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Sport: Kein großer Wurf

Bei der 22:30-Niederlage der deutschen Handballer gegen Spanien enttäuschen vor allem die Angreifer

In der 39. Spielminute schreitet Oliver Roggisch ein. Sie liegen 13:16 zurück, und einige Handballer der deutschen Nationalmannschaft hadern schon mit den Schiedsrichtern, mit sich selbst, mit dem Spiel insgesamt – eine verheerende Körpersprache. „Was ist los?“, schreit der Abwehrchef der deutschen Handball-Nationalmannschaft seine Mitspieler an und motiviert sie: „Wir gewinnen das Ding noch!“ Doch der Weckruf kommt zu spät. Im Duell der letzten beiden Weltmeister unterliegt das deutsche Team vor 3300 Zuschauern in der Bergener Haukelandshalle Spanien deutlich mit 22:30 (12:13). „Wir waren nur eine Halbzeit in der Lage mitzuhalten“, analysierte Bundestrainer Heiner Brand und kritisierte eine „schlechte Wurfausbeute“.

Da der Weltmeister mit 2:2 Punkten in die Hauptrunde geht, die am Dienstag in Trondheim mit dem Spiel gegen Island beginnt (weitere Gegner sind Frankreich und Schweden), ist der Halbfinaleinzug noch möglich. „Die Perspektive hat sich für mich nicht geändert. Wir müssen uns aber im Angriffsspiel enorm verbessern“, fordert Brand. Kapitän Markus Baur fügt hinzu: „Es ist wie jedes Jahr: Wir gehen nicht verlustpunktfrei in die Hauptrunde und werden trotzdem am Ende das Halbfinale erreichen.“

Die Spanier hatten noch eine Rechnung mit den Deutschen zu begleichen. Bei der 25:27-Niederlage im WM-Viertelfinale vor einem Jahr in Köln hatten sie sich von den Schiedsrichtern verschaukelt gefühlt. Ein Umstand, der aber auch die deutschen Profis motivierte. „Die Herausforderung ist groß, den Spaniern auch auf neutralem Platz zu zeigen, wer besser ist“, erklärte Roggisch. Außerdem hatte das deutsche Team am Samstag den Olympiavierten Ungarn klar mit 28:24 (13:12) Toren geschlagen, obwohl auch bei diesem Erfolg der Angriff nicht seinen besten Tag hatte. Erst in der zweiten Halbzeit explodierte der Hamburger Pascal Hens mit drei wichtigen Treffern. Hens kommt nach dem Ausfall Oleg Velykys, der wegen des Verdachts auf Kreuzbandriss fehlt, eine Schlüsselrolle auf der halblinken Position zu. Auf seine Tore aus dem Rückraum ist die deutsche Offensive weiterhin angewiesen.

Am Tag nach dem Sieg gegen Ungarn erwies sich Spanien als schwer zu schlagender Gegner. Torwart Henning Fritz, dem Brand diesmal das Vertrauen geschenkt hatte, startete zwar gut. Auch Christian Zeitz auf der halbrechten Position hatte positive Szenen. Der wurfgewaltige Kieler rechtfertigte den Einsatz zunächst durch einige gute Anspiele an den Kreis, die Andrei Klimovets und Kapitän Markus Baur verwerteten. Da dem 27-Jährigen aber, wie seinen Angreifern auch, zahlreiche Fehlwürfe unterliefen, konnten sich die Deutschen nicht entscheidend absetzen. Die 8:5-Führung konterten die Spanier mit einem energischen Zwischenspurt zum 9:10. Immerhin konnte das deutsche Team bis zur Pause noch gut mithalten.

In der zweiten Halbzeit sank die Wurfquote, die zuvor schon bescheiden gewesen war, dramatisch. Immer wieder scheiterten die deutschen Werfer am formstarken spanischen Torwart Hombrados, der mit 18 Paraden glänzte. Erst in der 34. Minute gelang dem Nordhorner Holger Glandorf der erste Treffer aus dem Rückraum. Der spanische Abwehrverband um den ausgezeichneten David Davis hielt weiter dicht und leitete viele Tempogegenstöße ein. Schnell lag das deutsche Team hoch zurück – 14:20 . Dazu häuften sich nun die technischen Fehler. Spätestens beim 18:25 war die Partie entschieden – und die erste deutsche EM-Niederlage besiegelt.

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