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Sport: Fußball-WM 2006: Briefmarken für 2003

Mit einem einzigen Ziegel baut man keine Mauer. Dieser nette Sinnspruch bewegt sich als Bildschirmschoner über den Monitor im Vorzimmer.

Mit einem einzigen Ziegel baut man keine Mauer. Dieser nette Sinnspruch bewegt sich als Bildschirmschoner über den Monitor im Vorzimmer. Hier sollen viele Ziegel produziert werden für die Mauer, die 2006 stehen soll. Denn hier, in der Königinstraße, findet sich das "DFB OK WM 2006", wie es an der Türklingel kryptisch steht, und was nichts anderes bedeutet, als das Münchner Organisationsbüro der Fußball-Weltmeisterschaft. Seit 1. Januar des laufenden Jahres wird hier gearbeitet, aber noch fünfeinhalb Jahre werden bis zum Eröffnungsspiel vergehen.

Die ersten Tage verbrachten die Mieter mit Möbel schleppen, hier in den ersten Stock des safrangelben Altbauhauses in die schicke und geräumige Fünf-Zimmer-Wohnung mit Blick auf den Englischen Garten. Exklusive Lage, sehr repräsentativ und damit ein feiner Kontrapunkt zum eher funktionell angesiedelten zweiten WM-Büro, das am Frankfurter Flughafen sein wird. Das allerdings wird erst in den nächsten Wochen eröffnet, während in München eben schon seit drei Wochen gearbeitet wird. Ein Glücksfall angesichts des katastrophalen Münchner Immobilienmarktes, dass die Münchner Bereitschaftspolizei dieses Anwesen als Präsidium aufgab. Eine nahegelegene Bank kaufte das Haus und will irgendwann selbst einziehen. Bis dahin darf das Organisationskomitee für die WM 2006 Zwischenmieter sein. "Wir haben es mit geringen Mitteln selbst renoviert", sagt Fedor Radmann. Der hat das schönste Büro bekommen, mit Blick auf den Park. Denn schließlich ist er der Chef hier.

Fedor Radmann hat den Titel "Geschäftsführender Vizepräsident des OK". Damit ist er gleichrangig zu den anderen Vizes Horst R. Schmidt und Wolfgang Niersbach, die beide in Frankfurt wirken werden. Unterstellt ist er nur OK-Präsident Franz Beckenbauer. Radmann wurde einer breiten Öffentlichkeit bekannt, als der Mann neben Beckenbauer. Mit dem kaiserlichen Freund durchmaß er die Welt auf der Suche nach Stimmen. Kennern ist Radmann schon länger ein Begriff, schließlich hat er schon die Olympischen Spiele 1972 in München als Referatsleiter mitorganisiert und seither bei fast allen großen Sport-Veranstaltungen eifrig mitgewirkt.

Auf Radmanns Schreibtisch findet sich kein Computer, nur ein Telefon, zwei Familienfotos, und viel, viel Papier. Eine Visitenkarte hat er auch nicht, "weil wir noch gar nicht wissen, wie wir heißen". Fünfeinhalb Jahre Zeit sind es noch bis zum Eröffnungsspiel, aber dennoch darf er keine Zeit mehr verlieren. Denn: "Wenn man jetzt nicht beginnt, ist es zu spät, weil alles einen enormen Vorlauf hat. Wenn wir zum Beispiel im Jahr 2003 eine Briefmarke rausbringen wollen, müssen wir heute antreten." Nach der nächsten WM 2002 wollen Radmann und Co. "voll durchstarten", bis dahin soll mehr im Verborgenen gearbeitet werden.

Das Münchner Büro ist zuständig für die Bereiche "Marketing", "Erscheinungsbild", "Kommunikation/PR", "Kunst und Kultur", "Hotellerie" und "Protokoll". Ein enormes Pensum, das Radmann und seine drei Mitarbeiterinnen vor sich haben. Derzeit dominieren noch die Infrastrukturprobleme, denn "wir haben noch keine richtigen Möbel und keine Telefonanlage", sagt Radmann. Wenn die installiert ist, ist das OK unter 089/2006-0 zu erreichen. Dennoch hat man ersten Erfolg im Arbeitsbereich "Kunst und Kultur" zu vermelden. In André Heller kümmert sich ein Künstler von Weltruf um die Plakatserie und das kulturelle Umfeld. Zwar sollen noch andere einbezogen werden, aber, sagt Radmann, "wir wollen eine Linie haben". Und die wird Heller vorgeben. Auch die Vorverträge mit den Hotels wurden erneuert und erste Aktivitäten in Sachen Lotterie, Münzen und Briefmarken sind eingeleitet.

Den Bereich "Kunst und Kultur" sieht Radmann als enorm wichtig an, "denn wir wollen eine Atmosphäre der Lockerheit und Freundlichkeit schaffen. Da haben wir in Deutschland genug Bedarf an Verbesserungen". Sein Vorbild sind dabei die Olympischen Spiele 1972, mit denen er seine Karriere begann. Allerdings sei es "sehr viel komplizierter" geworden seither. Aber im Vergleich zu anderen Veranstaltungen, bei den Radmann mitgewirkt hat, von der Eishockey- bis zur Snowboard-WM "sind hier doch nur die Dimensionen etwas größer".

Detlef Dresslein

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