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Reinemachen im Minsk: Kunsthaus performt den Übergang von alt zu neu

In Potsdams Minsk gibt es nicht nur Kunst, sondern ab Samstag auch die Performance „Ménage de la maison“. Was hat Schauspielerin Meike Droste da vor?

Im neuen Minsk, vor vier Wochen erst eröffnet, soll Ordnung gemacht werden. Eine Performance ist angekündigt, ab dem heutigen Samstag (22.10.) zu erleben. Der Titel: „Ménage de la maison“. Zu deutsch: Hausputz. Was aber könnte cleaner sein als ein soeben neu eröffnetes Museum? Das neue Minsk lässt eher das Gegenteil vermissen. Spuren von Patina und Staub, die sich über Häuser legen, die schon eine Weile in der Welt sind.

Ein Labyrinth in Paris, ein Besen in Potsdam

Nein, die Ordnung, um die es im Minsk geht, ist anderer Natur: Hier will sich ein Ort nicht ordnen, eher einordnen: zwischen den Erwartungen der einen und den Erinnerungen der anderen. „Es handelt sich um einen neuen alten Ort, der seine eigene Identität zwischen Erinnerung und Gegenwart finden muss“, so hat Direktorin Paola Malavassi den Impuls hinter der Performance beschrieben. Ausgedacht hat sie sich Olaf Nicolai. Geboren 1962 in Halle an der Saale, hat er auf der Documenta ausgestellt, auf den Biennalen von Venedig, war Stipendiat an der Villa Massimo in Rom. Und 1998 baute er im Parc de La Courneuve des Pariser Vororts Saint-Denis nach barockem Vorbild ein zehn mal zehn Meter großes Labyrinth aus grünen Plastikbesen der Pariser Stadtreinigung.

Dem grünen Besen begegnet man in Potsdam jetzt wieder. Hier wird ihn am Wochenende die Schauspielerin Meike Droste schwingen. Danach übernimmt, bis zum 7. November, Thomas Rudnick. Was genau da auf sie zukommt, weiß Meike Droste zwei Tage vor der Premiere selbst noch nicht. „Es wird nicht um große Performancegesten gehen“, sagt die Schauspielerin, die seit 2006 im Ensemble des Deutschen Theaters ist und für ihre großartige Darstellung der Mascha in Jürgen Goschs „Möwe“ 2009 den Faust-Theaterpreis erhielt. In Potsdam geht es jetzt eher um das Kleine, Beiläufige. „Es kann auch unbemerkt bleiben.“

Was Putzkräfte und Museen gemeinsam haben

Sie habe mit Olaf Nicolai vorab viel über Zwischenräume gesprochen, sagt sie. So seien sie auch auf die Mittagszeit gekommen. „Eine Zeit, die ein Übergang ist, nicht Anfang und nicht Ende.“ So ähnlich verhalte es sich auch mit dem wiedererrichteten Minsk. Meike Droste war zur Eröffnung da. Der künstlerische Dialog zwischen Wolfgang Mattheuer und Stan Douglas hat ihr gefallen. Mit Douglas kann sie künstlerisch mehr anfangen, aber bei Mattheuer hat sie das Thema der Kleingärten angesprochen: „Dieses enge Beieinandersein, die Einsamkeit der Einzelnen.“

So ähnlich sieht sie auch die Figur, die sie am Samstag und Sonntag in Potsdam geben wird: ein Mensch zwischen anderen Menschen, körperlich nahe, aber auch fremd. Dass die Reinigungskräfte heute Facility Manager heißen, gefällt ihr: „Das haben sie gewissermaßen mit Museen gemeinsam. Putzkräfte und Museen bewahren Orte.“ Und dann erzählt Meike Droste von dieser Szene am Flughafen vor ein paar Wochen. Ein Reisender saß auf einer Wartebank, eine Putzkraft wollte diese Bank reinigen. Beide fühlten sich vom andern gestört. Beide hatten ein Anrecht auf den Ort. „Dafür gab es keine Lösung.“ Das gefiel ihr. Das wollte sie sich für Potsdam merken.

Am 22. Oktober 2022 um 11.30 Uhr und um 12.30 Uhr, sonst bis 7. November Mittwoch bis Montag 12 bis 13 Uhr

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