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Potsdamer Hofkapelle mit Wiener Klassik: Mit Mozart und Beethoven ins neue Jahr

Den Jahreswechsel mit unterhaltsamer bis gehaltvoller Wiener Klassikkost stimmungsvoll in der Nikolaikirche zu begehen, hatte sich die Neue Potsdamer Hofkapelle unter Leitung von Björn O. Wiede vorgenommen.

Den Jahreswechsel mit unterhaltsamer bis gehaltvoller Wiener Klassikkost stimmungsvoll in der Nikolaikirche zu begehen, hatte sich die Neue Potsdamer Hofkapelle unter Leitung von Björn O. Wiede vorgenommen. Also setzten sie Mozarts launiges Klarinettenkonzert und Beethovens kämpferische „Eroica“-Sinfonie auf das Programm ihres Silvesterkonzerts, das das erwartungsfroh gestimmte Publikum in das Gotteshaus am Alten Markt strömen ließ. Kein Platz blieb unbesetzt.

Gelöst, weich getönt und heiter gestimmt vollzieht sich die Ritornell-Einleitung zu Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur KV 622, das 1791 im Todesjahr des Komponisten entsteht und sein letztes Solokonzert werden sollte. Geschrieben hat er es für seinen Freund Anton Stadler und dessen virtuose Blaskunst. In seiner scheinbaren Einfachheit und detailreichen Fülle verlangt es noch immer jedem Solisten ein Höchstmaß an klanglicher Geschmeidigkeit und Ausgewogenheit ab, um den weich-sehnsüchtigen, zarten und unbeschwerten Ton des Werkes treffen zu können.

Die Potsdamer Klarinettistin Luise Sachse ist Mitglied der Neuen Potsdamer Hofkapelle und holt sich gegenwärtig ihren Feinschliff an der Berliner Universität der Künste bei François Benda. Doch schon jetzt verfügt sie über einen weichen Ansatz, eine runde und warme Tiefe und entscheidet sich für einen betont kammermusikalischen Zugriff auf das Werk. Sie bläst wunderschöne Pianissimi, liebt leichte Läufe, begeistert sich für eine etwas durchdringende Mittel- und Höhenlage. Was dazu führt, dass ihr die herausgeschleuderten Spitzentöne leicht klangschrill geraten.

Die werden immer wieder von Geräuschen aushäusiger Böllerschüsse rund ums Kirchenareal „garniert“. Darunter leidet auch die Deutung des innigen Adagios, dem statt analytischer Leichtigkeit durchaus mehr Gefühl und Gesangslinie gut getan hätte. Schade auch, dass das Spiel der Streicher kaum Spuren von Vibrato enthält. Keck und beschwingt tanzt sich das finale Rondo aus. Insgesamt eine solide Interpretation.

An der darf man sich auch bei Beethovens 3. Sinfonie Es-Dur op. 55 erfreuen, die als „Eroica“ längst Kultstatus erhalten hat. Wohl auch durch die zahlreichen Legenden, die sich um ihre Widmungen ranken. Zunächst an Napoleon, dann „um die Erinnerung an einen großen Mann zu feiern“, womit möglicherweise der in der Schlacht von Jena und Auerstedt gefallene Preußenprinz Louis Ferdinand gemeint sein könnte – ein enger Freund des Fürsten Lobkowitz, dem wiederum Beethoven seine „Eroica“ offiziell zueignet.

Und noch etwas bestimmt des Dirigenten Deutung, die mit einer sparsamen Orchesterbesetzung (u.a. sieben erste Geigen, sechs Celli und doppelter Bläsersatz) aufwartet und damit Beethovens kammermusikalische Instrumentierung in entsprechenden Klang verwandelt. Auch fordert er von seinen Musikern eine Spielweise, bei der das Orchester als Summe von Einzelwesen erscheint. Daran muss sich das Ohr allerdings erst gewöhnen, wenn einem manches ziemlich spillrig statt gewohnt voluminös vorkommt.

Dafür hört man plötzlich Mittelstimmen und Feinheiten. Allerdings nicht, wenn Wiede straffen Schritts durch die Partitur eilt und sich das Geschehen im Forte leider allzu oft zu forciert im Klanggewusel ballt. Da gerät seine dynamisch differenzierte, jedoch auch zu sezierende Sichtweise und das Ringen um Tiefgründigkeit an ihre Grenzen. Begeisterter Beifall, bedankt mit einer Teilwiederholung des Finales. Peter Buske

Peter Buske

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