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22.04.2023, Brandenburg, Werder: Zahlreiche Menschen strömen von der in Werder auf über eine Brücke hat die Havelinsel. Nach dreijähriger Pause wegen Corona startet das Fest im Frühjahr wieder. Von einem Riesenrad aus ist das Geschehen auf auf dem Fest zu sehen. Das Volksfest wird seit 1879 gefeiert. Foto: Michael Bahlo/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Michael Bahlo

Update

Kleiner und feiner: Brandenburgisches Werder feiert Baumblütenfest mit neuem Konzept und weniger Straftaten

Das Baumblütenfest in Werder hat sich in diesem Jahr neu – und kleiner – aufgestellt. Bei der Sicherheit scheint das Konzept aufzugehen.

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Nach einer Neuausrichtung des Baumblütenfestes in Werder an der Havel ist die Zahl der Straftaten nach Angaben der Stadt und der Polizei stark gesunken. Die Veranstaltung war in der Vergangenheit wegen Alkoholexzessen und Gewalttaten in die Schlagzeilen geraten. Zum Abschluss des zehntägigen Festes gab es am Montagabend ein Feuerwerk.

„Das 144. Baumblütenfest war seit vielen Jahren das sicherste überhaupt. Die Landespolizei hat uns bestätigt, dass wir mit Stand am Montagnachmittag beim Straftatengeschehen auf rund ein Drittel früherer Feste gesunken sind“, sagte Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) beim Abschlusstag am Montag laut einer Mitteilung. Beim Thema Sicherheit sei ein „Riesenschrift“ nach vorne gelungen.

Deutlich weniger Straftaten

Nach Angaben der für Werder zuständigen Polizeidirektion West wurden innerhalb des gesamten Festes 100 Straftaten registriert, darunter waren Körperverletzungen, Drogendelikte und Widerstandshandlungen. Damit war die Zahl im Vergleich zu früheren Blütenfesten stark rückläufig: beim letzten Fest 2019 wurden fast 500 Straftaten gezählt.

„Wir als Polizei waren mit gebotener Zurückhaltung gleichwohl präsent. Dies rief vielfach positive Reaktionen bei den Festbesuchern hervor, auch Gespräche in entspannter Atmosphäre waren keine Seltenheit. Nur wenige Festbesucher waren für uns kommunikativ schwer zugänglich. So mussten wir lediglich 56 Festbesucher vom Festgelände verweisen“, so Karsten Schiewe, Leiter der Polizeidirektion West.

Details zu den Einsätzen konnte die Behörde nach einer ersten Auswertung des Geschehens noch nicht nennen. Es hätte aber keine nennenswerten Besonderheiten wie Streitigkeiten zwischen größeren Gruppen gegeben, sagte eine Polizeisprecherin. „Es war insgesamt ein ruhiges Fest.“

Deutlich weniger Gäste

Die Bundespolizei, die vor allen an den Bahnhöfen im Einsatz war, registrierte 19 Straftaten. 2019 waren es demnach mehr als 150. Sie sprach von einer „positiven Bilanz“. Insgesamt kamen laut Bundespolizei rund 89.000 Besucherinnen und Besucher mit den Bahnen der ODEG zum Blütenfest nach Werder. Im Jahr 2019 waren es demnach 189.000 Bahnreisende. An den Schwerpunkttagen waren bis zu 400 Bundespolizisten im Einsatz, insgesamt waren es an den zehn Festtagen etwa 1900 Beamte.

Nach drei Jahren Pause hatte die Kleinstadt vor den Toren Potsdams erstmals auf ein neues Konzept für das traditionsreiche Fest gesetzt: Weg von einer Massenveranstaltung und zu viel Partyrummel. Geplant war eine kleinere und traditionsbewusstere Veranstaltung mit mehr Kultur.

Per Schiff zum Baumblütenfest

„Die großen Themen sind in diesem Jahr auf den Weg gebracht worden. Es wurden Voraussetzungen geschaffen, um das Fest in den kommenden Jahren richtig gut aufzustellen“, sagte der Erste Beigeordnete Christian Große.

Die Veranstalter kündigten am 1. Mai aber auch an, künftig noch an Verbesserungen zu arbeiten. Die Stadt werde für das 145. Baumblütenfest weiter am Konzept feilen, ohne größer zu werden. Große sagte: „Das Familienthema ist ausbaufähig. Bei der Versorgung müssen wir nachsteuern. Auch einige Anbieter hatten nach der Coronapause mit dem Neustart zu tun.“

Obstbauern sind zufrieden

Die Obstbauern zeigten sich am Dienstag nach dem Fest überwiegend zufrieden. „Bei uns waren die Kunden glücklich“, sagte Obstbauer Stefan Lindicke. „Wir hatten viel schönes Wetter. Alles andere bekommen wir auf die Reihe.“

Einige hatten sich nach dem ersten Festwochenende bei Facebook über zu wenig Angebote in der Stadt beschwert. So habe es nicht ausreichend Stände für Essen und Getränke gegeben, es bildeten sich lange Schlangen. Der Unmut der Gäste kam auch bei den Obstbauern an. „Wir würden uns für die Gäste wünschen, dass die Stadt hier fürs nächste Fest nachbessert“, sagte Lindicke. Am zweiten Festwochenende hatten die Veranstalter nach der Kritik noch einmal für zusätzliche Wagen mit Essen und Getränken sowie Attraktionen für Kinder gesorgt.

Auch Angelika Thierschmann von der Lohnmosterei Thierschmann an der Plötziner Chaussee in Werder war zufrieden. „Es ist gut gelaufen. Wir hatten nette Gäste und schöne Tage“, sagte sie. Teilweise musste der Betrieb die Tore schließen – am Sonntag vor dem 1. Mai kamen zu viele Besuchende. „Das hat uns aber keiner übel genommen.“ Auch bei Thierschmann kam die Kritik der Gäste über fehlende Angebote im Stadtgebiet an. „Da sollte die Stadt für das nächste Fest dringend nachbessern.“

Busse und Bahnen mit Besuchern des Festes waren teils rappelvoll. Deshalb gab es etwa auch Sonderfahrten mit dem Schiff direkt zum Baumblütenfest. Seit 1879 laden Obstbauern in Werder die Besucher ein, sich auf ihren Plantagen umzusehen und die Blüte von Apfel- oder Kirschbäumen und Beerensträuchern zu feiern. (mit dpa)

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