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Beschlüsse der Gemeindevertretung: Michendorf in Bewegung

Die Gemeindevertretung in Michendorf brachte mehrere Beschlüsse auf den Weg, die das Ortsbild verändern und das Zentrum beleben könnten. Ein Überblick.

Michendorf – Michendorf hat städtebauliches Potenzial, eine Menge sogar. Doch dass der Bereich zwischen Potsdamer Straße, Bahngleisen, Bahnhof und Teltomat-Gelände ein Sanierungsgebiet ist, dass Michendorf hier herausgeputzt werden sollte, ist in den vergangenen Jahren etwas in Vergessenheit geraten. Die verkehrsberuhigte Potsdamer Straße hat immer noch den Charme einer verblichenen Bundesstraße, das Teltomat-Gelände wartet auf Frischzellen. Ähnlich geht es dem Bahnhof, die Bahn will ihn loswerden. Am Montagabend nun haben die Gemeindevertreter eine Reihe von Beschlüssen auf den Weg gebracht, die dafür sorgen könnten, dass sich das Ortsbild in den kommenden Jahren verschönert und das Zentrum belebt wird.

Bahnhof Michendorf

Anders als ihm bisweilen unterstellt wird, scheint Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) mittlerweile wild entschlossen, den Bahnhof zu kaufen. Am Montag beschlossen die Gemeindevertreter, ein Kaufangebot abzugeben, dem Vernehmen nach von etwa 50 000 Euro. Dieser nach einem Verkehrswertgutachten ermittelte Wert ist manchem Gemeindevertreter zunächst als zu klein erschienen, es wurde gemutmaßt, dass der Bürgermeister Spielchen treibt. Doch Mirbach konnte der Mehrheit im nichtöffentlichen Sitzungsteil offenbar glaubhaft machen, dass der Bahnhof tatsächlich kaum etwas wert ist: nicht nur vor dem Hintergrund des Sanierungsbedarfs, der bei weit über einer Million Euro liegen soll, sondern auch wegen der im Grundbuch eingetragenen Bahn-Dienstbarkeiten, die den Nutzwert senken. Ein erstes Gutachten der Gemeinde soll einen Wert von etwa 110 000 Euro ergeben haben. Nachdem die Zahl von 23 Dienstbarkeiten bekannt wurde, wurde das Gutachten nachgebessert, es kam weniger als die Hälfte heraus. Was hat es mit den Dienstbarkeiten auf sich? Mirbach nannte auf Anfrage als Beispiel eine Hochspannungsleitung, die direkt über dem Dach hängt. „Wenn wir das Dach sanieren, muss der Strom abgestellt werden.” Da davon Stellwerkstechnik betroffen sei, könnten keine Züge fahren. „Das heißt, das Dach muss nachts saniert werden, das wird verdammt teuer.“

Mirbach rechnet mit einem Abschluss der Kaufverhandlungen nicht vor Jahresende. Scheitern sie, könnte sich die Gemeinde immer noch an einer Versteigerung beteiligen. Selbst wenn die Bahn einen anderen Käufer habe, könne die Gemeinde noch ihr Vorkaufsrecht ziehen. Parallel zu den Kaufverhandlungen soll ein Interessenbekundungsverfahren angeschoben werden, um Nutzungsmöglichkeiten zu erfragen, die die Gemeinde bislang vielleicht noch nicht im Blick hat. Derzeit bestehen im Bahnhof ein Restaurant und eine Physiotherapiepraxis. Als zusätzliche Nutzung ist ein Familienzentrum im Gespräch, auch einen Fahrkartenverkauf und eine Toilette wünschen sich viele.

Die Potsdamer Straße

Die Gemeindevertretung hat im Investitionsprogramm 2020 längst eine umfassende Sanierung der Potsdamer Straße beschlossen, das Projekt hat oberste Priorität. Eine attraktive Wohlfühlstraße soll es werden, in der man sich gern aufhält. Der SPD und vielen anderen Gemeindevertretern geht das nicht schnell genug: Der Bürgermeister wurde am Montag beauftragt, mit Gewerbetreibenden abzustimmen, wie sich das Erscheinungsbild kurzfristig verbessern ließe. Blumenkästen, Bepflanzung und Weihnachtsbeleuchtung sind beispielhaft genannt. Für das Verschönerungsprogramm soll das Rathaus mit Gewerbetreibenden ein Konzept abstimmen. Aus der CDU gab es Skepsis, ob das Thema angesichts der bevorstehenden Sanierung nicht eher in den Ortsbeirat gehört, aber am Schluss gab es eine Mehrheit für den SPD-Antrag.

Kita in der Potsdamer Straße

Ebenfalls zur Verschönerung des Ortsbildes dürfte beitragen, wenn das ehemalige und seit Jahren leer stehende griechische Restaurant in der Potsdamer Straße endlich eine neue Nutzung erfährt. Aus der zentralen Bauruine soll eine Kita mit 100 Plätzen werden. Die Gemeindevertretung stellte dafür am Montagabend im nichtöffentlichen Sitzungsteil die Weichen: Einigen war der vom Eigner aufgerufene Kaufpreis zu hoch, die SPD hatte vorab vorgeschlagen, lieber einen Neubau zu prüfen. Doch im Lichte der Ortsverschönerung setzte sie sich damit am Montag nicht durch. Immerhin ist noch kein Kaufpreis beschlossen worden, sondern nur die Kaufabsicht. Vor weiteren Schritten soll ein bautechnisches Gutachten eingeholt und abgeklärt werden, wie hoch die finanziellen Risiken für einen Umbau sind. Gegebenenfalls könnte man auch im Teltomat-Gelände bauen, wie es hieß.

Teltomat-Gelände

Das Teltomat-Gelände, größte innerörtliche Brache und einer der Gründe, warum das Ortszentrum Sanierungsgebiet ist. Es scheint nun doch noch aus dem Dornröschenschlaf geküsst zu werden. Die Gemeindevertreter bestätigten eine Rathausvorlage, die dem Bürgermeister die Möglichkeit gibt, das nie ganz abgeschlossene Verfahren für einen Bebauungsplan wieder aufzunehmen. Auf dem zweieinhalb Hektar großen Gelände könnten rund um einen Platz 80 Mietwohnungen und fünf Stadtvillen entstehen. Der Auftrag an den Bürgermeister sieht vor allem seniorengerechtes und betreutes Wohnen und eine Pflegeeinrichtung vor, zudem ein Ärztehaus und ein Hotel. Auch das Rathaus soll hier eine Dependance bekommen. Studenten der Uni Weimar sollen im Sommer die Michendorfer befragen. Schon im September soll ein neues Bebauungsplanverfahren starten. Danach könnte es schnell gehen, nachdem sich seit den 90er-Jahren nichts bewegt hat auf dem Areal. Denn 2018 läuft die Städtebauförderung für das Sanierungsgebiet aus. Der Abriss der alten Industriehallen ist bereits vollendet.

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