhaber Lennart Johansson. Als Spieler gewann der Franzose 1984 die EM.

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