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KulTOUR: In Dur und Moll

Benefizvormittag in Glindow schlug Brücke zum leidgeprüften Asien

KulTOURBenefizvormittag in Glindow schlug Brücke zum leidgeprüften Asien Werder · Glindow - Vier Wochen nach der asiatischen Flut ist die Bereitschaft, den Opfern zu helfen, längst nicht erloschen. Aber je mehr Spenden-Aufrufe und Benefiz-Veranstaltungen es gibt, um so geringer werden die Anteile jener, die sich immer wieder etwas einfallen lassen, damit der große Soli-Topf nicht leer werde. So vielleicht erging es dem Glindower „Kunsthof“ am Wochenende. Ursprünglich für Samstagabend geplant, konnte die mit viel Engagement vorbereitete Benefiz-Veranstaltung erst am Sonntagvormittag durchgeführt werden. Eigentlich schade, denn einer der angekündigten Teile hätte das Licht der Nachtsonne gebraucht und dergestalt sicher noch manchen Glindower oder Werderaner herangelockt; dass trotzdem etwa 30 Gäste ihren Eintritt bezahlten, Speis und Trank genossen – alles für die Spendenkasse – konnte Gudrun Mader in jedem Fall freuen. Bevor aber ein Berliner „Traumduo“ das Publikum „in Dur und Moll“ verwöhnte, erlebte man ein exquisites Konzert von Matthias Wolter (Sithar) und Meinhard Blum am Saxophon, auf der Bühne im Knien gegeben. Das so vielseitig einsetzbare Instrument aus Indien schlug wie von selbst die Brücke zum leidgeprüften Asia, im Saxophon verkörpert sich eher die Stimme der hochzivilisierten Welt. Zuerst hörte man eine sehr lange und meditative Improvisation über ein gregorianisches Thema, wobei hier der Norden dem Süden Vortritt ließ. Eigentlich war es eine schlichte Tonfolge, welche die beiden Musiker zu außerordentlich harmonischen Sentenzen inspirierte, mit immer wiederkehrendem Thema, mal solo, mal im Duett gegeben, alles sehr still und spirituell. Wer indische Musik mag, Sithra und die nie enden wollenden Ragas, der bekommt eine Vorstellung davon, was man dort unten unter Zeit und Dauer versteht, unter dem karmatischen Wort „Schicksal“. Das zweite Stück nach einer eigenen Idee war kürzer, und ohne kirchenmusikalischen Beistand vielleicht etwas weniger harmonisch. Ein starker Auftritt dieser Zwei – mit schöner, stiller Demut. Dann spielte die Japanerin Noriko Seki mit allem Charme Asiens Klezmer-Stücke, Tänze und einen „Ungarn-Walzer“ auf ihrem Akkordeon. Bis 2004 gehörte sie zum Ensemble „Ton und Kirschen“. Warum gerade dieses Instrument? Es sehe so schön aus, verleihe „Impulse“ und ermögliche es, auf besondere Weise laute, aber auch leise Stimmen zu erzeugen. Viel Beifall auch hier. Jetzo ging“s mit „Wollust oder Wie es die anderen treiben“ in Dur und Moll zur Sache, aber trotz guten Einsatzes von Christiane Müller und dem Kontrabassisten Dirk Schmiegotzki wollte das erotische Programm von Liebeslust und -pein zum frühen Tag so recht nicht passen. Die Aktrice war sich des Anlasses wohl bewusst, meinte jedoch, „dass man angesichts von Leid und Tod auch vom Leben reden kann“. Gesagt getan, man hörte Ringelnatz, unbenannte Prosatexte erfüllter und verletzter Liebe, Songs von Hildegard Knef und anderen, auch hier in der Stimmung gedämpft. Schön, dass vier Wochen später das Leid der anderen nicht schon vergessen ist. Die so sinnvolle wie sinnliche Veranstaltung zog sich bis in den Nachmittag hin.

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