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Gefahr am Bahnhof. Im Kraftwerk in der Nähe des Bahnhofs, über den Tausende zum Baumblütenfest anreisten, gab es eine Verpuffung, die einen Großeinsatz der Feuerwehr ausgelöst hat. Der Vorfall endete glimpflich.

© Jörg Carstensen /dpa

Unfall beim Baumblütenfest in Werder (Havel): Verpuffung im Kraftwerk

Auf dem diesjährigen Baumblütenfest wurden bei einem Unfall fünf Menschen verletzt, verursacht durch einen alkoholisierten Fahrer eines Feuerwehrautos. Nun wird bekannt, wie es dazu kommen konnte.

Werder (Havel) - Zum Unfall beim Baumblütenfest, bei dem ein Feuerwehrmann mit einem Löschfahrzeug gegen einen Bierstand gefahren ist, gibt es neue Hintergründe: Werders 1. Beigeordneter Christian Große (CDU) sagte am gestrigen Mittwoch, dass das Fahrzeug am 8. Mai zu einem Großbrand in den Havelauen unterwegs gewesen war, der durchaus zu einer Katastrophe hätte führen können.

Große zufolge hatte ein Brandmelder des Blockheizkraftwerkes der Edistherme einen Alarm angezeigt. Das Blockheizkraftwerk wird mit Gas beheizt, „da ist eine große Gasleitung eingebracht“. Außerdem befindet es sich in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof. „In so einer Situation wird zur Gefahrenabwehr grundsätzlich eine Einsatzlage Großbrand für alle drei Werderaner Löschzüge ausgelöst“, sagte Große.

Technischer Defekt löste Alarm aus

Zwar stellte sich für die Feuerwehrleute vor Ort heraus, dass es keinen Großbrand gab. Ein technischer Defekt an einem Elektromotor hatte zu einer schweren Verpuffung geführt und den Alarm damit ausgelöst. „Das konnte zum Zeitpunkt der Alarmierung aber niemand wissen.“ Große beantwortete damit gestern indirekt die Frage, warum die Feuerwehrleute über die Festmeile in der Eisenbahnstraße zum Einsatzort gefahren sind und nicht den sicheren Umweg über die Kemnitzer Straße gewählt hatten.

Wegen der laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wollte er sich nicht näher zu den Umständen des Unfalls äußern, bei dem fünf Festbesucher verletzt worden waren. Zuletzt hieß es, dass die Stadt dienstrechtliche Schritte gegen den Unfallverursacher prüft, der aus eigener Entscheidung zunächst den Dienst quittiert hatte. Gegen den Freiwilligen Feuerwehrmann, der 0,3 Promille Alkohol im Blut hatte, wird von der Potsdamer Staatsanwaltschaft wegen Körperverletzung ermittelt. Für Feuerwehrleute gilt am Steuer eine Null-Promille-Grenze, wobei unklar blieb, ob es sich um Restalkohol handelte oder der 64-Jährige am selben Abend getrunken hatte.

Trotz des tragischen Vorfalls eine positive Bilanz

Zur Auswertungsrunde des Blütenfestes im Schützenhaus in Werder zog Christian Große gestern trotz des tragischen Vorfalls eine positive Bilanz. Man sei mit dem Festverlauf und den Besucherzahlen zufrieden. Die Idee, die Feststandorte zu entzerren und besonders die Inselstadt zu entlasten, sei erneut aufgegangen.

Die Bundespolizei zählte 76 200 Menschen, die mit dem Zug angereist sind. Veranstaltungsagenturen multiplizieren solche Zahlen gern mit drei, um eine Gästezahl zu runden. Dann hätte das neuntägige Spektakel rund 230 000 Gäste gehabt, 10 000 mehr als im Vorjahr. Die Stadt nennt und bestätigt seit einigen Jahren keine Besucherzahlen mehr.

Laut Große seien in diesem Jahr besonders die Obsthöfe außerhalb des Stadtgebietes sehr gut frequentiert gewesen. Nach Angaben der Beelitzer Busgesellschaft waren bis zu zehn Busse im Dauereinsatz, um Gäste teilweise im Viertelstundentakt vom Stadtbahnhof auf die Plantagen hinauszufahren. Mehr gebe der schmale Obstpanoramaweg nicht her. Die Zahl der Fahrgäste stieg im Vergleich zu den Vorjahren um 50 Prozent auf gut 6000. Massive Probleme gab es, weil auf dem Obstpanoramaweg Autos den Bussen den Weg versperrten.

Blütenfest profitierte vom schönen Wetter

Auch der Vorsitzende des Werderaner Obstbauvereins, Walter Kassin, sprach gestern gegenüber den PNN von starkem Autoverkehr auf dem Weg, der an sich nur für Fahrräder und Fußgänger und zur Blüte ausnahmsweise für die Busse zugelassen ist. Mit der Stadt und den Obstbauern will er für das kommende Blütenfest überlegen, ob sich die Lage durch einen zusätzlichen Parkplatz am Weg entschärfen ließe. „Einen Parkplatz gibt es ja schon am Tannenhof, das Problem ist die Bequemlichkeit“, so Kassin. Über die vielen Gäste auf den Plantagen hätten sich die Obstbauern aber sehr gefreut, laut Kassin hat das Blütenfest in diesem Jahr auch von der Wetterlage profitiert: „Es war die erste längere Schönwetterperiode.“ Auch Christian Große hält das Wetter für ursächlich für die guten Besucherzahlen.

Die Landespolizei freute sich, dass die Zahl der Straftaten trotzdem um etwa 20 Prozent zurückgegangen ist. Bei rund jeder vierten Straftat habe es sich um ein Gewaltdelikt gehandelt, womit diese Zahl im Vorjahresvergleich unverändert blieb, wie es von der Polizei gestern hieß. Besonders an den Sonntagen habe sich der Familiencharakter des Festes etabliert. Bewährt habe sich, dass die Polizei nun nicht mehr an mehreren Standorten stationiert, sondern in Grüppchen auf der Festmeile unterwegs und ansprechbar sei.

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