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Potsdam-Mittelmark: Areal am Plessower See vor 150 Jahren neu besiedelt

An diesem Wochenende lassen die Neu-Plötziner die Geschichte ihres Ortes Revue passieren

Werder · Plötzin - Wenn am 2. und 3. September die „Neubesiedlung von Neu-Plötzin vor 150 Jahren“ gefeiert wird, lassen die Einwohner die Geschichte ihres Dorfes Revue passieren. 1285 brannte die Slawensiedlung Starchesar an der Stelle ab, wo 1856 Plötziner begannen, am Kleinen Plessower See Wald zu roden. Schultzes und Wolffs waren die ersten Siedler. „Der zweite und folgende männliche Nachkomme jeder Familie musste für sein Dach über dem Kopf selbst sorgen“, berichtet Ortschronist Lothar Schneiderwind.

Wegen der guten Lage an der 2000 Jahre alten Handelsstraße von Belgien bis Litauen (ab 1932 Reichsstraße 1) siedelten auch Nicht-Plötziner. 1910, als der Name Neu Plötzin festgelegt wurde, standen 38 Wohnhäuser hier. Ihre Bewohner waren Obstzüchter, so sollte es im Wesentlichen bleiben. „Es gab keine Bauernhöfe, sondern typische Obstzüchtergrundstücke“, so Schneiderwind.

In den 1920er Jahren gründeten die Neu-Plötziner den Schützenverein und den Gesangsverein „Concordia“. 1939 endeten ihre gesellschaftlichen Aktivitäten. In den 30er Jahren transportierten drei Fuhrbetriebe nachts Obst und Gemüse zu den Märkten, am Tage Ziegel. 1939 zog der Staat ihre Fahrzeuge ein.

Mit dem Bau der Autobahnmeisterei vergrößerte sich Neu Plötzin. Besonders im Winter gab es für die Obstbauern nun zusätzliche Arbeit. Im 2. Weltkrieg beschädigte eine Luftmine zwei Häuser. Sechs Menschen kamen ums Leben, darunter ein Franzose. KriegsgefangeneFranzosen, Ukrainer und Polen arbeiteten bei Obstbauern, und trotz Verbots fanden sie familiären Anschluss.

„Am 23. April 1945 übergab Pfarrer Prochnow die Gemeinde an die Rote Armee“, berichtet der Ortschronist. Am 4. Mai tagte in der Kirche von Plötzin der Antifaschistische Ausschuss, und es wurde die provisorische Volksvertretung gewählt. Ein Neu-Plötziner war nicht darunter. Es folgte eine Zeit der Verhaftungen, der Enteignungen, der Entnazifizierung und der Flucht.

Ab 1950 normalisierte sich das Dorfleben. Schon längst existierten in anderen Dörfern Landwirtschaftliche und Gärtnerische Produktionsgenossenschaften (LPG und GPG). In Neu Plötzin wird über „Köderprämien“ von 1000 Mark gesprochen, denen elf Obstbauern im Januar 1960 in die GPG folgten. Am 13. August 1961 wurden die noch Außenstehenden vor die Entscheidung gestellt: „Nach vorn aus dem Saal der Autobahnmeisterei in die Genossenschaft, nach hinten in den Steinbruch“. 110 Bauern begannen mit primitiven Mitteln in der GPG zu arbeiten. In Eigenleistungen entstanden 1976 eine Kegelanlage mit vier Bahnen. Ab 1989 wurde vieles anders. Kegelbahn und Kulturraum wurden von neuen Besitzern als Lager oder für den illegalen Kannabisanbau genutzt (PNN berichteten). Die Neu-Plötziner verloren ihr kulturell-sportliches Zentrum. Ein wichtiges Ereignis der Nachwendezeit war der Aufbau des Haacke-Betriebes für Fertigteilhäuser mit 120 Arbeitsplätzen.

Ein Festkomitee u. a. mit Heike und Kornelia Schulze und Margitta Körner sowie Lothar Schneiderwind bereitete mit dem KSC „Viktoria“ Neu Plötzin und dem Anglerverein Plessow nun die Feierlichkeiten ab Samstag, 14 Uhr, vor. Um 20 Uhr ist Tanz. Am Sonntag startet um 11 Uhr der Frühschoppen. Ab 14.30 Uhr spielt das Jugendblasorchester Wiesenburg. Wolfgang Post

Wolfgang Post

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