zum Hauptinhalt
Alfred Gislason steht in Hannover vor einer kniffligen Aufgabe mit seiner Mannschaft.

© dpa/Tom Weller

Handballer vor der Olympia-Qualifikation: Drei Endspiele für Trainer Alfred Gislason

Die DHB-Auswahl spielt um die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Sollte die nicht gelingen, drohen dem deutschen Handball erneut unruhige Zeiten.

An sich ist es Alfred Gislason ja gewohnt, dass er in seiner Funktion als Bundestrainer Fragen nach dem Personal beantworten muss. Verletzungen, Erkrankungen, Absagen – in seinen vier Jahren beim Deutschen Handballbund (DHB) war dieses Thema ebenso omnipräsent wie in dieser Woche, als gleich fünf fest eingeplante Spieler auszufallen drohten.

Als bei einem Mediengespräch in dieser Woche nun aber seine eigene Vertragssituation zum Mittelpunkt des Gesprächs wurde und die Journalisten immer wieder nachhakten, reagierte der Isländer – entgegen seiner sonst einnehmenden Gelassenheit – ungewohnt schroff.

„Wie oft soll ich das noch erklären?“, fragte der 64-Jährige leicht genervt. Erst in der vergangenen Woche war sein Kontrakt unter der Prämisse einer erfolgreichen Olympia-Qualifikation bis zum Jahr 2027 verlängert worden. Seine Aussage, dass er, egal wie das Team die bevorstehenden Tage in Hannover bestreitet, hätte gehen können, sorgte allerdings für Irritation. „Dann wäre mein Vertrag einfach ausgelaufen“, erklärte Gislason, der sich höchstwahrscheinlich recht unproblematisch eine andere Anstellung gesucht hätte.

Genug Möglichkeiten sollte der Erfolgstrainer, der schon etliche Male die deutsche Meisterschaft und die Champions League gewann, in Aussicht haben. „Doch das wollte ich nicht“, sagte Gislason und bekräftigte, den eingeschlagenen Weg beim DHB fortsetzen zu wollen.

Dass die angestrebten Erfolge bisher ausblieben, ist ihm natürlich bewusst. Und wahrscheinlich nervt das niemanden so sehr, wie Gislason selbst, der für seine Akribie und seinen Perfektionismus bekannt ist. Deshalb nimmt man es dem Routinier auch ab, wenn er sagt, dass er ob seiner Jobsituation keinen zusätzlichen Druck verspüre. „Das ist mir egal“, sagte Gislason, der sich einfach nur auf das Sportliche konzentrieren möchte und darauf, eine funktionierende Mannschaft zusammenzustellen.

Nach den verletzungsbedingten Absagen der Rückraumakteure Martin Hanne und Kai Häfner, sowie dem Ausfall von Justus Fischer, dessen Positionspartner am Kreis Johannes Golla und Jannik Kohlbacher beide angeschlagen sind – dadurch wurde der eigentlich bereits zurückgetretene Hendrik Pekeler erneut auf Abruf gestellt –, ist das schon schwer genug.

Kroatien wird jetzt von Ex-Bundestrainer Sigurdsson trainiert

Wieder muss neu justiert werden, wieder hapert es an der Feinabstimmung. Dass Deutschland in dieser Woche nun neben Außenseiter Algerien (Donnerstag, 17.45 Uhr/Sport1) mit Kroatien (Samstag, 14.30 Uhr/ZDF) und Österreich (Sonntag, 14.10 Uhr/ARD, alle Spiele auch bei Dyn) gegen zwei Gegner bestehen muss, gegen die bei der Europameisterschaft im Januar nicht gewonnen werden konnte, macht es nicht einfacher. Wenngleich diese Teams bei den Ansprüchen des DHB schlagbar sein sollten.

Das i-Tüpfelchen ist nun aber, dass die Kroaten jüngst Gislasons Landsmann Dagur Sigurdsson als Trainer verpflichtet haben. Also jenen Mann, der Deutschland zu den bisher letzten Medaillen geführt hat, als er mit den selbsternannten „Bad Boys“ 2016 bei der EM Gold und bei Olympia Bronze gewann.

Sigurdsson, das ist für viele in der deutschen Handballwelt die letzte Lichtgestalt, bevor es abwärts ging. Und selbst wenn diese Ansicht der Realität nicht gerecht wird, wenn auch bei dem 50-Jährigen, der zuletzt den Japanern das Olympia-Ticket sicherte und die Füchse Berlin seinerzeit ins Final Four der Champions League führte, selbstredend nicht alles automatisch zu glänzen beginnt, sobald er in Erscheinung tritt, so steht er doch für jenen Erfolg, an den der DHB nur zu gerne anknüpfen würde. Nicht ohne Grund hatte der Verband damals versucht, ihn zu halten.

Jetzt aber heißt die Hoffnung Alfred Gislason. Und der muss das Qualifikationsturnier mindestens als Zweiter abschließen, um den Weg nach Paris – beziehungsweise Lille, wo die Handballer spielen – zu ebnen. Gelingt dies nicht, gibt es die nächste Baustelle im deutschen Handball. Ein „Plan B“ in Sachen Bundestrainer existiert nämlich nicht, wie Vorstand Sport Axel Kromer jüngst erklärte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false