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Besorgt. Berndt Längrich will, dass der Wasserpegel wieder steigt.

© Tobias Reichelt

Potsdam-Mittelmark: Bangen um Röthepfuhl Ruhlsdorfs Dorfbiotop trocknet aus

Teltow - Ruhlsdorfs Röthepfuhl ist ein Treffpunkt schlechthin: Im Sommer umlagern Kinder das Gewässer, stecken ihre Füße ins Nass. Bis weit in den Herbst werfen auch Angler ihre Ruten aus und im Winter ziehen Schlittschuhläufer ihre Bahnen auf dem Eis.

Teltow - Ruhlsdorfs Röthepfuhl ist ein Treffpunkt schlechthin: Im Sommer umlagern Kinder das Gewässer, stecken ihre Füße ins Nass. Bis weit in den Herbst werfen auch Angler ihre Ruten aus und im Winter ziehen Schlittschuhläufer ihre Bahnen auf dem Eis. So war es bisher, aber so könnte es bald nicht mehr sein.

Ruhlsdorf bangt um seinen Röthepfuhl. Angesichts anhaltender Hitze ist der Wasserspiegel im Biotop des Teltower Ortsteils weiter gesunken. Nicht mal mehr 90 Zentimeter misst das Gewässer an den tiefsten Stellen. „Nicht lange und wir werden wieder Fische mit dem Bauch nach oben schwimmen sehen“, warnte jetzt Ortsvorsteher Berndt Längrich (SPD). Der 72-Jährige will deshalb einen neuen Anlauf starten, Gewässer und Tiere zu retten. Wenn alles klappt, könnte die Aktion zu einem deutschlandweiten Pilotprojekt avancieren: Gereinigtes Abwasser aus dem Klärwerk Stahnsdorf könnte den Pfuhl und andere Gewässer speisen.

Die Idee ist nicht neu, die Hürden dafür umso höher, sagt Längrich. Bislang wird das Abwasser vom Klärwerk ohne Umwege in den Teltowkanal gepumpt und fließt in Richtung Ostsee. Zwar seien die geklärten Abwässer rein, aber nicht rein genug für den Pfuhl, hieß es im vergangenen Jahr von den Behörden. Mögliche Medikamentenrückstände machten den Ämtern Sorgen. „Die Fische könnten unfruchtbar werden“, sagt Längrich. Bewiesen oder untersucht ist das nicht. Und überhaupt: Was stellen die Rückstände mit den Fischen in der Ostsee an, fragt er.

Trotzdem blieb es bislang beim Nein. Dabei hatten die Ruhlsdorfer etliche Vorarbeiten geleistet: Angler hatten sich auf die Suche nach einer alten, unbenutzten Leitung gemacht, die vom Klärwerk bis fast an den Pfuhl reicht. Sie haben gebuddelt und gefunden. Die Stadt stellte rund 700 000 Euro in Aussicht, weitere Reinigungsbecken sollten die Wasserqualität weiter erhöhen. Genutzt hat es nichts. Das Nein der Umweltbehörden hat Hoffnungen zerstört, das Geld ist nun für andere Projekte verplant.

„Wir wollen aber nicht all unsere Bemühungen ins Wasser setzen“, sagt Längrich. Er will Universitäten anschreiben, dort für das Projekt werben, einen ersten Test. Das Abwasser der Region könnte damit vor Ort bleiben, Landschaften und den Röthepfuhl bewässern und langfristig auch den sinkenden Grundwasserspiegel in der Region wieder steigen lassen.

Noch im 19. Jahrhundert reichte das Wasser des Pfuhls bis an die Güterfelder Straße heran, war stellenweise drei Meter tief. Bauern legten dort Flachs ab, um ihn am Wasser in der Sonne zu „rösten“, daher der Name. Um den Wasserstand heute weiter zu halten, muss die Feuerwehr jedes Jahr nachpumpen, sagt Längrich. Anfangs waren es 2500 Kubikmeter, nun sind es 12 000. Der Röthepfuhl verflüssigt sich, wenn nicht bald etwas geschieht, sagt Längrich. Tobias Reichelt

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