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Sport: Ende einer langen Geschichte

Der HSV Hamburg durchbricht Kiels Herrschaft und ist Handball-Meister

Hamburg - „Zuschauer wieder in Stimmung bringen.“ Diesen Programmpunkt sah der Ablaufplan der „Arena-Show“, der die Partie HSV Hamburg gegen den VfL Gummersbach minutiös regelte, am Mittwochabend zwei Minuten vor Schluss vor. Das allerdings konnte sich der Hallensprecher sparen. Längst standen die gut 13 000 Fans und sangen: „Deutscher Meister wird nur der HSV.“

„Das ist ein großer Tag“, jubelte Trainer Martin Schwalb. Er sei „überglücklich“, sagte Präsident Andreas Rudolph, der die letzten Minuten beim 35:30-Sieg sichtlich angespannt verfolgte. Von einer Wachablösung wollte der Mäzen, der seit 2004 über 20 Millionen Euro in den Klub gesteckt haben soll, nicht sprechen. „Das ist der erste Meistertitel, eine Wachablösung dauert Jahre.“ Der HSV hat zumindest für dieses eine Jahr den Albtraum THW Kiel besiegt.

Es gab Profis, die feierten still. Etwa der polnische Linkshänder Marcin Lijewski, der die Fäuste ballte und irgendwelche Worte in sich hineinmurmelte. Andere schrien ihren Jubel laut heraus. „Ich bin meiner Frau schon auf die Nerven gegangen, weil ich auf nichts anderes fokussiert war“, berichtete Nationalspieler Pascal Hens. Er kam 2003 nach Hamburg, ein Jahr, nachdem der VfL Bad Schwartau als Retortenprojekt an die Elbe gezogen war. Hens traute seinen Augen nicht, als er in einer Garage als Neuzugang präsentiert wurde. „Immer, wenn ich die Gille-Brüder sehe und Torsten Jansen, dann denke ich daran zurück, was wir damals zusammen für eine Scheiße erlebt haben“, sagte Hens. 2004 erschlich sich der HSV die Lizenz, als er der Liga gegenüber Schulden beim Hallenbetreiber verschwieg. Dafür kassierte der Klub acht Punkte Strafe. Die Insolvenz wurde erst abgewehrt, als Mäzen Rudolph Ende 2004 einstieg und drei Millionen Euro auf den Tisch legte. „Ohne mich gäbe es den HSV nicht mehr“, hat er später gesagt, und niemand widersprach.

Mit Spannung wartet die Bundesliga darauf, wie es im Herbst unter dem neuen Trainer Per Carlén weitergeht. Vorher aber nehmen die HSV-Handballer den größten Titel des Vereinshandballs in den Blick: die Champions League, die ihren Sieger Ende Mai in Köln in einem Final-Four-Turnier ermittelt. Erik Eggers

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