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Projekt im Modell. Wenn die Stiftung Garnisonkirche genug Spenden zusammenbekommt, soll der Turm des Gotteshauses 2017 wieder an seinem Platz in der Breiten Straße stehen. Der Wiederaufbau der ganzen Kirche kostet 100 Millionen Euro.

© Andreas Klaer

POTSDAMER MITTE: Großspende für die Garnisonkirche

Die Evangelische Militärseelsorge stiftete bereits vor zwei Jahren 250 000 Euro für den Wiederaufbau der Garnisonkirche. In der Kirche soll es keine Zeremonien für tote Bundeswehrsoldaten geben.

Innenstadt - Die Evangelische Militärseelsorge verteidigt eine 250 000-Euro- Spende zugunsten des Wiederaufbaus der Garnisonkirche. Gleichsam verneint sie Absichten, die Potsdamer Barockkirche als Ort staatlicher Trauerzeremonien für im Auslandseinsatz gefallene Bundeswehrsoldaten nutzen zu wollen. „Wir planen keinen zentralen Trauerort“, erklärte der Sprecher der evangelischen Militärseelsorge, Walter Linkmann, auf PNN- Anfrage. Mit Blick auf den zentralen Militärfriedhof der USA sagte Linkmann: „Wir planen kein kirchliches Arlington.“

Gemäß des Leitbildes „Bürger in Uniform“ solle Militär in Deutschland „so zivil wie möglich“ sein, so der Sprecher. Daher brauche die evangelische Militärseelsorge „keine eigene Militärkirche“, versicherte Linkmann. Das wäre „nicht sinnvoll“. Trauerzeremonien für im Einsatz getötete Bundeswehrsoldaten fänden in den Kirchen der Heimatorte der Soldaten statt. Die Türen dieser Kirchen stünden der Militärseelsorge stets offen. „Vor Ort lässt man uns rein“, sagte Linkmann. Das sei nach 1968 noch anders gewesen sein. Heute werde aber vieles nicht mehr nur in Schwarz und Weiß gemalt. Linkmann: Der vormalige Militärbischof Peter Krug habe sogar selbst den Wehrdienst verweigert. Der Sprecher erklärte, bei der Viertelmillion Euro handele es sich nicht um Geld der Bundeswehr, sondern der Evangelischen Kirche: „Das ist eine andere Kasse.“

Die Zustiftung von 250 000 Euro für die Stiftung Garnisonkirche Potsdam war durch einen offenen Brief der Bürgerinitiative „Potsdam ohne Garnisonkirche“ an Bischof a.D. Wolfgang Huber, Vorsitzender des Kuratoriums der Garnisonkirche, bekannt geworden. Die Zeitung „Junge Welt“ hatte daraufhin gemutmaßt, die Garnisonkirche solle „zu einem zentralen Ort des kirchlich-militärischen Komplexes“ gemacht werden. Der Evangelische Militärbischof Martin Dutzmann, Mitglied im Garnisonkirchen-Kuratorium, reagierte in einer öffentlichen Mitteilung auf den Vorwurf. Dieser „entbehrt jeder Grundlage“, schreibt Dutzmann. Er unterstütze den Stiftungszweck, der „insbesondere durch Friedens- und Versöhnungsarbeit und deren Förderung verwirklicht“ werde. Darüber hinaus „soll für die Stiftung die Zusammenarbeit der Evangelischen Seelsorge in der Bundeswehr mit der Nagelkreuzgemeinschaft im Hinblick auf die internationale Versöhnungsarbeit fruchtbar gemacht werden“.

Zu den konkreten Folgen des Engagements der evangelischen Militärseelsorge für das Aufbauprojekt notierte Dutzmann: „Die Evangelische Militärseelsorge hält es für möglich, die Räumlichkeiten der Garnisonkirche Potsdam für lebenskundliche Unterrichtseinheiten mit Soldatinnen und Soldaten zu nutzen, die von der Evangelischen Militärseelsorge verantwortet werden.“ Der „lebenskundliche Unterricht“ reflektiere „Lebensfragen sowie Einsatzerfahrungen und habe als berufsethische Qualifizierungsmaßnahme verpflichtenden Charakter“. Er werde „überwiegend von evangelischen und katholischen Militärgeistlichen durchgeführt“, so der Militärbischof.

Die 250 000-Euro-Spende, eine Zustiftung zum Stiftungskapital, liege „mindestens zwei Jahre zurück“, erklärte Peter Leinemann, Geschäftsführer der Stiftung Garnisonkirche. Dies sei kein Anlass, Zweifel an der künftigen Friedensarbeit in der Garnisonkirche zu haben. „Es wird keine Militärkirche“, so Leinemann. Die bereits vor vier Jahren vollzogene Abkehr vom Begriff einer Garnisonkirche als „internationales Versöhnungszentrum“ bedeute lediglich „ein Stück Ehrlichkeit“ hinsichtlich der eigenen Möglichkeiten. Leinemann: „Wir können diesen Anspruch organisatorisch und finanziell nicht stemmen.“ Ein solches Zentrum würde eine wissenschaftliche Abteilung und die Finanzierung von Tagungen und Reisen bedeuten. Richtig sei aber weiterhin, dass die Garnisonkirche „ein Nagelkreuzzentrum und ein Ort der Versöhnung“ sein werde. Konkret bedeute das, am Ort der einstigen Militärkirche der Garnisonstadt Potsdam und des „Tages von Potsdam“ – die Machtübergabe durch Reichspräsident Paul von Hindenburg an Adolf Hitler am 21. März 1933 in der Garnisonkirche – „aus der Geschichte zu lernen mit Blick auf heutige Konflikte, um einen Beitrag zu deren Beilegung zu leisten“, sagte Leinemann.

Ziel der Stiftung ist der Wiederaufbau zunächst des Turmes der 1945 schwer beschädigten und 1968 auf SED-Geheiß gesprengten Kirche bis 2017, dem 500. Jahrestages des Thesenschlages Martin Luthers. Im kommenden Jahr sollen Leinemann zufolge die Fundamente gelegt werden. Erst kürzlich hatte eine der Familie Siemens nahestehende Stiftung eine Million Euro für denWiederaufbau gespendet. Allein der Turm wird nach Leinemanns Angaben knapp 40 Millionen Euro kosten, das später folgende Kirchenschiff weitere 60 Millionen Euro.

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