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Hubert von Meyerinck mit Ruth Stephan, 1957.

© imago/United Archives

Hupsi, Held der zweiten Reihe: Ein Buch erinnert an Schauspieler Hubert von Meyerinck

Der Potsdamer Schauspieler Hubert von Meyerinck spielte sich durch die Weimarer Republik, das Dritte Reich, die BRD. Jetzt ist ein Buch über ihn erschienen.

Wer kennt ihn noch, diesen Helden der zweiten Reihe? Der Potsdamer Schauspieler Hubert von Meyerinck (1896-1971) spielte jahrzehntelang Schwänke, Schnulzen und Klamotten; große Rollen aber spielte er selten. Und er spielte sich unbeschadet durch drei Systeme: Weimarer Republik, „Drittes Reich“, BRD. Oft Schurken. Allein zwischen 1933 und 1945 soll er an rund einhundert Filmen beteiligt gewesen sein.

G.W. Pabst, Gustaf Gründgens, Meyerinck: Wie konnten sie? Zu welchem Preis? Darauf gibt das jüngst erschienene Buch von Matthias Gerschwitz keine Antwort. Aber die akribisch recherchierte Doppelbiografie über Meyerinck und dessen Kollegen Wilhelm Bendow listet die Fakten auf. „Tü-Tü und Zack-Zack“ heißt sie, Meyerinck ist mit Letzterem gemeint. Freunde sollen ihn „Hupsi“ genannt haben, wegen des unaufhörlichen Bewegungsdrangs. Marlene Dietrich zum Beispiel.

Geboren wurde Meyerinck in eine Potsdamer Offiziersfamilie. Sein Vater ist Hauptmann des Garde-Jäger-Bataillons, der Großvater war Kommandeur der Roten Gardehusaren. Zur Taufe wird ihm ein Hohenzollern-Orden des Großonkels, kaiserlicher Oberjägermeister, aufs Kleid gelegt. Man erwartet Großes. Doch statt einer militärischen Karriere strebt er der Bühne zu. Und, das macht ihn zeitlebens angreifbar: Er ist offen schwul. Bis zu ihrem Tod 1940 wird Meyerinck mit seiner Mutter leben.

Spielen, spielen, spielen

Großes Schauspielhaus, Renaissancetheater, Komödie am Kurfürstendamm, Kabarett, allein 19 Stummfilme. Hubert von Meyerinck spielt, spielt, spielt. Auch wenn die Kritik ihn „Varietéhanswurst“ nennt. Nach Feierabend verkleidet er sich bei Festen als Nonne oder „wilde Spanierin“. Noch 1933 singt er im „Chanson vom falschen Zug“: „Wie kommt es, dass er nach Nazidonien fährt?“

Trotzdem bekommt er von Propaganda-Minister Goebbels das Prädikat „unabkömmlich“ verabreicht. Dreht nach 1933 Komödien, Krimis und den Kriegsfilm „Henker, Frauen und Soldaten“. Er sei als „degenerierter Potsdamer Typ“ verschrien gewesen, schreibt Gerschwitz. Offenbar war er aber auch ein gefragter Typ. Sowie einer, der (aus der Not heraus?) nicht die Nähe zur SS oder Reichskulturkammer scheute. Und nach 1945? Dreht er weiter. Bis zu seinem Tod nochmal rund einhundert Filme.

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