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Lächeln für Potsdam. Hasso Plattner (l.) und Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) vor dem Museum Barberini.

© dpa

Potsdam würdigt Hasso Plattner: Einfach herausragend

Potsdam will Hasso Plattner zum Ehrenbürger der Landeshauptstadt machen. Damit wolle sich die Stadt für Plattners Engagement für Wissenschaft, Forschung und Kultur bedanken, sagt Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD).

Potsdam - Hasso Plattner soll Ehrenbürger der Stadt Potsdam werden. Das bestätigte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Sonntag auf PNN-Anfrage. Plattner, der 72-jährige Mitgründer des Software-Riesen SAP, habe sich um Potsdam verdient gemacht, sagte Jakobs. Er habe die Stadt in den Bereichen Wissenschaft, Forschung, Kultur und Tourismus maßgeblich vorangebracht. Die Fraktionschefs der Rathauskooperation aus SPD, CDU/ANW und Grünen signalisierten am Sonntag Einverständnis mit dem Vorhaben von Jakobs. Alt-Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) sagte, Plattner sei „ein Schatz für die Stadt Potsdam“.

Es ist die allerhöchste Würde, die die Stadt Potsdam zu vergeben hat. Und sie tut es nur selten. Seit der politischen Wende 1990 hat die Landeshauptstadt erst drei Menschen zu ihren Ehrenbürgern erklärt – jetzt wird der vierte folgen: Im Januar 2017 soll Hasso Plattner die Ehrenbürgerschaft verliehen werden. Damit folgt Plattner auf den einstigen Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Hans-Joachim Giersberg, den weltbekannten Potsdamer Maler Siegward Sprotte und den Denkmalpfleger und Treppenforscher Friedrich Mielke.

Im Stadtparlament gibt es für den bisher geheimen Plan große Unterstützung

Der Plan, Plattner auf diese Weise Anerkennung zu zollen für sein großes Engagement, war bislang im Rathaus streng geheim gehalten worden. Wie Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Sonntag auf PNN-Anfrage bestätigte, sollen die Stadtverordneten im September oder Oktober über die Ehrenbürgerschaft beschließen; verliehen werden soll sie beim Neujahrsempfang der Landeshauptstadt, der Ende Januar 2017 stattfindet – wenige Tage, bevor Plattner sein Museum Barberini am Alten Markt eröffnen will.

Im Stadtparlament gibt es für die Ehrenbürgerschaft für Plattner große Unterstützung. SPD-Fraktionschef Mike Schubert sagte am Sonntag, dies sei „eine gute und nachvollziehbare Idee des Oberbürgermeisters“. Er hätte sich nur gewünscht, dass die Stadtverordneten das Vorhaben „wie besprochen im zurückhaltenden Rahmen behandelt hätten“. Im Klartext: Schubert kritisierte, dass die vertrauliche Information über die Ehrenbürgerschaft zu den PNN gelangt ist. Sein CDU-Kollege Matthias Finken sagte, er finde es gut, wenn Plattner Ehrenbürger werde, denn „er hat eine Menge für Potsdam geleistet“. Über das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik, das Landtagsschloss und nun das Museum Barberini sei Plattner Potsdam „vielfältig verbunden“. Grünen-Fraktionschef Peter Schüler sagte ebenfalls, Plattner „habe eine ganze Menge für Potsdam getan“, er solle Ehrenbürger werden. Hans-Jürgen Scharfenberg, Fraktionschef der oppositionellen Linken im Stadtparlament, war bis Sonntagabend nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Das Museum Barberini soll im Januar 2017 eröffnet werden

