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Auftakt des Festivals Vocalise 2023 Es beginnt am 26.11. und steht unter dem Motto „Die Würde des Menschen“. Auftaktkonzert „Requiem“ mit Stücken von Max Reger, Peter Cornelius und Luigi Cherubini.

© Andreas Klaer

Vocalise-Eröffnung: Potsdamer Chorfestival mit Cherubini-Requiem gestartet

Das diesjährige Vokalfestival in der Erlöserkirche und der Friedenskirche Sanssouci steht unter dem Motto „Die Würde des Menschen“. Geplant sind acht Konzerte.

Luigi Cherubinis Requiem in c-Moll, komponiert anlässlich einer Gedächtnismesse im Jahr 1817 für den während der Französischen Revolution hingerichteten König Ludwig XVI., gehört zu den Gipfelpunkten des Schaffens des Komponisten. Ohne Vokalsolisten, sondern allein mit Chor und einem dunkel gefärbten Orchester entwarf der aus Florenz stammende und in Paris wirkende Musiker in dieser liturgischen Totenmesse eine eigene Klanglichkeit. Der edle, tendenziell schlichte, dabei suggestive Chorsatz weist zurück auf Mozart und Haydn, die Orchesterbehandlung, die ganz ohne Effekte auf Wirkung setzt, will nur dem Text dienen. Das Requiem wirft seine Schatten weit in die Zukunft bis hin zu Gabriel Fauré, dessen Requiem ebenfalls durch die Kraft von Klarheit und Schlichtheit getragen wird.

Die grandiose Requiem-Vertonung von Cherubini, die bisher kaum in Potsdam zu hören war, gab am vergangenen Sonntag den Auftakt für die diesjährige „Vocalise“ in der Erlöserkirche die unter dem zeitlosen und immer wieder mit Füßen getretenen Begriff „Die Würde des Menschen“ steht. Die Potsdamer Kantorei sowie das Neue Kammerorchester Potsdam unter der Leitung des Künstlerischen Leiters von „Vocalise“ und Dirigenten Ud Joffe haben sich Cherubinis Werk mit großer Intensität angenommen. Joffe vermochte immer die Spannung zu halten, Höhepunkte lang anzubahnen und sie dann wirkungsvoll zu gestalten. Eine Cherubini-Interpretation steht und fällt natürlich mit der Qualität des Chores. Der diesmal warm abschattierte Klang der Kantorei war dem Requiem-Gestus sehr angemessen. Im Miteinander mit dem Orchester kam die Innigkeit wie die aufbrausende Dramatik ins rechte Licht.

Dichte und dunkle Leuchtkraft

Eine Hinführung zum Requiem gab Joffe mit zwei Chorsätzen des Romantikers Peter Cornelius sowie Spätromantikers Max Reger. Zum Gedicht „Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit“ von Matthias Claudius komponierte Reger eine Motette, die dicht an der Textaussage orientiert ist. Auch Cornelius, der sich für sein sechsstimmiges Chorwerk „Seele, vergiss die Toten nicht“ einem Stück Lyrik des Dramatikers Friedrich Hebbel versicherte, blieb ebenfalls nah am Text. Die beiden Chorsätze hat die Kantorei mit einer dichten und dunklen Leuchtkraft wunderbar zu Gehör gebracht. Zu den A-Capella-Vertonungen schrieb Ud Joffe eine instrumentale und zurückhaltende Begleitung, die den Sätzen hier und da zusätzliche Farben verliehen.

Die 23. Potsdamer Vocalwochen, veranstaltet vom Verein Musik an der Erlöserkirche e.V., werden am kommenden Freitag fortgesetzt. Das Ensemble Vocalise (Mitglieder des Rias-Kammerchores), die Gambistin Juliane Laake musizieren um 20 Uhr in der Erlöserkirche unter der Leitung von Klaus Treu den eindrucksvollen Chorzyklus „Israelbrünnlein“ des Schütz-Zeitgenossen Johann Hermann Schein.  Für Dezember sind weitere sieben Veranstaltungen vorgesehen, die einen Blick auf Advent und Weihnachten werfen. So ist am 10. Dezember, 18 Uhr, das englische Gesangsensemble „Voces8“ zu Gast in der Erlöserkirche, ein Weihnachtsmusical bereiten die Kinderchöre gemeinsam mit dem Theater Poetenpack für den 16. Dezember, 17 Uhr, vor. Das Finale der „Vocalise“ und des Jahres 2023 findet in der Silvesternacht, 22 Uhr, statt. Das Neue Kammerorchester spielt unter Werke von Gustav Mahler und Alma Mahler-Werfel.

Ohne Frage: „Vocalise“ ist ein Leuchtturm in Potsdams Musikleben. Neben zwei fest bezahlten Mitarbeitern kann sich der Verein auf sein Team verlassen, das das Festival in jedem Jahr im November und Dezember ehrenamtlich organisiert und begleitet. Ein großer Kraftaufwand, dem die Politiker des Landes und der Stadt eine größere - oder überhaupt - Aufmerksamkeit geben sollten.

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