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Potsdam-Mittelmark: Knapp für Funck, klar für Baaske

Bekannte Hoffnungsträger punkten im Wahlkampf / Millimeterentscheidung in Werder

Bekannte Hoffnungsträger punkten im Wahlkampf / Millimeterentscheidung in Werder Potsdam-Mittelmark - Mit einer Millimeterentscheidung endete das Duell der beiden mittelmärkischen Kreis-Chefinnen von CDU und SPD um das Direktmandat im Wahlkreis 19. Auf der Ziellinie hatte die Christdemokratin Saskia Funck mit ganzen 71 Stimmen die Nase vorn. Zwar konnte ihre Kontrahentin Susanne Melior in Schwielowsee, Michendorf und Potsdam-Nord die meisten Erststimmen auf sich vereinen, doch die Ergebnisse aus Werder sollten noch die Wende bringen. 32,6 Prozent konnte Funck in der Blütenstadt auf sich vereinen, Melior nur 25,8 Prozent. So hatte die CDU-Kreischefin doch noch Grund zur Freude an einem ansonsten verkorksten Wahlabend. Funck gewann eines von vier Direktmandaten der CDU im Land, ein Fakt von überregionaler Bedeutung. Bei den Zweitstimmen sah das christdemokratische Ergebnis allerdings auch in Werder und Umgebung wenig berauschend aus. Mit 22,7 Prozent dritter Platz hinter der SPD (32,8 Prozent) und PDS (23,3 Prozent): Eine Enttäuschung nach den sehr guten Kommunalwahlergebnissen in Werder und Schwielowsee. Zweitstimme gleich Platzeck-Stimme – das hat wohl auch bei vielen Wählern gezogen, die sonst auf Werders CDU-Bürgermeister Werner Große schwören. Politik wird an Personen fest gemacht, wie sich wieder einmal zeigte. Und Vertrauen genießen an der Havel neben Platzeck auch die identifizierbaren Christdemokraten aus der Region. Dazu zählt Saskia Funck, die ihren Wohnsitz in Glindow hat und weiter als Vorsitzende der Kreistagsfraktion agieren will. Für Susanne Melior aus Langerwisch ist das fair geführte Duell angesichts der geringen Stimmendifferenz „eigentlich unentschieden“ ausgegangen. In den Landtag zieht auch sie über die Landesliste ihrer Partei ein. Dort würde sie sich gern der Bildung oder dem Umweltschutz widmen. Koalitionsgespräche sollte die SPD ihrer Meinung nach entsprechend dem Wahlergebnis zuerst mit der PDS und dann mit der CDU führen. „Ich warne davor, dass wir vor der CDU weiter einknicken“, so Melior. „Keine weiteren Kürzungen im Kita-Bereich und sechsjährige Grundschule – daran sollten wir nicht rütteln lassen“, betonte Melior, die als Vize-Fraktionschefin auch weiter im Kreistag agieren möchte. „Die Vererdung in der Region ist mir sehr wichtig“. Die Bündnisgrünen verbuchten im Wahlkreis 19 immerhin 6 Prozent. „Schön wäre es, wenn wir die auf Landesebene gehabt hätten“, resümierte Direktkandidat Hans-Joachim Gessinger aus Werder gestern. In der Region will der Grünen-Landeschef weiter aktiv bleiben. Schwerpunkte seien die Entwicklung rund um den Schwielowsee und das integrierte Verkehrsentwicklungskonzept. Einen kleinen persönlichen Erfolg konnte FDP-Direktkandidat Heiko Hüller für sich verbuchen: In seiner Heimatgemeinde Schwielowsee errang er immerhin 11,5 Prozent der Erststimmen. Die PDS-Spitzenkandidaten der Region schafften es trotz des guten Abschneidens ihrer Partei beide nicht in den Landtag. Ihre Listenplätze hätten womöglich gereicht, doch die 23 durch die PDS errungenen Direktmandate verwiesen sie auf die Plätze. Trotzdem freuten sich Andreas Bernig und die PDS-Kreischefin Astrit Rabinowitsch gestern über das Ergebnis. Über die Zukunft im Landesparlament ist man allerdings geteilter Meinung. Während Bernig „viele Berührungspunkte, gerade in der Bildungspolitik“ mit der SPD ausmacht, will Rabinowitsch ihre Partei lieber weiter auf der Oppositionsbank sehen. „Ich kann ja nicht wochenlang sagen, Hartz IV muss weg, und dann tragen wir das ganze im Landtag auch noch mit.“ Sie jedenfalls würde als Kreischefin ihr Amt niederlegen, wenn es unter diesen Voraussetzungen zu einer Regierungsbeteiligung kommt. SPD-Mann Günter Baaske will sich die Option indes offen lassen – genauso wie schwarz-rot. „Mit der PDS sind wir uns in Bildungsfragen einig und in Haushaltsfragen nicht, mit der CDU ist es umgekehrt.“ Baaske erwies sich bei der Wahl einmal mehr als Sympathieträger der Sozialdemokraten. Besonders in Belzig hat man den früheren Kreis-Sozialdezernent und SPD-Stadtchef gut in Erinnerung behalten: 44,9 Prozent! Nur Matthias Platzeck errang mit einer ähnlich deutlichen Punktzahl sein Direktmandat. Und ähnlich wie Platzeck formulierte auch Baaske einen neuen Anspruch an seine Parteifreunde: „Eine Politik dicht an den Menschen, die offensiv mit Problemen umgeht – da haben wir alle noch viel zu lernen.“ Baaske selbst hat mit seiner märkischen Hartz-IV-Reise vorgemacht, wie es geht. Im Poloshirt rechnete er Langzeitarbeitslosen vor, dass sie mit dem Arbeitslosengeld II und den neuen 1-Euro-Jobs oft besser fahren als jetzt. Ob ihm das jetzt einen Posten als Superminister eines Wirtschafts- und Sozialministeriums beschert? Baaske zumindest macht keinen Hehl daraus, dass er eine Zusammenlegung beider Ministerien für sinnvoll halten würde. CDU-Direktkandidat Detlef Braune hatte noch keine Ahnung, dass Günter Baaske sein Kontrahent im Wahlkreis 18 sein wird, als er sich für ein Kandidatur entschied. Magere: 18,6 Prozent - da blieb dem Brücker Dachdeckermeister gestern nur noch, seine Wahlplakate abzuhängen. „Mit Handwerk und Mittelstand wird es jetzt weiter bergab gehen“, ist er sich sicher. Die CDU sollte sich nach diesem Abschneiden in die Opposition verabschieden. „Das Wahlergebnis zeigt doch deutlich, was der Wähler will.“ Und auch Elke Seidel (Grüne) aus Beelitz reagierte gestern vergrätzt: „Ich wundere mich ja, dass die Leute auch 14 Jahre nach der Wende noch auf leere Versprechen reinfallen“, sagte die Ex-SPD-Frau, die in ihrem Heimatort Beelitz 6,5 Prozent der Stimmen errang. Vor allem was die Potsdamer Ortsumgehung angeht, sei sie auf die „Wendehälse“ gespannt.

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