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Oft nicht erwünscht. 700 Windräder drehen sich derzeit in der Region Havelland-Fläming. 300 von ihnen stehen außerhalb der ausgewiesenen Windeignungsgebiete. Sie haben Bestandsschutz, sollen jedoch möglichst umgesetzt werden.

© Kitty Kleist-Heinrich

Potsdam-Mittelmark: Platz für 900 Windräder

Der Regionalplan Havelland-Fläming liegt ab Montag öffentlich aus. Planer erwarten erneut Proteststurm

Potsdam-Mittelmark - Etwa 900 Windräder könnten sich künftig in der Region zwischen Rathenow und Dahme drehen. Das sagte der Geschäftsführer der Planungsstelle Havelland-Fläming, Harald Knauer, am Mittwoch bei der Vorstellung des neuen Regionalplanentwurfs vor der Presse. Insgesamt sind in dem Plangebiet, zu dem auch der gesamte Landkreis Potsdam-Mittelmark und Potsdam gehören, 24 sogenannte Windeignungsgebiete ausgewiesen. „Ihre Hauptwirkung ist, dass Windparks an anderer Stelle ausgeschlossen werden“, sagte Knauer.

Derzeit gibt es laut Knauer etwa 700 Windräder in der Planregion. 300 von ihnen stehen jedoch außerhalb der nun vorgesehenen Windeignungsflächen. Sie haben zwar noch Bestandsschutz bis zum Ende ihrer Betriebsdauer – im Regionalplan sind jedoch auch sogenannte Verlagerungsflächen für ihre mögliche Umsetzung vorgesehen. „Damit beabsichtigen wir, die Streulagen zu beseitigen und das ursprüngliche Landschaftsbild wiederherzustellen sowie die übermäßige Entstellung der Nauener Platte mit Windrädern zu reduzieren“, sagte Mittelmarks Landrat Wolfgang Blasig (SPD), der auch Vorsitzender der Regionalen Planunggemeinschaft ist. Voraussetzung sei jedoch, dass die betroffenen Kommunen mit den Windenergieunternehmen entsprechende Pläne erstellen.

Ab kommendem Montag soll der Regionalplanentwurf öffentlich ausgelegt werden. Nach der Auswertung von 35 000 Bedenken und Anregungen von Trägern öffentlicher Belange und Einwohnern ist der erste Entwurf vom April 2012 noch einmal überarbeitet worden. Der Gesamtumfang der Eignungsgebiete ist um 20 auf jetzt 152 Quadratkilometer (15200 Hektar) leicht geschrumpft. In Trebbin sollen von 700 Hektar wegen eines dort lebenden Seeadlerpaars nur 187 Hektar übrig bleiben. In Bliesendorf verkleinert sich die Fläche von 945 auf auf 650 Hektar. Dort soll nach Protesten unter anderem ein größerer Waldpuffer an der Autobahn bestehen bleiben.

Neben Bliesendorf sind im Potsdamer Umland noch weitere Windeignungsflächen in der Genshagener Heide bei Großbeeren und Teltow (300 Hektar) sowie in Beelitz bei Fichtenwalde (722 Hektar) und bei Wittbrietzen (897 Hektar) vorgesehen.

Wie berichtet versucht die Stadt Beelitz derzeit mit einem Teilflächennutzungsplan Wind den Windspargel in der Kommune zu begrenzen. So soll auf die Fläche bei Wittbrietzen gänzlich verzichtet werden, der Windpark bei Fichtenwalde soll nur 308 Hektar groß werden. Allerdings gibt es auch dagegen noch Proteste vor allem von der örtlichen Bürgerinitiative „Natürlich gegen Lärm“.

Der alte Regionalplan und der Teilplan Wind waren vor Jahren nach einer Klage der Berliner Stadtgüter vom Oberlandesgericht für nichtig erklärt worden. Unter anderem sei eine unausgewogene Verteilung von Windeignungsgebieten bemängelt worden, sagte Blasig. Doch auch diesmal könnten die Berliner Stadtgüter wieder weitgehend leer ausgehen. Ihre Flächen befinden sich fast ausnahmslos auf ehemaligen Rieselfeldern in der Region Teltow. Die sind laut Regionalplan ebenso wie die Glindower Platte als empfindliche Landschaftsteile für Windparks tabu. „Zweifellos birgt das erneut Konfliktstoff“, so Blasig. Generell erwarten die Planer einen Sturm neuer Protestschreiben. Schon vor der offiziellen Auslegung hat der zweite Planentwurf für hitzige Diskussionen und einen vollen Briefkasten der in Teltow ansässigen Regionalen Planungsstelle gesorgt.

Landrat Blasig gibt aber auch zu bedenken, dass mit 900 modernen Windenergieanlagen über eine Million Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgt werden könnten. „Im Vergleich zur Braunkohleverstromung würden damit sechs Millionen Tonnen klimaschädliche Kohlendioxid-Emissionen vermieden“, so Blasig. Das entspreche allen Kohlendioxid-Emissionen, die die Bewohner und die Wirtschaft in der Region Havelland-Fläming derzeit verursachen.

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