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Potsdam-Mittelmark: „Ein-Euro-Job“ als Chance

Arbeitslose zu Altenpflegehelfern ausgebildet / MAIA-Chef Schade: Branche mit Beschäftigungspotenzial

Teltow - Dem Negativ-Image, das „Ein-Euro-Jobs“ begleitet, will die MAIA etwas entgegensetzen. Die Mittelmärkische Arbeitsgemeinschaft zur Integration in Arbeit hat mit Hilfe des Gesundheitszentrums Teltow (GZG) in den vergangenen neun Monaten 22 Arbeitslose parallel zu ihren „Ein-Euro-Jobs“ zu Altenpflegehelfern ausgebildet. Nach Abschluss einer Prüfung fanden zwei Projektteilnehmer eine feste Anstellung im Evangelischen Diakonissenhaus in Teltow, „die übrigen Teilnehmer wollen sich verstärkt bewerben und sind bereits zu Vorstellungsgesprächen eingeladen worden“, so MAIA-Geschäftsführer Bernd Schade.

Die Vermittlungsquote von zehn Prozent innerhalb dieses Projekts nennt Schade „nicht schlecht“ – doch sei das Resultat ausbaufähig. Denn neben Tourismus, Metallverarbeitung und Landwirtschaft sei die Gesundheits- und Pflegebranche in Potsdam-Mittelmark ein Markt mit Beschäftigungspotenzial. Der demografische Wandel provoziere einen wachsenden Bedarf an geschultem Personal in der Altenpflege. Bereits in den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen um sechs Prozent gestiegen, so Schade, der sich bei seiner Prognose für mehr Beschäftigung auf diesem Sektor auf wissenschaftliche Untersuchungen stützt.

In Zusammenarbeit mit der Lernwerkstatt Lehnin hat die GZG vom Mai 2005 bis Januar 2006 einen ersten Kurs mit der Qualifizierung zum Pflegehelfer angeboten. Die Ausbildung war in zwei Stufen angelegt. In den ersten drei Monaten erfolgte ein Basistraining. In dieser Zeit konnten sich die Teilnehmer darüber klar werden, ob sie sich eine Ausbildung zum Altenpfleger vorstellen können, sie Lust und Bereitschaft mitbringen. Gleichzeitig trafen die Dozenten und Ausbilder eine Auswahl, wer für die Maßnahme tatsächlich geeinigt ist. Nicht alle Betreuungsträger stellten den Teilnehmern gute Referenzen aus. Am Ende waren es 22 von anfangs 42 Teilnehmern, die den anschließenden, sechsmonatigen Pflegehelferkurs absolvierten. Neben theoretischem Wissen lernten sie den Umgang mit alten und oftmals kranken Menschen, die an Demenz oder körperlichen Behinderungen leiden oder Hospizbegleitung brauchen.

Die meisten der Projektteilnehmer sind seit längerer Zeit arbeitslos, meist über 40 Jahre alt. „Trotz ihrer Bereitschaft waren viele anfangs sehr skeptisch, ob sie den Anforderungen gewachsen sind und sie sich tatsächlich mit der Alten- und Behindertenpflege identifizieren können“, so Sabine Feja-Michel vom Evangelischen Diakonissenhaus. Aufgrund ihrer langen Arbeitslosigkeit hätten sie sich „klein, nichts sagend und nicht mehr akzeptiert gefühlt“. Doch im Laufe des Projekts seien sie regelrecht aufgeblüht. Auch wenn die Ausbildung nicht sofort in eine Anstellung mündete, würden die meisten Teilnehmer sich aufgrund der zusätzlichen Qualifizierung flexibler fühlen und eine bessere Perspektive sehen, wieder einen Job zu finden. Zudem rät Carmen Tillmann von der Lernwerkstatt Lehnin jenen, die vorerst keine Stelle als Altenpflegehelfer gefunden haben: „Wer ehrenamtlich tätig ist und einen guten Eindruck hinterlässt, hat beste Chancen.“

Heute beginnt bei der GZG ein zweiter Qualifizierungslehrgang mit erneut 42 Teilnehmern. Das Projekt sei ein gutes Beispiel für den kleinteiligen Ansatz, den die MAIA bei den Zusatzjobs verfolgt, so Geschäftsführer Schade. Trotz des erhöhten Verwaltungsaufwandes hat die Agentur derzeit Projekte von 25 Trägern bewilligt. Insgesamt sind in Potsdam-Mittelmark 1400 Arbeitslose in „Ein-Euro-Jobs“ beschäftigt. Ihren Einsatz auf Bauhöfen, in Ordnungsämtern, in Kultur- und Sozialeinrichtungen beschreibt Schade als „Pflege der örtlichen Infrastruktur“. Künftig soll dies noch verstärkter mit Angeboten zur Qualifizierung bis hin zum Erwerb eines anerkannten Abschlusses kombiniert werden.

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