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In Stahnsdorf wächst ein Energiewald heran.

© S. Schuster

Energiewald wächst nun in Stahnsdorf: Biomasse für Berlin

Ein Energiewald wächst am Rande von Stahnsdorf heran: 50.000 junge Pappeln wurden auf einer Ackerfläche gepflanzt. Damit soll Energie für über 30.000 Wohnungen in Berlin gewonnen werden.

Stahnsdorf - Noch ragen die kleinen Stecklinge nur wenige Zentimeter aus dem Boden. Schon in wenigen Wochen werden sie Wurzeln gebildet haben und in einigen Jahren in die Höhe geschossen sein. Am Rande von Stahnsdorf wächst ein Energiewald heran. Rund 50 000 junge Pappeln hat die Vattenfall-Tochter Energy Crops dort auf einer fünf Hektar großen Ackerfläche in die Erde gebracht. In drei bis vier Jahren sollen die Pflanzen mit ihrem Holz das Biomasse-Heizkraftwerk Märkisches Viertel in Berlin mit Brennstoff und Hunderte Berliner Haushalte mit Wärme und Strom versorgen. Für den Flächenbesitzer Mathias Holzberger ein lukratives Geschäft. „Ich verdiene zwar etwas weniger, als wenn ich Getreide anbauen würde, aber dafür bin ich nicht abhängig von der Preisentwicklung“, sagt er. Obwohl erst in einigen Jahren die Ernte eingefahren wird, bekommt Holzberger jährlich anteilig Geld. Das rechne sich, weil es Sicherheit gibt.

Auf 20 Jahre hat der 38-Jährige einen Vertrag über die Nutzung seines Ackers als Energiespender mit der Vattenfall-Tochter geschlossen. Die Pflege der Plantage wird der Landwirt selbst übernehmen. Arbeit machen die Pappeln vor allem noch im ersten Jahr. „Gerade wenn es viel regnet und sich Gras bildet, muss ich den Boden lüften und von Unkraut befreien“, sagt Holzberger. Das sei wie „Rasenmähen auf dem Acker“. Viel mehr benötigen Pappeln nicht, dann könne man ihnen regelrecht beim Wachsen zusehen. Nach etwa vier Jahren sind sie bereits 10 bis 12 Meter hoch, die beste Erntehöhe liege bei sechs bis acht Metern, weiß der Landwirt. „Eine Kiefer braucht für eine solche Höhe schon fast 20 Jahre.“ Hinzu kommt für Holzberger noch ein anderer positiver Nebeneffekt: Die Pappeln bieten Lebensraum für viele Kriechtiere. Mehrere Hundert Eidechsen habe er auf einer anderen Plantage schon gesichtet.

Schon 50 Partnerbetriebe in Brandenburg

Pappelplantagen zur Energiegewinnung sind groß im Kommen. Schon 2000 Hektar Ackerfläche hat das vor fünf Jahren gegründete Energieunternehmen Energy Crops mit sogenannten Kurzumtriebsplantagen, kurz KUP, bestellt, 80 Prozent davon in Brandenburg, so Vattenfall-Sprecher Hannes Hönemann. Für das neue Heizkraftwerk im Norden Berlins, das erst im vergangenen Jahr ans Netz ging, werden jährlich etwa 45 000 Tonnen trockenes Holz benötigt. Damit können laut Energy Crops rund 30 000 Wohnungen, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen beheizt und mit Strom versorgt werden. Mehr als 50 Partnerbetriebe in Brandenburg hat Energy Crops bereits gewonnen, viele von ihnen in der Spreewald-Region. Von 1500 Hektar in Brandenburg seien 146 Hektar im Landkreis Potsdam-Mittelmark mit Pappeln bepflanzt, sagt Hönemann. Um das Reinickendorfer Biomasse-Heizkraftwerk komplett mit Holzhackschnitzeln zu beliefern, seien Plantagen auf weiteren 2000 Hektar Land vonnöten. Der Energiekonzern werde daher weiter bei Landwirten für sein Modell werben, sagt der Vattenfall-Sprecher.

1000 Tonnen Holzhackschnitzel für die Anlage sollen die Stahnsdorfer Pappeln erbringen. Über den Bewirtschaftungszeitraum von 20 Jahren werden mit der Biomasse rund 600 Durchschnittshaushalte ein Jahr lang mit Wärme und weitere 450 Durchschnittshaushalte mit Strom versorgt. Holzberger ist überzeugt, dass das gelingt. Die Fläche in Stahnsdorf ist nicht die erste, auf der er den Pappelanbau betreibt. Schon vor fünf Jahren hat er in seiner Heimat, dem Jerichower Land in Sachsen-Anhalt, den Schritt ins neue Energie-Zeitalter gewagt. Dort hat er 15 Hektar Land mit Pappeln bepflanzen lassen. Der Ausfall der robusten Pflanzen tendiere gen null. Lediglich im ersten Jahr musste Holzberger aufgrund einer langen Trockenperiode einen minimalen Verlust einstecken. Mit der zweiten Ernte wachse das Volumen jährlich an. Die Pappeln werden maschinell abgesägt und zu Holzhackschnitzeln verarbeitet, danach bleiben etwa 20 Zentimeter hohe und 10 Zentimeter breite Baumstümpfe im Boden zurück. Diese bilden jeweils zwischen zwei bis acht neue Triebe. Ab der fünften Ernte, so sei wissenschaftlich untersucht, gingen die Erträge zurück. Danach stehen Holzberger die Flächen wieder zur konventionellen Bewirtschaftung zur Verfügung. 

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