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Sport: Keine Kondition zum Feiern

Rainer Schüttler erlebt bei den Australian Open seinen bisher größten Erfolg – nach seinem Sieg gegen James Blake steht er im Viertelfinale gegen Nalbandian

Melbourne (Tsp). Als der Ball im Netz gelandet war, wirkte Rainer Schüttler nicht wie ein Sieger. Der 26jährige Tennisprofi fiel erschöpft auf den Platz von Melbourne, musste erst einmal „eine halbe Minute lang genießen“, wie er später sagte. Verständlich, Schüttler hatte den vorläufig größten Erfolg seiner Karriere gerade vollbracht, hatte in vier Sätzen den US-Amerikaner James Blake mit 6:3, 6:4, 1:6, 6:3 besiegt und das Viertelfinale des Grand-Slam-Turniers von Australien erreicht. Bevor er zu Boden ging, hatte Schüttler die Faust geballt. Vielleicht fühlte sich mancher Zuschauer in Melbourne ob der theatralischen Posen des Deutschen sogar an Boris Becker erinnert. Schüttlers Karriere hatte 1999 mit dem Sieg beim Turnier in Doha/Katar erst richtig begonnen, just zu einem Zeitpunkt, als Becker seine Abschiedstournee bestritt.

Schüttler präsentierte sich gegen Blake sehr laufstark und bewies Nerven. „Der Sieg bedeutet für mich eine große Erleichterung“, sagte er. „Ich hatte bei Grand-Slam-Turnieren oft meine Chance und habe doch verloren.“ Im Viertelfinale trifft Schüttler nun in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch auf David Nalbandian. Der Argentinier, 2002 Finalist in Wimbledon, setzte sich in fünf Sätzen gegen Roger Federer aus der Schweiz durch.

Bevor Schüttler aus deutscher Sicht feiern konnte, hatten die australischen Fans eine böse Überraschung erlebt. Der Weltranglistenerste Lleyton Hewitt aus Australien schied in vier Sätzen gegen Younes El Aynaoui (Marokko) aus. Die Niederlage schmerzte die Zuschauer, die zudem noch der beißende Rauch der Buschbrände im Bundestaat Victoria erreichte. Schließlich wurde das Dach der Rod-Laver-Arena geschlossen, weil der Geruch der Waldbrände, die im ganzen Ostteil Australiens wüten, auch in Melbourne in der Luft liegt. James Blake machte den störenden Geruch sogar für seine Niederlage mitverantwortlich. „Vielleicht ist Rainer aus Deutschland etwas mehr an den Rauch gewöhnt. Da rauchen überall ein paar Leute zu viel", sagte der US-Amerikaner.

Nachdem Schüttler in der dritten Runde pausiert hatte – sein Gegner Marat Safin war verletzt – präsentierte sich der 26-Jährige ausgeruht. Verlorene Aufschlagspiele in den ersten beiden Sätzen konnte Schüttler ebenso kompensieren wie eine Schwächeperiode im dritten Satz. Als der Deutsche nach zwei Stunden bei seinem ersten Matchball einen Stopp des Gegners erlief, landete Blakes Volley im Netz. „Das war der Moment, den ich genossen habe“, sagte Schüttler. Der gebürtige Hesse hat es noch in keinem Grand-Slam-Turnier ins Viertelfinale geschafft. Sein größter Erfolg datierte aus dem Jahre 2001. Da kam er ins Achtelfinale – bei den Australian Open.

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