Hasso Plattners derzeit wichtigstes Projekt in Potsdam ist der Aufbau seines Museums Barberini, das sich mit renommierten Kunsthäusern in Berlin und weltweit messen soll. Plattner will dort auch Werke seiner herausgehobenen privaten Sammlung zeigen – unter anderem von Künstlern wie Claude Monet. Der nach historischem Vorbild wiedererrichtete Palast Barberini wird am 23. Januar 2017 mit einer Impressionisten-Schau eröffnet, geplant sind drei Wechselausstellungen pro Jahr. Dazu wird Plattners private Sammlung mit DDR-Kunst in einer Dauerausstellung zu sehen sein. Das Museum mit rund 2200 Quadratmetern Ausstellungsfläche wird von der Hasso Plattner Förderstiftung finanziert. Angaben zu den Kosten werden nicht gemacht – allerdings hatte die Stadt schon vor Jahren die Kosten für den Bau auf 60 Millionen geschätzt, die Betriebskosten auf etwa zehn Millionen. Der erste Anlauf für eine von Plattner betriebene und finanzierte Kunsthalle für Potsdam war im Sommer 2012 gescheitert – nach einer wochenlangen hitzigen Debatte, bei der es um den von Plattner erwogenen Abriss des ehemaligen DDR-Interhotels Mercure zugunsten eines modernen Museumsbaus ging.

Gegenüber am Landtagsschloss hatte sich Plattner schon Jahre zuvor verdient gemacht. Seine Stiftung schenkte dem Land Brandenburg rund 22 Millionen Euro, damit das als Landtag wiederaufgebaute Potsdamer Stadtschloss seine berühmte Knobelsdorff-Fassade und ein Kupferdach erhalten konnte. „Es ist eine historische Chance: Wenn die Potsdamer das Stadtschloss wollen, soll es nicht am Geld scheitern“, sagte Plattner damals.

Am Hasso-Plattner-Institut werden seit 1998 IT-Experten ausgebildet

Herausragend ist Plattners Engagement im Bereich der Wissenschaft. 1998 gründete Plattner das nach ihm benannte Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI) unweit des Uni-Campus Griebnitzsee. Und zwar erstmals in Deutschland als ein Hochschulinstitut in Public Private Partnership. Die über 200 Millionen Euro Grundinvestition kamen vom Stifter Plattner, das Institut wird nun als An-Institut der Universität Potsdam geführt. Hier werden unter den derzeit 480 Studierenden keine herkömmlichen Informatiker ausgebildet, sondern IT-Experten, die ganze Softwarearchitekturen aufbauen können.

Plattner legte bald schon nach und holte aus Stanford einen Ableger der legendären d.school nach Potsdam. Die HPI School of Design Thinking steht seitdem für eine ganz unkonventionelle Art der Ideenfindung – alles geht, nichts ist verboten, alle suchen zusammen nach Lösungen – und am Ende steht die Innovation. Plattner ist seit jeher von der Sorge getrieben, das Deutschland abgehängt wird. Daher importierte er solche Lehrmethoden aus seiner Zweitheimat USA.

"Alles, was er anfasst, ist ihm eine Herzensangelegenheit"

2005 kam dann unweit des HPI-Campus das Venture-Capital-Gründerzentrum Hasso Plattner Ventures (HPV) in der ehemaligen Reichsbahnvilla hinzu. HPV beteiligt sich an Startups in den Bereichen Internet und Software. Als Nächstes zog eine Forschungsabteilung des einst von Plattner mitbegründeten Softwareriesen SAP in die Havelstadt – Verzahnungen und Synergien mit dem HPI inklusive.

„Hasso Plattner hat für eine unschätzbare Aufwertung der Stadt gesorgt“, sagt Oberbürgermeister Jakobs. „Schon für das HPI hätte er die Ehrenbürgerschaft verdient gehabt.“ Plattner sei eine faszinierende Persönlichkeit: „Alles, was er anfasst, ist ihm eine Herzensangelegenheit, er bringt immer seine Persönlichkeit ein, gibt Anstöße.“ Zudem habe Plattner ein „beeindruckendes Gespür für notwendige Entscheidungen“. Dass Plattner in Potsdam auch als Investor der rote Teppich ausgerollt werde, wies Jakobs zurück: „Wir haben mehr von Hasso Plattner als er von uns hat.“

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