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Potsdam-Mittelmark: Grundschule II organisiert Hilfsaktion

Mitarbeiter der Botschaft von Sri Lanka holten Medikamente in Teltow ab und berichteten über Situation

Mitarbeiter der Botschaft von Sri Lanka holten Medikamente in Teltow ab und berichteten über Situation Teltow – Als die zehnjährige Michelle im Fernsehen Bilder der Flutkatastrophe sah, musste sie weinen: „Es waren so viele Kinder tot“, sagt sie leise. Gut fand sie deshalb die Spendenaktion in ihrer Schule, denn so konnte sie etwas tun, statt hilflos vor dem Fernseher zu sitzen. Das gesamte Taschengeld opferte auch ihre Klassenkameradin Dorothea, weil „es doch für einen guten Zweck ist“. Viele Schüler der Grundschule II leerten in der letzten Woche ohne Zögern ihre Sparbüchsen, um Geld in die große Sammelbüchse zu stecken. Auch Eltern gaben Spenden, und Schulleiterin Monika Schimming staunte am Ende der Woche über das Ergebnis: 1160 Euro. Allein 250 Euro hatte ein Kuchenbasar der Klasse 2c eingebracht, den Claudia Bathke spontan mit andern Müttern am zweiten Schultag nach den Ferien organisierte. Sie hatte auch in der Botschaft von Sri Lanka angefragt, welche Hilfsgüter am dringendsten gebraucht werden. Eine lange Liste übergab sie kurz darauf der Mühlendorf-Apotheke, die schnell die benötigten Verbandsmaterialien und Einwegspritzen besorgte und dabei Rabatt gewährte. Fünf große Kartons standen gestern zur Abholung in der Turnhalle bereit. „Die Kinder begreifen so besser, wie sie mit ihrer Spende helfen, als wenn sie eine Summe auf ein Konto überweisen“, erklärte Claudia Bathke. Um die Spende abzuholen, kamen Kapila Fonseka, Zweiter Botschaftssekretär und sein Mitarbeiter Mohan Galagoda gestern persönlich vorbei, auch um sich bei den Kindern zu bedanken. Der achtjährige Mirko fragte sie, was alle Schüler wissen wollten: „Wie geht es jetzt den Menschen in Sri Lanka?“ 60000 Menschen hätten den Tsunami auf der Insel nicht überlebt und eine Million sind zurzeit obdachlos, berichtete Kapila Fonseka. Etwa 30 Schulen wurden zerstört, trotzdem hätte der Unterricht in dieser Woche wieder begonnen. Zum Teil sind die Kinder in Nachbarschulen, die von der Flut nicht betroffen sind, zusammengerückt. Vorübergehend wird auch in Noteinrichtungen wie Zelten unterrichtet. Fonseka schätzt, dass in ein bis zwei Monaten die ersten Wohnhäuser wieder aufgebaut werden. Von 47 betroffenen Hotels in den Küstenregionen sind bereits 27 wieder in Betrieb. Das sei für die Wirtschaft seines Landes wichtig, sagte er, weil Tourismus für die Insel eine Lebensgrundlage sei. Schwierig ist auch die Situation der Fischer, deren Häuser, Boote und Netze zerstört wurden, seit die Flutwelle weit ins Innere des flachen Landes eingedrungen ist. Das Ministerium für Fischereigewerbe habe einen Aktionsplan aufgestellt, um den Fischern zu helfen, sich wieder eine neue Existenz aufzubauen. Aber viele wollten mit dem Ozean nichts mehr zu tun haben. Auch der Verkauf von Fischen läuft nicht mehr gut, weil die Leute glauben, der Tsunami habe die Fische vergiftet. Wenn Ende Januar die Regenzeit beginnt, wird die Situation noch einmal kritisch werden, vor allem für die Leute in den Notunterkünften. Nach wie vor werden deshalb sanitäre Anlagen wie mobile Toiletten, Medikamente und Tabletten zur Trinkwasserreinigung gebraucht, erklärten die beiden Botschaftsangehörigen, denn vielerorts habe die Flut auch Trinkwasserbrunnen zerstört. Noch diese Woche werden die Spenden der Kinder, zusammen mit anderen Hilfsgütern, nach Sri Lanka geflogen. Hilfe wird das Land nach Überzeugung von Schülern, Eltern und Lehrern noch lange brauchen. Deshalb baten sie die Botschaftsvertreter um die Adresse einer Schule, die sie demnächst unterstützen könnten. Ein bisschen hoffen sie dabei auch, dass daraus vielleicht einmal eine Schulpartnerschaft wird. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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