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Katharina Hennig wird in der Langlaufloipe immer schneller.

© dpa/Gian Ehrenzeller

„Kaum eine Familienfeier in den letzten Jahren“: Langläuferin Katharina Hennig und ihr Weg an die Weltspitze

Der Olympiasieg vor einem Jahr war erst der Anfang. Weil Hennig zuletzt konsequent an sich gearbeitet hat, konnte sie vor der WM die Lücke zu den Besten weiter verringert.

Für Katharina Hennig hat die Karriere als Langläuferin vor einem Jahr eine rasante Wendung genommen. Bis zu den Olympischen Spielen galt sie als die talentierteste Athletin des deutschen Teams seit langer Zeit. Seitdem ist sie nicht nur Olympiasiegerin im Duett mit Victoria Carl, sondern hat sich dauerhaft in der Weltspitze etabliert.

Weshalb sie bei den Weltmeisterschaften im slowenischen Planica zu den Mitfavoritinnen gehört. „Ich habe gesehen, dass die harte Arbeit belohnt wird und dadurch zusätzlichen Rückenwind bekommen“, erzählt sie dem Tagesspiegel. Beim Skiathlon am Samstag ist sie zum ersten Mal gefordert.

Während nicht wenige Sportlerinnen und Sportler im nacholympischen Jahr häufiger in ein kleines Leistungsloch fallen, auch weil sie die Zweitkarriere vorantreiben oder sich eine kleine Verschnaufpause gönnen, hat die 26-Jährige weiter an Boden zu den Führenden ihrer Branche gut gemacht. Kurz nach dem Jahreswechsel feierte Hennig ihren ersten Weltcupsieg bei der Tour de Ski. Einen Tag später quälte sie sich auf dem kräfteraubenden Schlussanstieg des mehrteiligen Langlauf-Wettkampfes zu einem fünften Platz in der Gesamtwertung.

Besondere Bedeutung der Tour de Ski

„Eine Goldmedaille bei Olympia steht natürlich für sich“, sagt Hennig, „aber eine vordere Platzierung bei der Tour de Ski hat für uns Langläufer ebenfalls einen gewaltigen Stellenwert.“ Denn gerade hier zeige sich, wer über Tage hinweg in verschiedenen Disziplinen starke Leistungen abrufen könne.

Es gibt immer wieder Tage, die richtig weh tun und an denen man keine Luft mehr hat.

Katharina Hennig über das kräftezehrende Training

Beim Skispringen kann ein günstiger oder ein schlechter Wind einen Wettkampf schon mal entscheidend beeinflussen. Auch beim alpinen Skisport können die Pistenverhältnisse und die Streckenführung dafür sorgen, dass sich Läuferinnen und Läufer durchsetzen, die zuvor niemand so recht auf der Rechnung hatte. Beim Langlauf hingegen sind Überraschungen sehr selten. Weil die Leistungen das Ergebnis jahrelanger Schinderei sind.

„Es gibt immer wieder Tage, die richtig weh tun und an denen man keine Luft mehr hat“, sagt Hennig, „und natürlich macht es nicht wirklich Spaß, bei strömendem Regen auf die Piste zu gehen.“ Aber kleinste Nachlässigkeiten führten eben dazu, dass Puzzleteile sich nicht zusammenfügen.

Kontakt zu Freunden und Familie massiv eingeschränkt

Dazu gehört auch ein hohes Maß an sozialer Disziplinierung. „In den vergangenen Jahren habe ich an kaum einer Familienfeier teilgenommen und habe die Kontakte zu Freunden massiv eingeschränkt.“ Die Hochphase der Coronapandemie war speziell für die Langläuferinnen und Langläufer massiv belastend, weil selbst eine kurze Zwangspause im Winter nur schwer zu kompensieren ist.

Was Hennig betrifft, ist die Karriereplanung voll aufgegangen. Was zugleich ein wichtiges Signal an eine ganze Branche ist. „Der Sport lebt davon, dass es viele Kümmerer gibt, die täglich ihre ganze Leidenschaft einbringen“, sagt Bundestrainer Peter Schlickenrieder. Teamgedanke und Zusammenhalt − darauf legt der ehemalige Spitzen-Langläufer großen Wert. Nicht erst seit dem jüngsten Aufwärtstrend verweist er stets auf die Arbeit der Heimtrainer und anderer Helfer rund um die Sportlerinnen und Sportler.

Vor anderthalb Jahrzehnten bildeten die deutschen Langläufer die Weltspitze. Tobias Angerer, Axel Teichmann und Co. räumten bei Großveranstaltungen ab. Entsprechend groß war auch das Interesse an diesem Sport. „Davon sind wir ein Stück entfernt“, sagt Hennig. Aber natürlich würde sie sich wünschen, dass die vielen Jahre, in denen das Langlaufen einen untergeordneten Stellenwert hatte, vorbei sind. „Viele Jahre wurde unsere Leistung kritisiert, das prägt einen schon.“ Am Samstag (14 Uhr) hat sie bei der Weltmeisterschaft im Skiathlon erstmals die Gelegenheit zu beweisen, dass mittlerweile das Gegenteil der Fall ist.

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