zum Hauptinhalt

Sport: Eisbären lassen Freezers erstarren

Die Hamburger führen schon 3:0, ehe die Gäste aus Berlin Ernst machen und vier Tore schießen

Hamburg. Hanseatischer Humor ist schon etwas Feines. Da begrüßte doch gestern der Hallensprecher in der Color Line Arena rund 1000 Anhänger der Eisbären Berlin „als Gäste aus der Hauptstadt in der schönsten Stadt Deutschlands“. Ob nun schön oder nicht – das ist Ansichtssache. Dass allerdings die Hamburg Freezers in einer der schönsten Hallen in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) spielen, ist unstrittig. Am Dienstag wollten 12596 Zuschauer das Nachholspiel zwischen den Freezers und den Eisbären sehen. Und sie wurden am Ende ein wenig enttäuscht – so weit sie aus der „schönsten Stadt“ kamen. Denn die Mannschaft aus der Hauptstadt holte sich in einem sehenswerten Spiel zwei Punkte, Hamburg bekam nur einen: Die Eisbären gewannen mit 4:3 (1:3, 1:0, 1:0/1:0) nach Penaltyschießen.

Peter John Lee hatte schon vor dem Spiel geahnt, „dass es hier für uns angesichts der Personalprobleme sehr schwer wird“. Der Manager der Eisbären sollte mit seiner Prognose richtig liegen. Wenn auch Lee sicherlich nicht damit gerechnet hatte, dass sich seine Spieler in den ersten Minuten unglaublichen Turbulenzen ausgesetzt sahen. Denn dass, was sich zwischen der achten und neunten Spielminute auf dem Eis abspielte, hat die Color Line Arena seit ihrer Einweihung Mitte November noch nicht gesehen. Die laut DEL-Statistik beste Mannschaft im Powerplay leistete sich in Überzahl unfassbare Fehler an der blauen Linie des Gegners: Torchancen hatten nur die Hamburger, und die trafen dann auch. Zunächst ließ Andrew Schneider nach einem Konter Eisbären-Torhüter Richard Shulmistra keine Chance. Nur 35 Sekunden später durfte dann Jesse Belanger aus ähnlicher Situation unbehelligt das 2:0 für die Freezers erzielen. Die Eisbären – immer noch in Überzahl – rundeten ihr Trauerspiel mit einem unerlaubten Weitschuss ab. Da es dann aus Sicht der zwar defensiv, aber ungemein clever agierenden Freezers günstig weiter lief, sah es nicht gut aus für die Eisbären. Nach 14 Minuten tanzte Peter Abstreiter Berlins hilflosen Verteidiger Nico Pyka aus und traf zum 3:0 für die Freezers.

Es sprach für die Eisbären, dass sie sich von dem hohen Rückstand nicht irritieren ließen und ab Ende des ersten Drittels konzentrierter und entschlossener wirkten. Das Engagement der Berliner wurde kurz vor der ersten Pause mit dem Anschlusstreffer des wieder einmal sehr starken US-Amerikaners David Roberts belohnt. Ab dem zweiten Abschnitt dann entwickelte sich ein interessantes und ausgeglichenes Spiel, das mit einem kuriosen Tor von Kelly Fairchild seinen Höhepunkt hatte. Vom Bully weg zog der Eisbären-Stürmer ab und überraschte Hamburgs Torwart Christian Künast. Die Berliner waren wieder im Geschäft und gingen nun in die Offensive. Sven Felski und Mark Kosick hätten den Ausgleich erzielen können, doch sie vergaben recht kläglich.

Nach 53 Minuten war es dann so weit: Roberts überwand Künast und krönte seinen Auftritt mit seinem zweiten Tor zum 3:3. In der Schlussphase retteten die Eisbären das Unentschieden mit viel Glück über die Zeit. Die Entscheidung fiel im Penaltyschießen.

Interessanterweise wurde das akustisch mit dem Titelsong des Westerns „Spiel mir das Lied vom Tod“ eingeleitet. Nun so melodramatisch wurde es nicht. Steve Walker verwandelte ganz undramatisch den entscheidenden Penalty zum Sieg der Berliner.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false