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Teltow und China: Freundschaft der Wachstumsmeister

Langfang in China wünscht sich eine Städtepartnerschaft mit Teltow, die Stadtverordneten sind dafür. Es gibt aber auch skeptische Stimmen, denn die Gemeinsamkeiten der Städte halten sich in engen Grenzen.

Teltow - Langfang ist ein Vorort, südlich von Peking, Teltow ist ein Vorort südlich von Berlin. Beide sind Wachstumsmeister, und damit hat es sich auch schon mit den Gemeinsamkeiten der beiden Städte, die nun aber dennoch versuchen wollen, eine Städtepartnerschaft aufzubauen. Teltows Stadtverordnete haben das in ihrer jüngsten Sitzung jedenfalls so beschlossen, wenngleich einige Fragezeichen hinter den Plänen bleiben.

Langfang hat 4,3 Millionen Einwohner, gliedert sich in zwei Stadtbezirke, zwei kreisfreie Städte und sechs Kreise, deren kleinster 110 000 Einwohner hat – mehr als viermal so viele wie Teltow. Der ökonomische Schwerpunkt liegt im Bereich Computer und Technologie, heißt es im Internetlexikon Wikipedia. Dort wird noch erwähnt, dass in Langfang in diesem Jahr mit dem „Range International Information Hub“ das weltweit größte Datenzentrum entstehen soll, sechsmal so groß wie das Utah Data Center.

Die Managerin des Teltower China-Restaurants „Shi Shan“ soll den Kontakt zu Langfang angebahnt haben, Superlative sind ihr vertraut: „Shi Shan“ ist mit 800 Plätzen das größte China-Restaurant in Berlin und Brandenburg, in dem sich gelegentlich auch mal deutsche und chinesische Vertreter aus Politik und Wirtschaft zum Austausch treffen.

Potenzial für chinesische Wirtschaftsansiedlungen

Unverhofft sei jedenfalls ein Vertreter der chinesischen Seite auf das Rathaus zugekommen, um eine Partnerschaft anzubahnen, wie es aus der Stadtverwaltung heißt. Wie sich die Bundesrepublik um eine Ausbau der Beziehungen zwischen beiden Ländern bemühe, so könne das Teltow auch auf kommunaler Ebene versuchen, findet Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD). Wenngleich er einräumt, dass eine Liaison mit Langfang mit den drei bestehenden Partnerschaften Teltows kaum vergleichbar sei.

Aus einem Ideenpapier geht hervor, dass die neue Freundschaft ganz erhebliche Investitionen in Teltow auslösen könnte. Die Stadt biete Potenzial für chinesische Wirtschaftsansiedlungen, wie es darin heißt. Einen konkreten Plan gibt es bereits: Auf einem Grundstück im Teltower Techno-Terrain soll sich ein „Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin“ (TCM) ansiedeln. Der weltweit größte Hersteller von TCM-Produkten in China habe Interesse am Grundstückskauf angemeldet. „Shi Shan“ soll derweil die „Homebase“ der Städtepartnerschaft mit Langfang werden. Im September soll eine Delegation der Millionenmetropole Gast des Bürgerfestes beim Bundespräsidenten sein, wie es heißt. Bei der Gelegenheit könnten weitere Schritte überlegt werden.

Der Verein „Teltow ohne Grenzen“, der sich um die Städtepartnerschaften zu Ahlen, zum französischen Gonfreville und zum polnischen Zagan kümmert, hat sich allerdings skeptisch zu dem Ansinnen geäußert – und will sich auch nicht im Sinne des Ideenpapiers engagieren. „Wir sind weder für ,Shi Shan’ noch für expandierende chinesische Unternehmen bereit, als Wirtschaftsförderer tätig zu werden“, so Vereinschef Alan Gamper etwas launig.Der Verein sehe kaum Raum, mit Menschen aus Langfang Austauschaktivitäten im Sinne der Völkerfreundschaft zu initiieren und den Kontakt zwischen Bürgen und Institutionen zu fördern, wie man es bei den anderen Partnerschaften tut, so Gamper.

"China war schon Kulturnation, als wir noch auf den Bäumen lebten"

Teltows CDU-Fraktionschef Ronny Bereczki sieht das ein bisschen anders. Zwar werde das Ganze womöglich keine Partnerschaft wie jede andere. Doch vielleicht fänden sich ja neue Wege, etwa über das Internet oder Skype, über Bundesprogramme für Schüler und Studenten. „China war schon eine Kulturnation, als wir noch auf Bäumen gelebt haben“, sagt Bereczki. Von der Stimmung der aufstrebenden Weltmacht könne Teltow profitieren, selbst wenn die Rübchenstadt Welten von Langfang trennten.

Auch FDP-Mann Hans-Peter Goetz sieht in der Partnerschaft eher Chancen als Risiken. „Bei Gonfreville wussten wir vor 50 Jahren auch nicht, wo das hinführt. Trotzdem ist einiges daraus geworden.“ Schlimmstenfalls passiere eben nichts. Bürgermeister Schmidt sprach von wirtschaftlichen, kulturellen aber auch touristischen Möglichkeiten, die sich aus dem Kontakt ergeben könnten, „Hochspannend“ sei das alles, „vielleicht aus dem Rahmen fallend“.

Um den Anbahnungsgesprächen nicht im Wege zu stehen, enthielten sich sieben Stadtverordnete, die eher skeptisch sind, der Stimme – so dass das Votum einstimmig ausfiel.

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