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Braucht Potsdam mehr sozialen Wohnungsbau?

© Kai-Uwe Heinrich

Sozialwohnungen in Potsdam: „2000 Euro pro Quadratmeter Neubau“

Nur Fördermittel, sagt Gewoba-Chef Jörn-Michael Westphal, sichern sozialverträgliche Mieten.

Herr Westphal, dem Land Brandenburg wird vorgeworfen, trotz hoher Zuschüsse des Bundes den Neubau von Sozialwohnungen in den vergangenen Jahren kaum gefördert zu haben. Gibt es in Potsdam überhaupt Bedarf für soziale Wohnungsförderung? 

Wir brauchen in der aktuellen Situation, in der sich Potsdam befindet, Fördermittel. Insbesondere bei Projekten der energetischen Sanierung, um weiterhin sozialverträgliche Mieten anbieten zu können.

Jörn-Michael Westphal ist Geschäftsführer der Gewoba bei der Pro Potsdam GmbH. 1968 in Neustrelitz geboren, studierte Westphal Betriebswirtschaft an der TFH Berlin.

Sozialschwache Mieter werden also vor den Kosten der energetischen Sanierung geschützt?

Es gibt eine Orientierung der Bundesregierung in Richtung Energieeffizienz und Klimaschutz, die zu gesetzlichen Anforderungen führt, zur Energieeinsparungsverordnung EnEV. Diese erhöht die Baukosten. Um Verdrängungseffekte zu verhindern, muss der Ausgleich zwischen hohen Baukosten und niedrigen Mieten durch Fördermittel erfolgen.

Lesen Sie das ganze Interview und noch mehr Hintergründe in der MITTWOCHAUSGABE der POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN

Wie viele Fördermittel hat die Potsdamer Gewoba in den letzten Jahren vom Land Brandenburg bekommen?

In den vergangenen fünf Jahren für die Sanierung des Wohnungsbestandes etwa 7,5 Millionen Euro und für den Wohnungsneubau knapp 1,7 Millionen Euro.

Das Gespräch führte Guido Berg

HINTERGRUND

Der Platz wird knapp

Der Druck auf dem Potsdamer Wohnungsmarkt ist groß – schließlich wächst die Stadt so schnell wie kaum eine andere in Deutschland. Eine Zeitlang konnte die Stadt noch auf Reserven zurückgreifen, indem sie zum Beispiel ungenutzte Wohnungen sanierte. Doch das Reservoir ist nun aufgebraucht. Rund 85 000 Wohnungen gibt es derzeit, bis 2025 erwarten Experten einen zusätzlichen Bedarf von 17 500. Dieser kann nur durch Neubau gedeckt werden. Da aber nicht nur Luxuswohnungen, sondern auch günstiger Wohnraum benötigt wird, ist die Stadt auf Förderungen angewiesen, wie Stadtsprecher Markus Klier am Dienstag sagte: „Ohne Wohnungsbauförderung wird es uns perspektivisch nicht gelingen, ausreichend preiswerten Wohnraum in Potsdam nachhaltig zu sichern“, warnte er.

Neuvermietungen

Sozialer Wohnraum ist nötig, denn auch wenn Potsdam bei den derzeit gezahlten Mieten mit 5,74 Euro pro Quadratmeter eigentlich im bundesdeutschen Mittelfeld liegt, sind die Preise bei ]Neuvermietungen deutlich höher/ ]. Erst am Dienstag veröffentlichte Zahlen der Online-Plattform Immowelt.de zeigen, dass Potsdam unter den Großstädten in den neuen Bundesländern die zweitteuerste Stadt ist. 8,50 Euro wurden bei Neuvermietung im ersten Halbjahr 2013 pro Quadratmeter fällig. Mehr wird mit 8,60 Euro nur im thüringischen Jena gezahlt. In anderen ostdeutschen Städten sind die Mieten deutlich niedriger. So zahlt man in Gera beispielsweise nur 4,70 Euro für den Quadratmeter. Außerdem steigen die Potsdamer Mieten relativ schnell – um 13 Prozent legten sie seit 2008 zu. Damit wuchsen die Mieten sogar schneller als die Inflation. Nur in Dresden (plus 19 Prozent) und Jena (plus 18 Prozent) wurde es noch schneller teurer. Eine Sonderrolle spielt Berlin: Hier stiegen die Preise bei Neuvermietungen seit 2008 um 25 Prozent. Datenbasis für die Berechnung waren insgesamt 160 000 auf immowelt.de inserierte Angebote. Für Potsdam wurden 2000 Angebote ausgewertet.

Sozialwohnungen

Für ärmere Menschen sind solche Mieten nicht zu zahlen. Um wenigstens die derzeit vorhandenen Sozialwohnungen zu erhalten, wurde deshalb im vergangenen Jahr ein neues Modell eingeführt. Demnach gewährt das Land über die hauseigene Investitionsbank ILB der kommunalen Wohnungsgesellschaft Pro Potsdam einen Zinsrabatt für laufende Förderdarlehen. Mit der Ersparnis deckelt das Unternehmen die Mieten. In diese Sozialwohnungen darf ziehen, wer aus sozialen Gründen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein (WBS) hat. Da immer mehr Menschen Sozialwohnungen brauchen, wird dies auf Dauer aber nicht ausreichen. (wik/mar)

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