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Potsdam-Mittelmark: Überraschungen können das Beste sein

Gitarrist Detlef Bunk fand bei seiner Lehrstunde im Kunsthof-Glindow selbst musikalische Herausforderungen

Gitarrist Detlef Bunk fand bei seiner Lehrstunde im Kunsthof-Glindow selbst musikalische Herausforderungen Werder-Glindow. Für Überraschungen ist Detlef Bunk immer offen. Vielleicht einer der Gründe, warum es den Dresdener Gitarristen für einen Workshop und ein Konzert ausgerechnet nach Glindow verschlagen hat. Aber genau dort, wo man es am wenigsten erwarten würde, erteilt das Glück am liebsten noch seine unerwarteten Lektionen. Bunk hatte den ganzen Samstag über im Kunsthof-Glindow Gitarrenworkshops für Anfänger und Fortgeschrittene gegeben, an denen auch Boris teilnahm. Dabei stellte sich heraus, dass Boris eigentlich Percussionist ist und noch andere Instrumente beherrscht. Die beiden entschlossen sich spontan für eine Session kurz vor dem Konzert. Detlev Bunk stellte fest, wie er den gut 50 Gästen am Samstagabend im Saal erzählte, dass Boris nicht einfach nur ein Percussionist sei, sondern ein verdammt guter. Und wenn zwei Musiker zusammenkommen, die sich verstehen, dann braucht es nicht viel. Nach kurzer Zeit entstand aus einem Thema ein Lied, bei dem Boris Flöte spielte. Wenig später war Bunk klar, dass er an diesem Abend nicht nur ein Solokonzert geben wird. Die drei Lieder, die Detlev Bunk gemeinsam mit Boris spielte, sie waren unbestrittener Höhepunkt dieses Konzerts. Hier fanden Bunks Fingerstylekompositionen eine zurückhaltende, aber auch treibende Begleitung. Und vielleicht waren es nicht nur Worte, als Bunk davon sprach, dass dieses Zusammenspiel vielleicht der Anfang einer sehr guten Freundschaft sein könnte. Detlef Bunk ist Akustikgitarrist mit Leib und Seele. Er schmiss sein Medizinstudium, später auch ein Musikstudium, weil er dort nicht das fand, was er wollte. Was er suchte, fand er auf einer, aus dem Westen eingeschmuggelten Platte, mit dem Titel „Akustik-Festival“. Die Gitarrentechnik von Werner Lämmerhirt und Klaus Weiland begeisterte ihn. Eine Gitarrentechnik, vom Countryblues beeinflusst, die in der amerikanischen Folkbewegung der 70er Jahre ihre Ursprünge hat. Mittlerweile gibt es eine weltweite, kaum überschaubare Szene, die Ausnahmegitarristen wie Pierre Bensusan, Isato Nakagawa oder Peter Finger hervorgebracht hat. Doch unumstrittener König war und ist der Amerikaner Leo Kottke. Mehr an dessen musikalischen Meilensteinen und den frühen Jacques Stotzem scheinen sich Detlef Bunks Kompositionen zu orientieren. Das allzu Verkopfte eines Peter Fingers spart er aus. Die offene Stimmung, Arppegien, Flageoletts – Bunk bewegt sich im üblichen Rahmen. Seine Stücke sind dabei fast immer als Impressionen zu verstehen. Ob seine erste Amerikareise, die er auf dem Album „California Impressions“ verarbeitet oder ganz Alltägliches, mit Wenigem versteht er musikalisch kurze, aber schöne Geschichten zu erzählen. Ihm geht es um Melodie, auf fingerakrobatische Effekthascherei kann der Dozent für Gitarre an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ gut verzichten. Ob das meditative „Redwoods“, das stimmungsvolle „Autumn Sun“ oder „Fritzi ist weg“, das von einer verschwundenen Katze erzählt, Bunk verstand es den Humor, den er in seinen ausführlichen Ankündigungen durchblitzen ließ, auch musikalisch umzusetzen. Und so wurde dieser Abend, trotz mancher allzu gefälligen Ballade, ein Abend, der manche Überraschung bereit hielt. Dirk Becker

Dirk Becker

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