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Potsdam-Mittelmark: „Wir wollen kein Tierheim im Tausch“

Geltows Ortsbürgermeister Heinz Ofcsarik (BBS) zum Tierparkumzug und den Potsdamer Plänen für ein Tierheim am Mühlenberg

Geltows Ortsbürgermeister Heinz Ofcsarik (BBS) zum Tierparkumzug und den Potsdamer Plänen für ein Tierheim am Mühlenberg Der Tierpark Geltow muss aus dem Ort verschwinden und soll nach Petzow an die Löcknitz. Der jetzige Standort Franzensberg hat aus Sicht des Ortes und des Landkreises keine Zukunft. Anderseits strebt Potsdam eine Ansiedlung seines beengten Tierheims in Geltow am Mühlenberg an. Wird es am Ende so sein, dass Geltow den Tierpark los ist und dafür das Tierheim bekommt? Das glaube ich nicht. Wir würden einen Umzug des Tierparks begrüßen, wir wollen aber kein Tierheim im Tausch. Der Tierpark war als Heimattierpark geplant, mit einheimischen Tieren und Kuschelzoo. Durch die Anschaffung exotischer Tiere haben sich die Betreiber mehr Publikum versprochen. Sie sind preiswert an Tiere herangekommen, weil sie schon abgeschrieben waren. Zu alte, gebrechliche oder heimatlose Exoten wurden auf dem Franzensberg großzügig aufgenommen. Das brachte auch Publicity, und jedes Mal, wenn es Probleme gab, konnte man sich einer breiten Tierparklobby bedienen. Jetzt ist das Fass übergelaufen. Das Kreisumweltamt hat festgestellt, dass in Geltow kein Platz für eine artgerechte Tierhaltung vorhanden ist. Nicht nur die Tierparkbetreiber, auch der Landkreis ist in der Verantwortung, die unhaltbaren Zuständen endlich zu beenden und einen Umzug voranzutreiben. Wird mit dem Tierheim womöglich ein ähnliches Problem auf Geltow zukommen? Was die Lärmbelästigung anbetrifft, fürchte ich das schon. Aber ich hoffe, soweit wird es nicht kommen. Das Tierheim passt nicht nach Geltow. Unser Ort hat sich als etablierter Wohnstandort entwickelt. Von der Fläche her gibt es für größere Gewerbeansiedlungen keinen Spielraum. Da wir in der Großgemeinde gemeinsam operieren können, würden sich vielmehr Flächen in Ferch anbieten, wo ein Gewerbegebiet außerhalb der Wohnbereiche besteht und auch darüberhinaus Gewerbeflächen im Angebot sind. Gibt es Gespräche mit dem Tierheim, den Standort nach Ferch zu verlegen? Bis jetzt noch nicht. Das Problem wird sein, dass Potsdam in Geltow eigene Flächen hat, die die Stadt kostengünstig vermarkten kann. Aber selbst wenn man das ins Kalkül zieht, müsste Potsdam nach den Eingemeindungen im Norden doch genug Flächen in dünn besiedelten Bereichen haben, um das Tierheim in der eigenen Kommune anzusiedeln und nicht Nachbarn damit zu belasten. Will Geltow denn gar keine großen Gewerbeansiedlungen mehr im Ort? Wir sind Großgemeinde und die Gewerbesteuer fließt in einen gemeinsamen Topf. Warum soll man also nicht die Entwicklungen zulassen, die sich seit Jahren positiv abzeichnen? Produzierendes Gewerbe gehört nach Ferch, den flächenmäßig größten Ortsteil im Gemeindeverbund Schwielowsee. Geltow indes ist hauptsächlich Wohnstandort. Wir hatten schon früh einen Flächennutzungsplan, um uns dahingehend zu orientieren. Demnach ist zum Beispiel im Gebiet Mörtel ein Mischgebiet mit stillem Gewerbe und Wohnen geplant. Und genau dort befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft die Potsdam gehörenden Flächen, wo das Tierheim hin soll. Gibt es aktuelle Pläne am Mörtel? Ja, denn gerade bemüht sich einer der Eigentümer, einen seit 1995 bestehenden Bebauungsplan wieder aufzuwärmen. Es könnte etwas ähnliches wie die neue Streiffsiedlung entstehen, wir könnten viele neue Einwohner gewinnen. Allerdings nicht mit einem Tierheim als Nachbarn. Die 500-Meter-Lärmgrenze, mit der die Planer argumentierten, würde mitten durch die neue Anlage verlaufen. Die Fläche würde dauerhaft eine Brache bleiben müssen. Auf der anderen Seite hätte die Wohnbebauung viele positive Effekte für uns, bis hin zur Wirtschaftlichkeit der Schule oder neuen Handelsansiedlungen. Und es geht auch um künftige Entwicklungen: Solange nicht die Fahrtrichtung klar ist, werde wir weiter Probleme mit der Lückenbebauung und den vielen Dreckecken haben, um die sich die Eigentümer derzeit nicht kümmern. Der Willen der Kommunalpolitiker lautet deshalb: Geltow soll sich als attraktiver Wohnort fortentwickeln, ohne produzierendes Gewerbe und Industrie. Auch Geltower Gewerbetreibende haben diese Botschaft verstanden und suchen sich preiswerte Ansiedlungsflächen in Ferch. Wie wird es also weitergehen mit dem Tierheim? Das Tierheim hatte sich im Dezember im Ortsbeirat vorgestellt, damals wurde keine Entscheidung getroffen aber bereits massive Bedenken geäußert. Im Februar wird es wohl ein abschließendes, negatives Votum geben. Der Bauausschuss und die Gemeindevertretung erwarten vor ihrer Entscheidung eine klare Positionierung des Ortsbeirates und werden sie auch bekommen. Bisher hat die Abstimmung zwischen den Gremien in der Großgemeinde immer so funktioniert, dass die Stimmen aus den Orten gehört wurden und dass man ihnen gefolgt ist. Ich halte das für eine positive Entwicklung nach der ja nicht von allen gewollten Fusion und denke, dass die Verfahrensweise für das Tierheim beibehalten werden kann. Gegen eine in dem Bereich geplante Recyclinganlage haben sich die Geltower erfolgreich gewehrt. Das wird auch mit dem Tierheim gelingen. Das Gespräch führte Henry Klix

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