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Landeshauptstadt: Zum Pinkeln in den Bahn-Tunnel

Potsdamer Rentner löste in Berlin Alarm aus

Berlin/ Potsdam - Mit zwei Ordnungswidrigkeiten-Anzeigen hat der Mann viel Glück gehabt. 35 Euro wird den 79-Jährigen die „Verunreinigung“ des Bahnhofstunnels kosten, die Höhe der Geldbuße für das „Unberechtigte Betreten von Bahnanlagen“ steht noch nicht fest. Der aus Potsdam stammende Mann war am Freitag im Tiefgeschoss des Berliner Hauptbahnhofs vom Bahnsteig in das Gleisbett geklettert und einige Meter in den Tunnel gelaufen – um in Ruhe zu urinieren.

Dass jeder Eindringling in den Tunnel sofort eine Alarmanlage auslöst, wusste der ältere Herr nicht. Als der Potsdamer nach dem Verrichten des Geschäftes auf den Bahnsteig zurückkehrte, wurde er von der Polizei begrüßt, die hat ihre Wache nur eine Treppe über der Toilette.

Andere Männer mit diesem Bedürfnis sind beim Gleis-Pinkeln schon ums Leben gekommen. Zuletzt starb ein Betrunkener im Mai vergangenen Jahres im Berliner S-Bahnhof Friedrichsfelde-Ost. Der 45-Jährige war beim Urinieren vom Bahnsteig ins Gleis gefallen. Dort erfasste ihn eine S-Bahn; ähnlich starb 2007 ein 30-Jähriger auf dem Bahnhof Lichtenberg.

Glück hat der Potsdamer Rentner auch juristisch. Eine rechtliche Prüfung der Bundespolizei ergab, dass seine Erleichterung im Tunnel keinen „Gefährlicher Eingriff in den Schienenverkehr“ darstellt. Auf diese Straftat nach Paragraph 315 stehen sechs Monate bis zehn Jahre Haft. Ein menschlicher Körper sei nicht ein im Strafgesetzbuch genanntes „Hindernis“, und zudem musste kein Zug eine echte Notbremsung hinlegen. Nur vorsichtshalber hatte die Bahn kurz den Verkehr gestoppt, fünf Züge verspäteten sich um genau 38 Minuten.

Wieso der Mann im Gleis pinkeln wollte, hat die Polizei nicht ermittelt. Ob er zu bequem war, die Bahnhofstoilette zwei Etagen weiter oben aufzusuchen, oder die (Zeit-)Not zu groß war, ist unklar. Seit der Eröffnung der Station im Mai 2006 wurde über die Toilettenzahl diskutiert. Von den anfangs bis zu 600 000 Besuchern wurde das einzige Klo regelrecht überrannt. Heftig wurde die Bahn kritisiert, dass die Zahl der Schüsseln im Verhältnis zur Größe des Bahnhofs nicht ausreichend sei. Vorübergehend öffnete die Bahn eine weitere Toilettenanlage im ersten Untergeschoss. Heute reiche die eine Anlage im Erdgeschoss völlig aus, so ein Bahn-Sprecher. Schließlich seien es heute nur noch 300 000 Fahrgäste und Besucher pro Tag, hieß es weiter.Ha

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