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Das Hans Otto Theater am Tiefen See Potsdam.

© Andreas Klaer

Mehr Geld für Potsdams Kultur: Wer profitiert, wer verliert

Der größte je beschlossene Potsdamer Haushalt ist in Kraft getreten. Nun steht auch fest, wie hoch die Fördersummen für die Museen und Theater sind.

Potsdams Doppelhaushalt für die Jahre 2023 und 2024 ist am Freitag in Kraft getreten. Nachdem die Stadtverordneten die Ausgaben und Einnahmen der Landeshauptstadt sowie die Steuersätze nach turbulenten politischen Debatten Anfang Juni beschlossen hatten, ist die Haushaltssatzung am gestrigen Donnerstag in einer Sonderausgabe des Amtsblatts veröffentlicht worden.

Damit gilt das Zahlenwerk – mit rund einer Milliarde Euro jährlich der größte je in Potsdam beschlossene Haushalt – ab sofort. Das ist nicht nur eine Formalie, denn mit Inkrafttreten erhalten alle Träger und Institutionen nunmehr auch das für sie vorgesehene Geld aus der Stadtkasse. Vorher kann nur mit einer sogenannten vorläufigen Haushaltsführung gewirtschaftet werden.

Freie Träger bekommen mehr – auch wegen Inflation

Bis zuletzt gefehlt hatte allerdings eine Entscheidung der Stadtverordneten über die Verteilung von Geldern in der Kultur. Nach einem ersten Beschluss im Kulturausschuss, fraktionsübergreifend mehr Mittel als zunächst vorgesehen für die Kultur zu fordern, hatte die Rathauskooperation aus SPD, Linken und Grünen dann doch einen eigenen Vorschlag gemacht. Das hatte Unmut bei den anderen Fraktionen hervorgerufen. In einer Sondersitzung des Kulturausschusses am Mittwochabend zog die Kooperation ihre Vorlage jedoch wieder zurück.

Grund war ein überarbeiteter Vorschlag der Verwaltung, auf den sich alle Fraktionen einigen konnten und der schließlich einstimmig beschlossen wurde. Er legt nun die Verteilung der zusätzlichen Gelder fest - immerhin 700.000 Euro für 2023 und 910.000 Euro für 2024. Von diesen Summen gehen in diesem Jahr 213.700 Euro und im kommenden 231.000 Euro an freie Träger der Kultur wie Fabrik, Waschhaus oder T-Werk. Das heißt, die Stadt fördert auf dem Niveau von 2022. Doch dabei bleibt es nicht: Um einen Inflationsausgleich zu schaffen, gibt es eine pauschale Erhöhung der Förderung um fünf Prozent. Das sind 147.500 Euro zusätzlich pro Jahr in 2023 und 2024.

Nur 10.000 Euro für Inselbühne – statt 100.000 Euro

Insgesamt sieht der städtische Haushalt nun 2,75 Millionen Euro für die freien Kulturträger vor. An die Inselbühne auf der Freundschaftsinsel gehen 10.000 Euro in 2023 und 57.000 Euro in 2024. Für den Betrieb als Kulturstätte wären allerdings rund 100.000 Euro pro Jahr nötig, hatte die Verwaltung zuvor mitgeteilt. Nunmehr soll laut Kulturfachbereichsleiterin Birgit-Katherine Seemann baldmöglichst eine „längerfristige Lösung“ gefunden werden.

Die Bachtage bekommen in 2024 neu 19.000 Euro, das Festival Explore Dance 30.000 Euro. Die kleinteilige Projektförderung wird mit 68.000 Euro mehr ausgestattet.

Mehr ausgeben können auch die Musikfestspiele (70.000 in 2023 und 81.500 Euro in 2024) sowie die Kammerakademie Potsdam (plus 30.000 und plus 77.000 Euro). Das Hans Otto Theater, dessen Intendantin Bettina Jahnke kürzlich noch vor einer Insolvenz der städtischen Theater GmbH gewarnt hatte, wird insgesamt mit 7,75 Millionen Euro gefördert und bekommt dieses Jahr 146.800 Euro und nächstes Jahr 98.000 Euro mehr.

Mehr Geld für das Potsdam Museum

Ebenso aufgestockt wird die Förderung für das Potsdam Museum und das Naturkundemuseum, jeweils um 57.000 Euro und 32.000 Euro (2023 und 2024). An die Gedenkstätte Lindenstraße fließen 30.000 Euro mehr im Jahr 2024. Für kostenfreie Kultur unter freiem Himmel soll nicht mehr wie bislang der „Kultursommer“ veranstaltet, sondern es sollen mit der Initiative KulturMachtPotsdam neue Formate entwickelt werden. Dafür gibt es dieses Jahr 25.000 und nächstes Jahr 39.000 Euro.

Mit den einzelnen freien Trägern will die Kulturverwaltung nun nach dem Beschluss der Stadtverordneten ins Gespräch gehen über die konkreten Zuschüsse. Klar sei, so die SPD-Stadtverordnete Sarah Zalfen, dass der Finanzierungsbedarf weit über die jetzigen Summen hinausgingen. Seemann sagte, nach der Sommerpause solle es eine Gesamtschau zur Lage der Kulturträger geben, damit man vorbereitet sei für die nächsten Haushaltsverhandlungen und herausfinde, wie es mit den jetzigen Summen funktioniere.

Jens-Uwe Sprengel, künstlerischer Leiter des T-Werks in der Schiffbauergasse sagte, er rechne damit, dass das Jahr 2023 dank der erhöhten Förderung nun zu stemmen sei. Allerdings sei die Steigerung für 2024 ist niedriger als für 2023. Damit biete der Haushalt „für 2024 keine Möglichkeit, der Kostensteigerung zu entsprechen“, so Sprengel: „Die Unterfinanzierung nimmt zu.“ Das bestätigte auch Matthias Paselk vom Waschhaus.

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