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Kultur: Reifen im Verborgenen

Die Geltower Malerin Gerda Ebert zeigt ihre Bilder in der Sternkirche

Die Geltower Malerin Gerda Ebert zeigt ihre Bilder in der Sternkirche Von Almut Andreae Ihre ganz große Leidenschaft gilt der Seefahrt und der Malerei. In ihren Bildern kann die Geltower Künstlerin Gerda Ebert beides miteinander vereinen. Am liebsten malt sie daher „Maritime Reflexionen“. Bilder von Schiffen in immer neuen Variationen, in denen sich ihre Sehnsucht nach der Weite des Ozeans widerspiegelt. Und dennoch ist es nicht bei den Schiffen geblieben. Auch die Landschaft und das Stillleben haben längst Einzug in das malerische Repertoire Gerda Eberts gehalten. Doch gleich, ob Stillleben, Landschaft oder maritime Reflexion: ihre Bilder lässt Frau Ebert stets in ihrem Kopf entstehen. Nicht von der unmittelbaren Anschauung des Gegenstands oder der Natur geht sie aus, vielmehr reifen die Kompositionen im Verborgenen langsam heran. Die Eindrücke, die die Malerin aufnimmt, werden wie Tagebucheinträge in Skizzen und Zeichnungen notiert. Aus diesem reichen Fundus schöpft die Künstlerin, wenn sie zu Leinwand und Farbe greift. Die verinnerlichte Bildidee verdichtet sich im malerischen Gestaltungsprozess zu einer freien Komposition aus Form und Farbe. Welch“ mitunter lyrische Qualität die fertigen Bilder dabei entfalten, erschließt sich zur Zeit in einer von der Evangelischen Sternkirchengemeinde Potsdam eingerichteten Ausstellung mit sieben stattlichen Leinwänden, die unter dem Titel „Still leben mit Stillleben“ einen repräsentativen Ausschnitt dieses Werkkomplexes zeigt. Die Stille des Kirchenraumes unterstreicht die ruhig stimmende Ausstrahlung der im Jahr 2002 entstandenen Bilder. Durch ihr gleichgroßes Format (110 x 130 cm) und ihr gemeinsames Thema sind sie Variationen einer Grundidee, die sich zu einem in sich geschlossenen Zyklus vereinen. Von verhaltener Farbigkeit sind sie, größtenteils in warmes Gelb-Ocker oder in kühles Blau-Grau gehüllt. Kein Schatten, keine Tiefe entsteht, wo die Gefäße aufeinandertreffen. Ganz flächig stehen die meist schlank aufragenden Formen im Bildraum, teils miteinander verschränkt, teils reduziert auf ihre äußere Kontur und sich so mit der Farbe des Hintergrunds verbindend. Das Bestreben der Malerin, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, teilt sich in diesen Stillleben mit. Die formale Gestaltungskraft ist gelenkt durch den Willen zur Reduktion. Manchmal ist es eine horizontal im Bildraum verharrende Linie, die eine Komposition aus Gefäßfragmenten und Diagonalen im Gleichgewicht hält. Oftmals reicht lediglich die skizzenhafte Andeutung eines Kruges oder einer Flasche, um der Dynamik einer einzelnen Linie dieses auf ein formales Kürzel reduzierte Gefäß entgegenzusetzen – dergestalt transformiert zu einem Symbol seiner selbst. Es liegt ein sonderbarer Reiz darin, die Körperlichkeit der Gefäße, die das Stilllebenthema suggeriert, in solch einen Schwebezustand von zeichenhaften Kürzeln zu übersetzen. Die Gegenständlichkeit kokettiert mit der Abstraktion. Und noch etwas haben all diese Stillleben miteinander gemeinsam: Die Ölfarbe wurde nicht mit dem Pinsel, sondern mit dem Spachtel, teils in hauchdünnen Schichten, auf die Leinwand gebracht. Wie bei einem Aquarell schimmert der Bilduntergrund oder die unterste Farbschicht an einigen Stellen hindurch. Hier entsteht Licht und Leichtigkeit. Den Spachtel hat Gerda Ebert schon lange als Werkzeug und Ausdrucksmittel für sich entdeckt. Mit ihm wird die Farbe auf den Bildgrund geschabt und gekratzt. Und mit der Spachtelkante lassen sich, besser noch als mit dem Pinsel, ganz feine Linien ziehen. Vor allem aber ermöglicht der Spachtel eine Großzügigkeit und Expressivität, die Gerda Ebert sonst, wenn sie ihrer hauptberuflichen Arbeit als Restauratorin nachgeht, gar nicht erst zulassen darf. Der Akribie, die ihr das tägliche Restauratorenhandwerk abverlangt, setzt die Malerin in ihren Mußestunden das freie Schwelgen in Form und Farbe und die Dynamik des Spachtels entgegen. Wenn es nach ihr ginge, könnten ihre Leinwände gar nicht groß genug sein. Das Gestalten großer Formate erlebt sie als fruchtbaren Gegenpol zur Hingabe des Restaurators ans Detail. Verzichten wollen würde die Malerin und Restauratorin auf keines von beiden mehr. Seit ihrer Ausbildung an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden ist Gerda Ebert zweigleisig gefahren. Im Anschluss an ihr dreijähriges Studium der Malerei hatte sie sich spontan dem an der Hochschule frisch aus der Taufe gehobenen Studienzweig Gemälderestaurierung angeschlossen. Seitdem gibt ihr die Restaurierung die Sicherheit, die sie braucht, um unabhängig von Aufträgen malen zu können. Und auf diese Weise zu einer inneren Freiheit im malerischen Ausdruck zu finden, wie er sich dem vor den meditativen Stillleben verweilenden Betrachter in der Sternkirche mitteilt. Die Ausstellung „Still leben mit Stillleben“, Malerei von Gerda Ebert ist in der Sternkirche, Im Schäferfeld 1 noch bis zum 27.2. zu sehen. Mo und Mi 9-11 Uhr, Di, Do + Frei 15-18 Uhr.

Almut Andreae

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