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Sprung zu Gold. Mit ihrem fehlerlosen Ritt bei der WM in Kentucky rückte Janne Friederike Meyer in die Weltspitze auf. Foto: dpa

© picture alliance / dpa

Sport: Holiday in Brandenburg

Die Springreiterin Janne Friederike Meyer kämpft in Neustadt/Dosse um Weltranglistenpunkte

Berlin - Die Hufe ihres Pferdes hatten gerade wieder den Boden berührt, da reckte Janne Friederike Meyer den rechten Arm in die Luft, energisch, erleichtert, glücklich. Gewaltig war dieses letzte Hindernis im Parcours gewesen, ein Oxer, gestrichen in Grün und Gelb. Ein Sprung so hoch, dass die höchsten Stangen vor dem herangaloppierenden Paar auf Augenhöhe zu hängen schienen. Janne Friederike Meyer ritt zu – und flog hinüber.

Es war der Sommer 2010, Lexington/Kentucky, die Weltmeisterschaft der Reiter. Meyer war nachgerückt ins deutsche Springteam, weil Marco Kutschers Pferd erkrankt war. Eine große Chance, als jüngste und erste Starterin. Dann: null Fehler, Mannschaftsgold. Und plötzlich war Meyer keine Nachwuchshoffnung mehr, bekannt vor allem Freunden des Reitsports, sondern angekommen an der Spitze. Ein neuer Name unter vielen altbekannten im deutschen Springsport.

„Kentucky war zweifelsohne das Außergewöhnlichste, was ich im vergangenen Jahr erlebt habe“, sagt die Springreiterin. Sie sagt „außergewöhnlich“, nicht „verrückt“. Sie hat für den Erfolg hart gearbeitet – und sie ist bereit, es weiterhin zu tun. Es war Meyers Glück, dass sie nachrücken konnte ins deutsche Team. Aber es waren Fleiß, Ehrgeiz und gute Ergebnisse, die sie im Frühjahr 2010 in den Championatskader und auf die Liste der WM-Ersatzreiter gebracht hatten.

Auch beim 12. CSI in Neustadt/Dosse wird sie am Wochenende als Titelverteidigerin in die Graf-von-Lindenau-Halle einreiten. Im vergangenen Jahr gewann sie bei dem viertägigen Turnier den Großen Preis mit ihrer Stute Chika’s Way. In diesem Jahr reist sie unter anderem mit Holiday by Solitour nach Brandenburg, einem neunjährigen Schimmel, in den sie große Hoffnungen setzt.

Neben Janne Friederike Meyer werden noch bis zu diesem Sonntag, dem 23. Januar, auch ihr WM-Mannschaftskollege Carsten-Otto Nagel, Alois Pollmann-Schweckhorst und der irische EM-Vierte Cameron Hanley in Neustadt/Dosse am Start sein.

Die insgesamt 73 000 Euro Preisgeld verteilen die Veranstalter auf 27 Springprüfungen, die größten und wichtigsten sind der Preis einer Bank am Samstag und der Große Preis am Sonntagnachmittag. Für die 30-jährige Janne Friederike Meyer sind Preisgelder ein wichtiger Teil ihres Verdienstes – und ein nicht unwesentlicher Grund dafür, dass sie an beinahe jedem Wochenende im Jahr bei Turnieren startet. Ein verlässlicheres Einkommen aber liefert ihr das eigene Geschäft.

Gleich nach dem Abitur hatte sie sich mit einem Turnier- und Ausbildungsstall selbstständig gemacht, derzeit pachtet sie mehr als ein Dutzend Boxen in einem Stalltrakt in Schenefeld bei Hamburg. Was andere mutig nannten, erschien ihr damals im Jahr 2001 nur konsequent. Ihre Eltern züchten Holsteiner Pferde – und schon als Schülerin hatte Meyer Tiere in Beritt.

Junge Pferde selbst auszubilden, das liegt ihr am Herzen. Ob auch ihre erklärte Nachwuchshoffnung Holiday by Solitour auf dem rechten Weg ist, wird der Start in Neustadt/Dosse zeigen. Immerhin: In den Springprüfungen geht es auch um Weltranglistenpunkte. Die sind wichtig. Denn eine Goldmedaille bei der WM ist zwar „außergewöhnlich“. Für dauerhaften Erfolg aber, das weiß auch die Springreiterin Janne Friederike Meyer, bedarf es weiterer Siege.

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