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Trotz eines positiven Dopingtests darf Gold-Favoritin Kamila Walijewa im olympischen Eiskunstlauf-Einzel starten.

© dpa/ Peter Kneffel

Update

Internationales Olympisches Komitee entscheidet: Keine Medaillenzeremonie für russische Eiskunstläuferin Walijewa

Die Sportrichter haben ihr erstes Urteil in der Doping-Affäre gefällt: Walijewa darf starten. Die Welt-Anti-Doping-Agentur wirft Russland schwere Fehler vor.

Trotz eines positiven Dopingtests darf Gold-Favoritin Kamila Walijewa im olympischen Eiskunstlauf-Einzel starten. Der Internationale Sportgerichtshof Cas lehnte am Montag nach einem Eilverfahren bei den Winterspielen in Peking die Einsprüche gegen die Aufhebung ihrer vorläufigen Sperre ab. Als einen der Gründe für die Entscheidung nannte der Cas das Alter der 15-Jährigen, die als Minderjährige eine „geschützte Person“ unter dem Code der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) sei. Zudem wäre es angesichts der unklaren Beweislage und der Verzögerungen bei der Auswertung des Dopingtests unfair, der Russin eine Teilnahme am Damen-Einzel zu verwehren.

In der Doping-Affäre um das Eiskunstlauf-Ausnahmetalent geht es nicht nur um sauberen Sport bei den Peking-Spielen. Auch der seit dem Staatsdoping-Skandal beschädigte Ruf Russlands steht wieder auf dem Prüfstand. Das Internationale Olympische Komitee und die Wada wollten die Aufhebung einer vorläufigen Sperre der 15 Jahre alten Europameisterin nicht hinnehmen. Sie hatte das russische Team noch zum Olympiasieg geführt, bevor ihr positiver Doping-Test vom 25. Dezember 2021 bei den nationalen Meisterschaften in St. Petersburg bekannt wurde.

Walijewa war von der nationalen Anti-Doping-Agentur Rusada erst am 8. Februar vorläufig suspendiert worden, weil angeblich das Ergebnis der Probenuntersuchung erst so spät vom Stockholmer Labor übermittelt worden sei. Die Rusada nannte den 7. Februar als Datum für den Eingang des Befunds. Als Gründe der Verzögerung wurden die aktuelle Corona-Situation und erkranktes Laborpersonal genannt. In Walijewas Probe wurde das verbotene Herzmittel Trimetazidin nachgewiesen.

Für den Fall eines weiteren Medaillengewinns der positiv auf Doping getesteten Russin Kamila Walijewa im Eiskunstlauf-Einzel wird es bei den Winterspielen in Peking keine Siegerehrung geben. Das entschied die Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees am Montag kurz nach der Starterlaubnis für die 15 Jahre alte Europameisterin durch die Sportrichter. Sollte Gold-Favoritin Walijewa sich unter den besten Drei platzieren, wird es demnach weder eine Blumenzeremonie direkt nach dem Wettkampf noch eine Medaillenzeremonie geben, teilte das IOC mit.

Über eine mögliche Neuvergabe der Medaillen für den Team-Wettbewerb oder weitere Konsequenzen für Walijewa und ihr Begleitpersonal entschieden die Cas-Richter nicht. Dem IOC zufolge hatten nicht alle Beteiligten des Verfahrens zugestimmt, den gesamten Fall zu verhandeln.

„Das ist ein schreckliches Dilemma. Eine sehr unbefriedigende Situation“, sagte IOC-Sprecher Mark Adams. Das IOC hatte aber schon vorab versichert, das Ergebnis des Cas-Eilverfahrens zu respektieren und bis ins Detail umzusetzen. Es handle sich um einen „unglaublich komplizierten Fall“.

Walijewa war von der nationalen Anti-Doping-Agentur Rusada erst am 8. Februar vorläufig suspendiert worden.

© Andrew Milligan/Press Association Images/dpa

Die Rusada berichtete auch, eine Untersuchung weiterer Personen aus dem Umfeld der Athletin initiiert zu haben, da diese minderjährig sei. Bereits am 9. Februar wurde Walijewas Berufung gegen die Sperre von der Disziplinarkommission der Rusada jedoch wieder aufgehoben.

Auch Walijewa selbst sagte vor den Sportjuristen aus

Deshalb schalteten IOC, Wada und Eislauf-Weltverband das Schnellgericht des Cas in Peking ein. Unter dem Vorsitz des Italieners Fabio Iudica gab es am Sonntag eine mehr als fünfstündige Anhörung der Verfahrensbeteiligten per Videoschalte. Auch Walijewa selbst sagte vor den Sportjuristen aus.

Das Russische Olympische Komitee (ROC) hält das Vorgehen für nicht rechtens. Der Dopingtest von Walijewa gilt laut ROC nicht für den Zeitraum der Winterspiele. Außerdem seien weitere Dopingproben von ihr bei der EM im Januar und in Peking negativ ausgefallen.

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Die Welt-Anti-Doping-Agentur hat Russland schwere Fehler beim Umgang mit dem Dopingfall der 15 Jahre alten Eiskunstlauf-Europameisterin Kamila Walijewa vorgeworfen. Wie die Wada am Montag in Peking mitteilte, würde die Aufhebung der vorläufigen Suspendierung der im Dezember 2021 positiv getesteten Russin durch den Disziplinarausschuss der russischen Anti-Doping-Agentur (Rusada) „nicht mit den Bestimmungen des Wada-Codes übereinstimmen“.

Die Wada sei daher enttäuscht, dass die Ad-hoc-Abteilung des Internationalen Sportgerichtshofs Cas die Bestimmungen des Codes nicht angewendet habe. Sie würden „keine spezifischen Ausnahmen in Bezug auf obligatorische vorläufige Suspendierungen für „geschützte Personen“, einschließlich Minderjähriger, zulassen“.

Auslöser des Wirbels war die Verschiebung der Medaillenzeremonie für die Eiskunstlauf-Teams - die USA und Japan hatten Silber und Bronze gewonnen. Die Vergabe ist bisher nicht erfolgt. Besonders das IOC drängte auf eine schnelle Klärung des Falles, weil schon am Dienstag das Damen-Einzel beginnt. Russland hat neben Walijewa noch Weltmeisterin Anna Scherbakowa und die WM-Zweite Alexandra Trusowa nominiert.

Für Russland geht es bei dem Streitfall um mehr als nur das Dopingvergehen im Eiskunstlauf. Das Land ist wegen organisierter Manipulationen und der Vertuschung von Sportbetrug wie schon bei den Sommerspielen in Tokio gesperrt. Die russischen Athleten dürfen nur als Vertretung des ROC antreten. Bei Siegerehrungen darf die russische Hymne nicht gespielt und die Flagge nicht gehisst werden. Ende des Jahres läuft ein zweijähriger Olympia-Bann aus. (dpa)

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