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In der Brandenburger Straße soll der "Boulevard des Films" entstehen - Granitplatten sollen an 50 Filme "made in Potsdam" erinnern.

© Andreas Klaer

Projekt für Potsdamer Innenstadt: Nur eine Idee für die Filmmeile

Die Potsdamer interessieren sich offenbar wenig für den „Boulevard des Films“. Daher wird die Aktion nun verlängert. Die Stadt plant zudem ein Filmfestival in Drewitz.

Potsdam ist Filmstadt, seit Oktober 2019 ganz offiziell. Damals verlieh die Unesco der Stadt den Titel „Creative City of Film“ – als erster Stadt in Deutschland. Die Freude darüber war groß. „Potsdam ist die Wiege des Films“, jubelte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). „Wir wollen und können zeigen, dass wir Deutschlands Filmstadt Nr. 1 sind“, versprach Filmpark-Chef Friedhelm Schatz damals. Schatz hat Wort gehalten: Im Filmpark entsteht derzeit der lange ersehnte Neubau für das Archiv des Filmmuseums – nachdem die Schätze des Museums über 25 Jahre unter unwürdigen Bedingungen im Norden der Stadt eingelagert waren.

Aber ist Potsdam wirklich eine „City of Film“ – nicht nur dem Namen nach? Eine Stadt, wo Filmerbe und Filmleidenschaft tatsächlich gelebt werden? Sicher: Es gibt den Filmpark, der Touristen anzieht, es gibt die Filmstudios Babelsberg, die internationale Produktionen in die Stadt holen. Es gibt die Filmuni „Konrad Wolf“ und das Filmfestival Sehsüchte für die Entwicklung des Nachwuchses, und es gibt mit dem Filmmuseum Potsdam das älteste derartige Haus Deutschlands – es richtet sich unter der neuen Leitung gerade neu aus.

Nur ein Bürgervorschlag für den "Boulevard" - jetzt wird die Frist verlängert

Als Symbol für die Potsdamer Filmnähe soll es künftig einen „Boulevard des Films“ geben, auf der Brandenburger Straße. Gerade hier, wo die „City of Film“ Bürgernähe sucht, scheint das Label zu schwächeln. Potsdamer:innen waren aufgerufen, ihre eigenen Gestaltungsideen mit einzubringen: Gesucht waren Vorschläge für die etwa 80 mal 80 Zentimeter großen Granitplatten, auf denen die Lieblingsfilme der Potsdamer:innen und das Logo der Unesco Creative City of Film aufgebracht werden sollten. Insgesamt 50 solcher Platten sollen ab Herbst verlegt werden. Bis zum 30. Juni 2021 konnten Vorschläge für die Gestaltung eingehen. Die Stadt gab auf Nachfrage nun bekannt, wie viele gemacht wurden: ein einziger.

Für eine Filmstadt eine überaus magere Beteiligung. Potsdamer:innen waren auch aufgerufen, ein Votum für ihren persönlichen, in Potsdam produzierten Lieblingsfilm abzugeben. Hierbei beteiligten sich immerhin bislang rund 1100 Menschen. Beide Voten, für den Lieblingsfilm und die Gestaltung der Plaketten, wurden um zwei Monate bis Ende August verlängert.

Anlässlich des Defa-Jubiläums ist ein Festival in Drewitz geplant

Vonseiten der Stadt ist man trotz der enttäuschenden Beteiligung bemüht, dem Titel „City of Film“ alle Ehre zu machen. „Bedingt durch die Unsicherheiten im Kontext von Corona konnten einige Ideen nicht oder verspätet verwirklicht werden“, teilt Stadtsprecher Markus Klier auf PNN-Anfrage mit. Dennoch sei in diesem Jahr bereits der erste Teil einer geplanten Ehrung des Filmkomponisten Werner Richards Heymanns mit einer Plakette auf dem Babelsberger Studiogelände durchgeführt worden – Teil zwei ist für November in Groß Glienicke geplant.

Zudem gab es eine Veranstaltung im Bildungsforum zur Präsentation des Buches „100 Facts about Babelsberg“, ebenfalls in diesem Jahr erschienen (PNN berichteten). Die Landeshauptstadt hat auch die hybrid stattfindende Foyer-Ausstellung „40 Jahre Filmmuseum“ gefördert, mit der das Museum sein Jubiläum begeht. Auch das Studierendenfestival Sehsüchte, das coronabedingt erstmal im Juli stattfindet, wird von der Kommune unterstützt.

Die Installation „Das filmische Gesicht der Stadt Potsdam“ war 2020 vor dem Filmmuseum zu sehen.
Die Installation „Das filmische Gesicht der Stadt Potsdam“ war 2020 vor dem Filmmuseum zu sehen.

© Andreas Klaer

Im Rahmen des Jubiläums von 75 Jahren Defa ist für dieses Jahr ein Festival in Drewitz geplant – in dem Stadtteil Potsdams, wo es die meisten filmbezogenen Straßennamen gibt. Austragungsort ist das Begegnungszentrum Oskar, Beginn am 19. September. Gezeigt werden sieben Tage lang Kinder-, Familien- und Abendfilme, darunter einige Vorführungen für Kitas und Grundschulen. Verbunden mit dem Festival soll ein auf den Standort angepasstes Remake der Ausstellung „Das filmische Gesicht der Stadt Potsdam“ sein, die während der Einheits-Expo vor dem Filmmuseum zu sehen war.

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Beteiligt war die „Unesco Creative City of Film Potsdam“ neben der Kinderfilmuni Babelsberg und dem Filmmuseum Potsdam auch an der Organisation des Young Audience Awards der Europäischen Filmakademie (EFA), die erstmals online und auch in Potsdam vergeben wurden. Noch in Planung ist die Umsetzung eines Trailers, der die Filmstadt Potsdam international präsentiert soll. Gemeinsam mit der Unesco Creative City of Film Lódz ist zudem ein Projekt in Arbeit, das online das Thema Female Landscapes – weibliche Landschaften – verhandelt, mit deutschen und polnischen Frauen vor und hinter der Kamera. In der kommenden Woche soll sich Potsdam zudem im „Unesco Creative Cities Network“ als eine von 246 Städten online präsentieren. Das Thema: Creative Cities und die Pandemie. Die Wahl Potsdams ist Stadtsprecher Klier zufolge eine Auszeichnung.

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