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Die Potsdamer Schriftstellerin Jette Menger thematisiert aktuelle gesellschaftliche Themen in ihren Liebesromanen

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Warum Cinderella nicht auf den Prinzen wartet : Potsdamer Autorin schreibt Liebesromane der anderen Art

In den Büchern von Jette Menger ist Diversität eine Selbstverständlichkeit und keine Ausnahme. Damit trifft die 23-Jährige einen Nerv der Zeit.

Von Alicia Rust

Klassische Liebesromane waren gestern. Schmetterlinge im Bauch gibt es auch in den Geschichten von Jette Menger, doch heute gehe es um mehr, sagt die 23-jährige Schriftstellerin. Neben rasanten Beziehungsgeschichten mit vielen Höhen und Tiefen werden in ihrer „New-Adult-Reihe“ auch Themen wie Queerness, Klimawandel oder Veganismus beleuchtet.

Auch die herkömmlichen Beziehungskonstellationen unserer Gesellschaft stellt die Potsdamer Autorin ganz selbstbewusst in Frage. Warum sei eigentlich bei der Beschreibung einer Beziehung meist von einem Mann und einer Frau die Rede? Oder, inzwischen gesellschaftlich zunehmend enttabuisiert: von einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft?

Warum nicht auch mal eine Frau mit zwei Männern oder eine Dreierbeziehung untereinander? Letzteres Konstrukt ist der rote Faden in ihrem jüngsten Buch „Know our Love“, welches bislang ihr wichtigstes Werk sei, wie sie sagt. Es ist das dritte Buch in Folge.

Gesellschaftliche Themen

„Ich möchte Liebesgeschichten erzählen, die anders sind, als in den üblichen Heteronormativen“, sagt Menger. Ihre Protagonisten sind zwischen 20 und 26 Jahre alt. „Sie leben in einer ganz normalen Welt, sie machen eine Ausbildung, sie studieren und befinden sich in der Identitätsfindung“, sagt Menger, die betont, dass ihre Geschichten fiktiv sind. „Ich schreibe nicht über mich oder über mein Umfeld“, sagt sie. Wohl aber über Themen, die ihre Generation bewegen. Mobbing ist noch so ein Thema. Und natürlich die Zukunftsangst.

Ich möchte Liebesgeschichten erzählen, die anders sind, als in den üblichen Heteronormativen.

Jette Menger, Schriftstellerin

Dass die 23-Jährige Potsdamerin damit offenbar einen Nerv der Zeit trifft, bestätigt die Tatsache, dass inzwischen drei von ihren Büchern auf dem Markt sind und schon eine kleine Fangemeinde haben. Ein viertes ist gerade im Entstehen, wie sie mit einem Lächeln verrät. 

Die Protagonisten wohnen oft in einer WG statt in einer Villa

„Know me again“, „Know you again“, „Know our Love“ heißen die rund 300 bis 400-seitigen Werke und sie bauen aufeinander auf. „Aber jedes Buch funktioniert auch als eigenständige Geschichte“, sagt die Schriftstellerin. Dabei beschreibt sie keine Hochglanzwelt, keine idealisierten, stereotypisierten Beziehungsgeflechte. Ihre Figuren leben häufig in einer Wohngemeinschaft und nicht in einem Schloss oder in einer Villa.

Bei ihnen liegen auch Licht und Schatten oftmals dicht beieinander. Ihre Charaktere sind durchaus voller Selbstzweifel, sie tragen Geheimnisse mit sich herum, sind verletzlich und hadern, doch sie können auch Vertrauen und irgendwann so etwas wie Liebe zulassen. Soviel Gemeinsamkeit mit dem klassischen Genre muss dann schon sein. Doch sie können – wie Menger selbst – über die eigene Unvollkommenheit lachen. Und das ist erfrischend.

Die Autorin hat einen Film im Kopf beim Schreiben

Dass die Titel auf Englisch sind, ist nicht nur einem gegenwärtigen Trend gestundet, es ist eine Anspielung auf die Wahl der Orte, wie etwa das britische Barth oder die australische Hauptstadt Sydney. Jene Städte habe sie sich über Google Maps sehr genau angeschaut. „In Gedanken bin ich mit meinen Figuren durch die Straßen gelaufen“, sagt sie. Hat sie einen Film im Kopf, wenn sie schreibt? Menger nickt. Dabei sind ihre Geschichten fast durchweg von Dialogen geprägt.

Inzwischen bekommt sie häufiger zu hören, dass auch ältere Menschen – damit sind die über 50-Jährigen gemeint – ihre Bücher lesen. „Die erzählen mir dann, dass sie viel gelernt haben, zum Beispiel über Begriffe wie Polyamorie oder Pan-Sexualität. „Viele Menschen leben nämlich nur so, wie sie meinen, leben zu müssen“, sagt Menger.

Durch ihre Geschichten öffnen sich neue Welten. Das stimme sie zuversichtlich. „Natürlich gibt es immer noch Sexismus oder eine Queerfeindlichkeit“, sagt Menger. Doch sie zeige eben auch neue Lebens- oder Partnerschaftsmodelle auf. 

Natürlich gibt es immer noch Sexismus oder eine Queerfeindlichkeit. Aber ich beschreibe neue Lebens- oder Partnerschaftsmodelle.

Jette Menger, Schriftstellerin

„Schreiben macht glücklich“, sagt Menger, die bereits seit ihrem 13. Lebensjahr Geschichten erfindet und diese zu Papier bringt, wo auch immer sie gerade ist. Zuhause, in der Bahn, im Café, stets hat sie einen Notizblock in der Tasche. Selbst bei einem Spaziergang in der Natur. Immer gibt es eine Idee, wie es weiter gehen soll.

Hat sie nie daran gedacht, einmal etwas ganz anderes zu machen? Menger schüttelt den Kopf. „Ich tue genau das, was ich immer wollte“, sagt sie. Ihr Abitur hat sie 2019 gemacht, seither widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben. Und davon kann sie inzwischen sogar leben. 

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