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Potsdam-Mittelmark: Nicht mehr lange auf unbekannten Pfaden

Neujahrsspaziergang auf Südwestkirchhof / Besucherleitsystem soll zu prominenten Gräbern führen

Stahnsdorf - Putten und Engel tragen weiße Schneekappen. Fast scheint es, als hätten sie sich für den ersten Tag des neuen Jahres herausgeputzt. Denn der Neujahrsspaziergang über den Südwestkirchhof in Stahnsdorf ist seit sieben Jahren eine Tradition, die immer mehr Zuspruch erfährt. Am Sonntag kamen fast 120 Besucher, um an der zweistündigen Führung teilzunehmen, die nur einen Bruchteil der Vielfalt an Grabmälern aufzeigen konnte, die es auf dem 206 Hektar großen Friedhof gibt.

In zwei Gruppen führten Friedhofsverwalter Olaf Ihlefeldt und Gerhard Petzoldt die Besucher zu Grabstätten berühmter Persönlichkeiten wie Engelbert Humperdinck, Komponist der Märchenoper „Hänsel und Gretel“, zur Grabstätte der Familie des Großindustriellen Werner von Siemens und zum Grab des Stummfilmregisseurs Fritz Murnau. Auf tief verschneiten Waldwegen führte der Weg vorbei an Reliefplatten, riesigen Feldsteinen, schlichten Kreuzen und kleinen Antikentempeln.

Auf großes Interesse stießen vor allem die Mausoleen mit Giebeln, Skulpturen und Säulengängen, die im nördlichen Teil des Kirchhofes stehen. Ohne Führung wären die meisten Besucher am Grab von Heinrich Zille sicherlich vorbei gelaufen, denn der Stein liegt etwas versteckt zwischen Bäumen und Büschen. Trotzdem kommen zum Zeichner und Fotografen Zille noch immer die meisten Besucher.

Um die Gräber von berühmten Persönlichkeiten wie Zille, Langenscheidt, Lovis Corinth und Elisabeth von Ardenne zu finden, nutzen viele Besucher Lagepläne, die von der Friedhofsverwaltung ausgegeben werden oder im Internet zu finden sind. Auch schon fast vergessene Namen wie Gustav Kadelberg, Mitautor des „Weissen Rössel“, sind darauf zu finden. Allerdings ist es nicht immer leicht sich im riesigen Spinnennetz der Wege zurechtzufinden, so Olaf Ihlefeldt, denn es gibt rund 1600 Grabstellen auf Deutschlands zweitgrößtem Friedhof. Deshalb will der Förderverein des Südwestkirchhofes in diesem Jahr ein Besucherleitsystem installieren, dass den Weg zu Grabstellen von vorerst 32 berühmten Persönlichkeiten weist. Insgesamt sind auf dem 1909 eröffneten Friedhof 80 namhafte Personen beerdigt. Doch nicht nur Grabstellen werden auf den Schautafeln vermerkt, die erstmals im Mai die Orientierung erleichtern sollen, sondern auch Informationen zu botanischen Besonderheiten, die es auf dem Friedhof zu entdecken gibt wie beispielsweise verschiedene Flechten und Moose.

Auf besonders reizvolle Plätze und auf Sichtachsen soll ebenso verwiesen werden. Aber anders als bei herkömmlichen Leitsystemen sollen die Tafeln in Bodennähe angebracht werden, weil sie in Augenhöhe die Landschaft verdecken könnten. Daneben hat der Förderverein kürzlich die beiden Häuschen am Eingang übernommen. In einem soll im April ein Infocafé eröffnet werden. Fortgeführt werden dort auch die bekannten kleinen Ausstellungen und Veranstaltungen.

Die Audio-Führung ist ein weiteres Projekt, das vorbereitet wird und Besuchern ermöglichen soll, per Kopfhörer und Knopfdruck den Friedhof zu erkunden. Die Kosten für das gesamte Infosystem belaufen sich auf 200 000 Euro. Für den Start des Projektes gab die Werner-von-Siemens-Stiftung 80 000 Euro (PNN berichteten). Deutschlandweit beschreite der Stahnsdorfer Südwestkirchhof mit dem neuen Infosystem Neuland, erklärte Ihlefeldt. Doch betonte er gleichzeitig, „dass unsere Führungen durch das Projekt nicht ersetzt werden“. Kirsten Graulich

Jeden ersten Samstag im Monat beginnen ab 10 Uhr Führungen über den Südwestkirchhof.

Kirsten Graulich

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