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Raffael

© Tsp

Hertha BSC: Der Stürmer aus der Tiefe

Wie Hertha-Trainer Favre Raffael einsetzen möchte, dürfte ihm in den Tagen des Trainingslagers auf Teneriffa klar geworden sein. Kann Raffael die Mannschaft bei der Umsetzung seiner fußballerischen Philosophie entscheidend voranbringen?

Lucien Favre legte keinen Wert auf übermäßige Nähe. Als sich Raffael nach seiner Auswechslung wie gewohnt zur Ersatzbank bewegen wollte, schickte ihn Favre mit einer Handbewegung gleich in die Kabine auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes. Der Trainer von Hertha BSC sah keinen weiteren Gesprächsbedarf. „Ich kenne ihn auswendig“, sagte Favre über den Stürmer aus Brasilien, den der Berliner Fußball-Bundesligist vor einer Woche verpflichtet hat. Was er von ihm am letzten Tag des Trainingslagers auf Teneriffa im Spiel gegen Rapid Wien (2:2, 4:5 im Elfmeterschießen) gesehen hatte, dürfte Favre in seiner Ansicht bestätigt haben, dass Raffael die Mannschaft bei der Umsetzung seiner fußballerischen Philosophie entscheidend voranbringen kann.

Gegen Rapid kam der Brasilianer zum ersten Mal für Hertha zum Einsatz. Gemeinsam mit seinem Landsmann André Lima bildete er den Angriff: Lima spielte als Stoßstürmer ganz vorne, Raffael etwas dahinter. Favre sieht den Neuzugang am liebsten als Neuneinhalb, als Grenzgänger zwischen Mittelfeld und Sturm. „Er spielt zwischen den Linien“, sagt er. Gegen die Wiener ließ sich Raffael immer wieder fallen, um anspielbar zu sein, genauso aber suchte er im richtigen Moment den Weg zum Tor. Nach knapp 20 Minuten erzielte Raffael aus halblinker Position den vermeintlichen Anschlusstreffer zum 1:2. Doch das Tor zählte wegen Abseits nicht. Eine Fehlentscheidung.

Etwas mehr als eine Stunde steht der Brasilianer gegen Rapid auf dem Platz. „Das ist zurzeit das Limit“, sagte Favre. Seit seinem letzten Spiel für den FC Zürich kurz vor Weihnachten hat Raffael nicht mehr trainiert, von einem gemeinsamen Ausflug des Teams in die Berge mit Biathlon und Eishockey einmal abgesehen. Aber Schnee und Eis sind nicht die Welt für jemanden, der aus einer Gegend Brasiliens kommt, in der an 330 Tagen im Jahr die Sonne scheint.

Seit dem Sommer haben sich die Berliner um einen Transfer Raffaels bemüht. Schon zu Saisonbeginn hatte sich Favre für die Verpflichtung des Stürmers stark gemacht, damals widerstand der FC Zürich Herthas Avancen noch. Doch die Berliner, vor allem ihr Trainer, ließen nicht locker. Raffael passt genau in Favres Beuteschema: Er ist fußballerisch so gut, dass er seine Ideen nicht nur versteht, sondern sie auch umsetzen kann. Raffael verfügt über eine gute Technik, er führt den Ball eng am Fuß, besitzt eine natürliche Freude an der Bewegung und ein hohes Spielverständnis. „Er hat ein sehr gutes Auge“, sagt Herthas Verteidiger Steve von Bergen, der beim FC Zürich zwei Jahre mit Raffael zusammengespielt hat.

Vier Millionen Euro mussten die Berliner für Favres Wunschspieler bezahlen; bei entsprechenden Erfolgen kann die Summe bis auf sechs Millionen steigen. Der hohe Preis hat in Berlin nicht nur hohe Erwartungen geweckt, sondern auch Zweifel aufkommen lassen, ob die Ablöse zu rechtfertigen sei. „Wir haben einen marktgerechten Preis gezahlt“, sagt Hoeneß. Favres Assistent Harald Gämperle verweist darauf, dass Raffael in der Schweiz mehr Tore geschossen und vorbereitet habe als Mladen Petric. Und der habe nach seinem Wechsel vom FC Basel zu Borussia Dortmund bewiesen, dass er auch in der Bundesliga eine überdurchschnittlich gute Rolle spielen könne. Raffael darf es ihm gerne nachmachen.

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